Vom digi­talen Land­schafts­bild zum Fine-Art-Druck

Die Anzahl an aufge­nom­menen Bildern auf der Welt steigt Jahr für Jahr. Viele von ihnen versinken in den Tiefen von Daten­trä­gern in der Bedeu­tungs­lo­sig­keit. Aber dennoch gibt es sie, die Schnapp­schüsse oder auch hoch­ka­rä­tigen, durch­ge­planten, wohl kompo­nierten Foto­gra­fien, die es unbe­dingt wert sind, dass man sie in best­mög­li­cher Qualität ausdruckt und an die Wand hängt, sodass sie jeder der zu Besuch kommt sehen kann. Gerade Aufnahmen aus der Natur- und Land­schafts­fo­to­grafie erwa­chen ausge­druckt auf großem Format zum Leben und bringen den Betrachter so zum Staunen. Auf dem Weg von Kame­ra­sensor hin zum Fine-Art-Pigment­druck auf exklu­sivem Foto­pa­pier (oder auch Foto­druck hinter Acryl, Lein­wand etc.) lauern einige Fall­stricke, die ich in diesem Blog-Beitrag erläu­tern möchte.

Ich erkläre euch, wie man ein digi­tales Bild in ein gedrucktes Foto umwan­delt und welche Faktoren man dabei beachten sollte. Wir werden uns damit beschäf­tigen, welche Rolle der Farb­raum und die Auflö­sung spielen, welche Papier­sorten und Drucker am besten geeignet sind und wie man das Bild vorbe­reiten sollte, um das beste Ergebnis zu erzielen. Ein inter­es­santes Thema, dass, wenn man es einmal durch­ge­spielt hat und den ersten eigenen Druck in den Händen hält, zu Begeis­te­rungs­strömen führen kann.

Das aufge­nom­mene Bild

Schon bereits bei der Aufnahme des Bildes sollte man auf einen gewissen Stan­dard achten. Denn nach dem Motto “shit in, shit out”, kann das Endergebnis nur so gut sein, wie der Start­punkt, nicht aber besser. Aus diesem Grund empfehle ich, wie so oft eure Fotos im RAW-Datei­format eurer Kamera aufzu­nehmen, nur so habt ihr in der Bild­be­ar­bei­tung die beste Kontrolle über Farben, Schärfe, usw.

Solid und Volatil | Sony a7III + Sony FE 4/24–105 mm G @ 24 mm, f/13, 0,4 Sek., ISO 400

Diese und alle andere Aufnahmen dieses Beitrags kannst du unter “Prints” als Kunst­druck für deine Wand zu Hause direkt bei mir anfragen. 

Farb­raum und Auflösung

Die beiden wich­tigsten Faktoren bei der Umwand­lung eines digi­talen Bildes in ein gedrucktes Foto sind der Farb­raum und die Auflö­sung. Der Farb­raum bezieht sich auf die Anzahl der Farben, die ein Bild darstellen kann. Der Mensch hat einen gewissen Farb­raum, den er über­haupt sehen kann, auf dem folgenden Foto darge­stellt als bunte Fläche. Als Stan­dard wurde vor einigen Jahren der sRGB-Farb­raum einge­führt, um Farb­ver­schie­bungen zwischen verschie­denen Moni­toren und Geräten zu verrin­gern bzw. zu verein­heit­li­chen. Photo­shop und Ligh­t­room , als Bild­be­ar­bei­tungs­soft­ware arbeitet intern mit ProPho­toRGB und damit dem größten digi­talen Farb­raum, der teil­weise über das mensch­liche Sehver­mögen hinaus geht. AdobeRGB deckt mehr Farben als der sRGB Farb­raum ab, und wurde eigent­lich dazu entwi­ckelt, um Dateien in den Druck­farb­raum CMYK zu über­führen, da er alle Farben des Drucks abdeckt. Hier lauert jedoch aktuell die Gefahr.

Welcher Farb­raum ist am besten (geeignet)

Häufig stellt sich für Beginner die Frage, nehme ich meine RAWs im Farb­raum sRGB oder AdobeRGB auf. Wahr­schein­lich werden einige denken, AdobeRGB wäre die bessere Wahl, da dieser Farb­raum mehr Farben enthält, was natür­lich korrekt ist. Aber die wenigsten besitzen einen Monitor, der diese Farben darstellen kann, ergo bear­beiten sie verein­facht gesagt Farben, die sie nicht sehen und auf diese haben sie quasi keinen korrekten Einfluss. Das führt einer­seits zu Farb­ver­schie­bungen, wenn ein Gerät, dass nur sRGB darstellen kann, eine Datei anzeigt und ande­rer­seits zu “Fehl­in­ter­pre­ta­tion”, was Farben im fertigen Druck angeht. Es ist also in den meisten Fällen besser, sich am Stan­dard RGB (sRGB) zu orien­tieren. (Mehr zu diesem Thema findet ihr hier). Bis AdobeRGB quasi der neue Stan­dard ist, wird noch etwas Zeit vergehen und ihr solltet euch daran orien­tieren, was euer Bild­schirm euch darstellen kann.

Quelle: https://lernen.zoner.de/wp-content/uploads/2020/05/05_mehr_RGB.png?fidl=2019–06-mag-de&utm_source=lernen.zoner.de&utm_medium=referral&utm_campaign=srgb-prophoto-rgb-und-andere-kennen-sie-sich-mit-farbraeumen-aus&utm_content=text

Vom Bild­schirm mit sRGB zum Druck in CMYK

Aber auch der sRGB-Farb­raum, den wir meist bei digi­talen Bildern verwenden, kann viel mehr Farben darstellen als der CMYK-Farb­raum, der beim Drucken verwendet wird. Wenn du dein digi­tales Bild drucken möch­test, musst du es daher in den CMYK-Farb­raum konver­tieren, um sicher­zu­stellen, dass die Farben korrekt darge­stellt werden. Dies geschieht mithilfe des Drucker­trei­bers und auf Papier und Druck­farben abge­stimmte icc-Profile. Mit ihnen können wir auch am Monitor das Druck­ergebnis simu­lieren. Dazu später mehr. Wichtig zu verstehen ist, dass im RGB-Farb­raum, verein­facht gesagt, ein schwarzer Bild­schirm mit Hilfe der Farben zum Leuchten gebracht wird und im CMYK-Farb­raum ein weißes Blatt einge­färbt wird.

Auflö­sung

Noch ganz kurz ein paar Worte zur Auflö­sung. Die Auflö­sung bezieht sich auf die Anzahl der Pixel in einem Bild. Für eine gute Druck­qua­lität soll­test du sicher­stellen, dass die Auflö­sung des Bildes hoch genug ist. Eine Auflö­sung von 300 dpi (dots per inch) ist ideal für den Druck. Zum Vergleich: Ein Bild für das Web hat häufig eine Auflö­sung von gerade einmal 72 dpi. Wenn die Auflö­sung zu niedrig ist, wird das Bild im Druck unscharf und pixelig aussehen.

Monitor und Kalibrierung

Ich hoffe, nach dem etwas trockenen Thema des Farb­raums seid ihr noch dabei. Viel­leicht wird euch nun aber von selbst bewusst, warum ein guter Monitor, der zumin­dest den sRGB zu nahezu 100 % abdeckt, notwendig und die Kali­brie­rung dieses Moni­tors wichtig ist.

Plakativ gesagt, ist euer Monitor zu warm einge­stellt, bear­beitet ihr eure Bilder von den Farben her voraus­sicht­lich zu kühl. Sind die Moni­tor­farben zu kalt einge­stellt, wird euer Bild zu warme Farben aufweisen. Ist euer Bild­schirm zu hell, bear­beitet ihr zu dunkel, ist euer Bild­schirm zu dunkel, bear­beitet ihr zu hell, etc.

Ich nutze selbst einen Benq-Monitor mit 100 % sRGB Farb­ab­de­ckung und kali­briere diesen mindes­tens einmal im Monat mit meinem Data­color SpyderX Elite, um sicher­zu­stellen, dass meine Fotos im Web wie beim späteren Druck optimal darge­stellt werden. Bitte versteht die Moni­tor­ka­li­brie­rung, wenn es um das Drucken geht, nicht als Gimmick, sondern als Notwendigkeit.

Papier und Drucker

Das Papier, auf dem du das Bild druckst, und der Drucker, den du verwen­dest, sind eben­falls wich­tige Faktoren. Aber auch wenn du nicht selbst druckst, sondern die Drucke herstellen lässt, dann vertraue unbe­dingt nur Anbie­tern, die dir auch icc-Profile für das Produkt anbieten. Andern­falls wird das Ergebnis dich nicht zufrie­den­stellen, da bin ich mir sicher. Mithilfe von icc-Profilen kannst du in Ligh­t­room (Soft­proof im Entwick­lungs­modul) und Photo­shop (Strg+Y bzw. Ansicht/Farbproof) die Druck­aus­gabe und den Einfluss der Papier­farbe simu­lieren. Für den Druck kannst du dann die Datei noch etwas aufbe­reiten. Meist korri­giere ich die Belich­tung leicht nach oben, verstärke wenn nötig den Kontrast und die ggf. Sätti­gung. Je nach Papier/Drucker. Dann passt auch die Bild­be­ar­bei­tung für den Druck.

Drucker

Ein wich­tiger Punkt ist, den rich­tigen Drucker/Druckdienstleister zu wählen. Ein Tinten­strahl­dru­cker ist ideal für den Druck von Fotos, da er eine hohe Farb­ge­nau­ig­keit und eine gute Detail­treue bietet. Gerade im Fine-Art-Druck-Bereich haben sich drei Hersteller, nämlich Epson, HP und Canon heraus­kris­tal­li­siert, die eine wirk­lich über­zeu­gende Druck­qua­lität mit hoch­qua­li­ta­tiven Pigment­tinte bieten.

Bei Druck­dienst­leis­tern solltet ihr beson­ders acht geben. Bieten sie  icc-Profile an? Sind sie renom­mierte Foto­la­bore mit guten Bewer­tungen? Nicht selten sind die güns­tigsten leider auch die mit der nied­rigsten Qualität. Es lohnt sich also manchmal einen Euro extra auszugeben. 

Icc-Profile

Wenn du selbst druckst, dann halte dich unbe­dingt an Vorgaben zu den Einstel­lungen von Drucker- und Papier­her­steller. Für meinen Druckern (ein Epson SC-P900) und die verwen­deten Papiere von Hahne­mühle© gibt es aufein­ander abge­stimmte icc-Profile mit empfoh­lenen Einstel­lungen zum Down­load. Gehe Schritt für Schritt vor und du wirst ein sehr gutes Druck­ergebnis haben.

Nutzt du einen Druck­dienst­leister lade die icc-Profile von deren Home­page und versuche am eigenen kali­brierten Monitor das Druck­ergebnis nach zu voll­ziehen. Anschlie­ßend expor­tierst du mit den ange­passten Einstel­lungen ein JPG oder TIFF für den Druck vom Dienstleister. 

Drucker­ein­stel­lungen

Beim Druck aus Photo­shop (was ich empfehle), bringe ich die Datei im Vorfeld immer in die verti­kale Anord­nung, da der Drucker so auch das Papier einzieht. So hat man die wenigsten Probleme durch falschen beschnitt, Ausrich­tung etc. Die Bild­größe passe ich im Vorfeld auf das gewünschte Endergebnis an und gehe dann ins Druck­menü. Nun ist es wichtig, dass die Farb­hand­ha­bung auf Farb­ma­nage­ment durch Photo­shop einge­stellt wird und das korrekte Drucker­profil (icc) ausge­wählt wird. Render­pri­o­rtät sollte auf relativ farb­me­trisch stehen. Hiermit werden Farben, die nicht gedruckt werden können, Zuge­schnitten und ange­passt. Korrekte Papier­größe und Druck­qua­lität in den Drucker­ein­stel­lungen auswählen und los geht der Druck.

Papier

Das Thema Papier (und, auch andere Druck­me­dien) ist ein großes Thema, bei dem es einer­seits auf persön­liche Vorlieben ankommt, ande­rer­seits aber auch eine ganz eigene Welt entsteht, wenn man sich damit tiefer befasst. In erster Linie ist es natür­lich der Künstler, der mit dem gewählten Papier die Aussage seines Schaf­fens und den Charakter des Motivs unter­streicht. Für den Druck von Fotos eignen sich glän­zendes oder mattes Papier. Jeder Papiertyp hat seine eigenen Vor- und Nach­teile, das können Schwarz- und Weiß-Werte sein, unter­schied­liche Ober­flä­chen­struk­turen, aber auch die Zusam­men­set­zung der Mate­ria­lien und die Nach­hal­tig­keit ist gerade unter Natur­fo­to­grafen ein Thema, das immer stärker in den Fokus rückt. Und es ist wichtig, das rich­tige Papier für das gewünschte Ergebnis auszuwählen.

Druck­vor­be­rei­tung

Die Schritte als kurze Checkliste:

Bevor du das Bild druckst, soll­test du sicher­stellen, dass du diese Schritte step-by-step befolgst, um sicher­stellen, dass dein Endergebnis zufrie­den­stel­lend ist.

Fazit

Am Anfang kann es etwas kompli­ziert wirken, denn das Drucken von digi­talen Bildern erfor­dert ein gewisses Maß an Vorbe­rei­tung und Wissen über Farb­raum, Auflö­sung, Papier und Drucker. Wenn du jedoch diese Faktoren berück­sich­tigst, und Schritt für Schritt vorgehst, dann stehen deinen hoch­wertig gedruckten Fotos nichts im Weg und sie werden auf Garantie so gut aussehen, wie auf dem Bildschirm.

Hast du noch eine Ergän­zung oder sollte ich was vergessen haben, dann schreib es gerne in die Kommen­tare. Schreib mir auch gerne, wenn ich den ganzen Prozess in einem Video einmal erklären soll.

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