Timelapse-Aufnahmen erstellen — so gehts
Was ist ein Timelapse?
Mit Hilfe von Timelapse-Aufnahmen werden Bewegungen die über einen längeren Zeitraum geschehen beschleunigt dargestellt. Dazu werden in den meisten Fällen einzelne Aufnahmen in einem bestimmten Intervall aufgenommen und dann als Video mit einer Bildfrequenz von bspw. 25 Bilder pro Sekunde abgespielt. Daraus ergibt sich dann ein Zeitraffer. So kann man Vorgänge, wie z.B. das Bewegen von Schatten durch die Sonnenstellung, deutlich sichtbar machen.
Bei einer Bildfrequenz von 25 Bilder pro Sekunde (fps) benötigt man also bereits 100 Bilder, um eine Videosequenz von 4 Sek. zu haben. Mit 500 Bildern bekommt man dann schon 20 Sek. Videomaterial zusammen.
Planung von Timelapse-Aufnahmen
Für die Planung von Timelapse-Aufnahmen ist für mich vor allen Dingen das Wetter relevant. Ein Blick in die gängigsten Wetter-Apps zeigt mir, bspw. ob ich mit Regengüsse rechnen muss. Auch können mit Hilfe von Wetterkarten interessante Wolkenstrukturen oder generell Wolkenbewegungen vorhergesagt werden. Wenn ich vorhabe die Farben eines Morgen- oder Abendrotes aufzunehmen plane ich dies gerne mit der Viewfindr App von Wetterfotograf Bastian Werner. Auch die Nebelvorhersage der App ist best-in-class würde ich sagen.
Generell sollte man sich für Timelapse-Aufnahmen aber nicht nur auf die wenigen Wetter-Ereignisse der Viewfindr App versteifen. In einer Zeitraffer-Aufnahme können alle langsamen Bewegungen schnell dargestellt werden und dadurch sehr interessant sein.
Motive für Timelapse-Aufnahmen
Natürlich ist auch in der Timelapse-Fotografie der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Bei der Motivwahl sollte man immer bedenken: Sehr langsame Bewegungen können sichtbar gemacht werden, andere Bewegungen werden beschleunigt. Hier für den Start mal eine kleine Liste mit geeigneten Motiven, die ihr mal ausprobieren könnt:
- Vorbeiziehende oder sich bildende Wolken am Himmel
- Sonnenuntergang-/Aufgang
- Farben der Blauen Stunde am Himmel und ggf. Morgen- und Abendrot
- Sich durch die Sonne bewegende Schatten
- über den Nachthimmel ziehende Sterne und der Mond
- Wasser, bspw. Ebbe und Flut
- Autos und Züge
- Menschen auf belebten Plätzen
- Uhrzeiger einer Turmuhr
- Baustellen und Baukräne
- Sprießende Pflanzen, sich öffnende Blüten
Geeignete Standorte für Timelapse-Aufnahmen
Bei der Planung und Vorbereitung von Timelapse-Aufnahmen solltet ihr euch im Vorfeld bereits Gedanken über euren Standort machen. Wählt diesen am Besten so, dass euch keiner vor die Kamera laufen kann. Bedenkt auch, dass Bewegungen, die direkt vor der Kamera geschehen auf Grund der längeren Belichtungszeit dazu führen können, dass sie gar nicht auf der Aufnahme erkennbar oder sichtbar sind. Bewegungen in der Ferne dafür um so besser.
Fährt euch bspw. ein Auto vor der Kamera vorbei, bei einer Belichtungszeit von sagen wir 2 Sekunden, dann habt ihr am Ende ein Video auf dem ein Bild aus Hunderten mit Streifen des Autos zu sehen sind. Im Video als Flickern zu erkennen. Das wollt ihr aber vermeiden. Fährt das Auto aber in der Ferne vorbei, so werdet ihr am Ende mehrere Aufnahmen haben, auf denen das Auto sich quasi durch Bild bewegt. Im Video wird diese Bewegung erkennbar werden.
Es ist also durchaus hilfreich etwas Abstand zu den Bewegungen zu haben, die ihr aufnehmen wollt. Vor allem, wenn es sich um schnelle Bewegungen handelt.
Ein weiterer Tipp ist auch den Bildausschnitt der Komposition zu wählen und dann tendenziell noch etwas raus zu zoomen. Den Bildausschnitt also etwas größer wählen. Für das Video-Format werden die Bilder meist ein wenig gecroppt, außerdem habt ihr evtl. auch ein wenig mehr Bewegung im Bild, als wenn ihr den Ausschnitt zu eng wählt. Das hat mir schon einige Male die Aufnahme gerettet. Bspw. ein ums andere mal hatte ich beinahe die interessantesten Wolken nicht im Bild, hätte ich die Ursprüngliche Brennweite genutzt.
Achtet vielleicht auch darauf, dass ihr wind- und regengeschützt seid, sollte dies vom Wetter her ein Thema sein.
Equipment
Stativ
Für die Aufnahme eines Timelapse sind grundsätzlich erstmal wenige Dinge notwendig. Im Grunde benötigt ihr eine Kamera, mit der ihr in regelmäßigen Abständen ein Bild aufnehmen könnt und einen festen Stand. Diesen erreicht ihr am einfachsten mit einem Stativ.
Intervallometer
Was für eine Kamera ihr verwendet ist eigentlich egal. Theoretisch reicht auch erstmal ein Handy. Idealerweise hat die Kamera einen integrierten Intervallometer, oder es besteht die Möglichkeit einen externen Intervallometer anzuschließen. Ansonsten müsstet ihr jede einzelne Aufnahme manuell auslösen, bspw. über einen externen Auslöser, damit ihr die Kamera nicht verwackelt.
Für die, die sich schon länger mit Timelapse befassen, ist der LRTimelapse PRO Timer ein Begriff. Es ist das absolut bester Intervallometer, mit dem ihr auch komplette Tag-Nacht-Übergänge bewerkstelligen könnt. Allein mit den Einstellungen in der Kamera ist meist maximal ein Übergang der Blauen Stunde bis kurz nach dem Sonnenaufgang möglich.
Graufilter
Sobald ihr die ersten eigenen Testaufnahmen gemacht habt, werdet ihr merken, dass es für das Video besser ist, wenn die Belichtungszeit min ca. 50% des Aufnahmeintervalls beträgt. Die Bewegungen werden so etwas unscharf dargestellt, was im Video selbst aber angenehmer anzuschauen ist. Die Bewegungen wirken weniger “rucklig” und weicher. Beim Beispiel von ziehenden Wolken nimmt man häufig ein Intervall von 5 oder 6 Sekunden, was eine Mindestbelichtungszeit von 2,5–3 Sekunden bedeutet. Gerade Tagsüber ist dies ohne Graufilter nicht zu erreichen.
Bei sich verändernden Lichtverhältnissen, bspw. Sonnenaufgang ist es natürlich nicht möglich immer die selbe Belichtungszeit konstant zu halten. Hier müssen Kompromisse eingegangen werden. Siehe dazu das On-Location-Video weiter unten.
Diese und alle andere Aufnahmen dieses Beitrags kannst du unter “Prints” als Kunstdruck für deine Wand zu Hause direkt bei mir anfragen.
Kameraeinstellungen für Timelapse-Aufnahmen
Manueller Fokus
Generell bietet es sich an für Timelapse-Aufnahmen den Manuellen Fokus zu verwenden. Gerade bei schwierigen Lichtverhältnissen kann es passieren, dass der Autofokus einmal daneben liegt und so hättet ihr unbrauchbare Bilder innerhalb des Video-Clips. Also manuell fokussieren. Probeaufnahme machen, wenn es passt nicht mehr verändern.
Bei gleich bleibenden Lichtverhältnisse M
Wenn sich die Lichtverhältnisse über die Dauer eurer Aufnahme wenig bis gar nicht verändern, dann empfiehlt es sich die Kamera im Manuellen Modus zu betreiben. Wählt Blende, ISO und Belichtungszeit und lasst die Aufnahme laufen. Wie bereits erwähnt liegt die Belichtungszeit idealerweise bei 50% des Aufnahmeintervalls, da die Bewegung unscharfer und im Video dadurch sanfter und flüssiger wird.
Bei sich verändernden Lichtverhältnisse A
Bei einer sich ändernden Lichtsituation, bspw. Sonnenuntergang, wähle ich dennoch den A‑Modus, also die Blendenvorwahl. Die Belichtungszeit wird dann von der Kamera angepasst. Bei der Wahl der ISO und eurer Start-Belichtungszeit müsst ihr nur genügend Spiel übrig lassen. Startet ihr quasi vor Sonnenuntergang schon mit 2 Sek. Belichtungszeit, bei einem Intervall von 5 Sek. kann die Kamera nicht mehr lange ausgleichen. Sobald es dunkler wird benötigt sie eine längere Belichtungszeit, was schlicht nicht mehr möglich ist. Also startet, auch wenn es vielleicht nicht ganz so schön auf dem fertigen Video ist, mit einem höheren ISO und einer Belichtungszeit von vielleicht 1/200 Sek. Fotografiert ihr in den Tag hinein dann beginnt bspw. bei der längst möglichen Belichtungszeit.
Vermeide ISO-Automatik
ISO Auto ist im übrigen nicht zu empfehlen. Die ISO-Automatik möchte immer eine kurze Belichtungszeit verwirklichen und geht dabei gerne in die hohen ISO-Bereiche.
Mit einem Intervallometer wie dem o.g. LRTimelapse Pro Timer ist es möglich alle Parameter im optimalen Bereich zu steuern. Wenn man von der dunklen Nacht, bis in den Tag hinein fotografieren möchte, kommt man um so eine Lösung nicht vorbei.
Blende
Die Blende sollte bei Timelapse-Aufnahmen irgendwo zwischen 5.6 und 8, maximal Blende 11 liegen. Eine zu sehr geschlossene Blende kann zu unschönem Flickern führen. Wählt die Blende als mit bedacht und so, dass ihr genügend Schärfe in euren Bildern habt.
Intervalle
Bleibt noch eine Frage offen. Welches Aufnahmeintervall soll ich einstellen. Es gibt ein paar Anhaltspunkte, aber auch in diesem Bereich ist ein wenig Erfahrung hilfreich. Mit der Zeit lernt man aber einzuschätzen, ob die Wolken jetzt sehr schnell ziehen oder nicht. Je schneller, desto kürzer sollte das Intervall gewählt werden. Wenn ihr euch nicht ganz sicher seit, das Intervall eher etwas kürzer wählen.
Hier einige Anhaltspunkte:
- Vorüberziehende Wolken ca 5–15 Sek.
- aufgehende Knopsen/Blüten ca 30–60 Sek.
- Menschen auf Platz ca. 1–5 Sek.
- Sonnenaufgang/Sonnenuntergang ca. 5–15 Sek.
- Jahreszeiten oder Bauprojekt ca. 1 Aufnahme/Stunde bis 1 Bild/Tag
Warum habe ich welche Einstellungen für dieses Timelapse gewählt?
Da ich direkt in die Sonne fotografierte, wollte ich ein zusätzliches optisches Element vermeiden und entschied mich gegen einen Graufilter. Daher musste ich die Blende recht weit schließen (f/11), um bei Aufnahmestart eine Belichtungszeit größer als 50% des Intervalls zu haben. Das Intervall hatte ich bei 5 Sekunden gewählt, da die Wolken recht schnell vorbeizogen. Natürlich reduzierte sich die Belichtungszeit bis zum Sonnenaufgang deutlich. Kurz vor dem Sonnenaufgang lag sie bereits bei 1/15 Sek. Mit der geschlossenen Blende, wollte ich auch den Sonnenstern bei Sonnenaufgang etwas deutlicher nuancieren. Ob jetzt Blende 9 oder 8 und ISO 100 besser gewesene wäre, darüber lässt sich streiten. Am Ende spielt es jedoch keine besonders große Rolle.
Software für Intervallaufnahmen
Software zum Erstellen Timelapse-Videos gibt es reichlich. Da hilft Google. Ich mache auf die Schnelle meist eine ziemlich grobe Bearbeitung in Lightroom für alle Bilder synchron, exportiere die Bilder als JPG und ziehe sie in DaVinci Resolve, um mir das Ergebnis einmal anzuschauen und ggf. als Videoclip zu exportieren. Dies ist wie gesagt nur sehr grob und sollte es zu einem Flickern gekommen sein, stößt diese Methode recht schnell auf ihre Grenzen.
Hierbei hilft die Software LRTimelapse von Gunter Wegner. Mit LRTimelapse ist es möglich einzelne Fotos (Keyframes) im RAW-Format in Adobe Lightroom zu bearbeiten und dann automatisch auf die ganze Sequenz anzuwenden. Mit Hilfe der Keyframes können Parameter auch angepasst an die sich veränderten Lichtverhältnisse in den Bildern gesetzt werden, was ein wesentlich besseres Endergebnis erzielt. Nach dem Export der Fotos aus Lightroom erstellt LRTimelapse hochqualitative Videos bis zu Auflösungen von 8K (und mehr!).
Die Infos dazu findet ihr hier: GWegner
Hier habe ich noch ein kurzes “On Location”-Video zusammengestellt mit der fertigen Timelapse am Ende. Schaut gerne mal rein. Ich freue mich über “Daumen hoch”, Kommentare und natürlich auch, wenn ihr meinen Kanal abonniert. Zukünftig werde ich sicher mehr und mehr solcher Videos aufnehmen.
Checkliste für dein Timelapse
- Volle Akkus
- ausreichend große Speicherkarte
- stabiles Stativ
- wind- und wettergeschützter Aufnahmeort
- Batterien im Intervallometer/Auslöser checken
Kameraeinstellungen in aller Kürze
- korrekte Auflösung und in RAW
- Bildausschnitt etwas größer wählen
- manuell fokussieren, Autofokus aus
- Belichtung auf M (für gleichbleibende Lichtverhältnisse) oder A (für veränderliche Lichtverhältnisse)
- feste Blende im optimalen Schärfebereich wählen
- Belichtungsmessung auf einem Spot in den keiner reinlaufen kann oder integral
- ISO so wählen, damit genügend Spielraum für Belichtungszeit bleibt
- Intervall einstellen, besser kürzer für flüssige Wiedergabe
- nur bei DSLR: optischen Sucher abdecken
- unnötige Stromverbraucher abschalten oder gleich Power-Bank anschließen
Update 24.02.2023:
Für das Aufnehmen von Timelapse-Aufnahmen habe ich mir eine gebrauchte Sony ZV-E10 gekauft. In einem ersten Wettstreit habe ich sie gegen die Sony a7 III antreten lassen. Wie sie sich geschlagen hat, könnt ihr in folgendem Video sehen.