Brenn­weiten und ihre Bild­wir­kung in der Landschaftsfotografie

In der Land­schafts­fo­to­grafie ist die Wahl der Brenn­weite ein entschei­dender Faktor. Die Brenn­weite beein­flusst nicht nur den Bild­aus­schnitt, sondern auch die Bild­wir­kung. In diesem Blog­bei­trag werden wir uns mit den verschie­denen Brenn­weiten und ihrer Wirkung auf Land­schafts­bilder auseinandersetzen. 

Das Gute vorab: Jede Brenn­weite eignet sich für die Land­schafts­fo­to­grafie! Es ist also in erster Linie egal, mit welcher Brenn­weite du beginnst, Land­schaften einzu­fangen. Dennoch hat jeder Brenn­wei­ten­be­reich natür­lich seine Vorzüge. So ist ein Weit­winkel am Meer ein Muss, der Stan­dard-Zoom-Bereich im Wald vorteil­haft und mit dem Tele-Zoom­be­reich lassen sich in den Bergen monu­men­tale Aufnahmen erschaffen. Aber immer daran denken: Krea­ti­vität bei der Foto­grafie kennt keine Grenzen und beson­dere Aufnahmen erschafft man auch gerade dann, wenn man sich von dem “Stan­dard” löst. Deshalb erzähle ich euch in diesem Blog-Beitrag nicht, welche Brenn­weite ihr wo verwenden sollt, sondern erkläre euch die Wirkung, die ihr im Bild mit den verschie­denen Brenn­weiten erzielt.

Weit­win­kel­ob­jek­tive

Wenn ihr Foto­grafen nach einem typi­schen Brenn­wei­ten­be­reich für Land­schafts­fo­to­grafie befragt, denn werden wahr­schein­lich über 90 % für den Bereich von 16–35 mm plädieren. Und es ist tatsäch­lich so, dass ein 16–35 mm Objektiv in der Tat ein abso­lutes Work-Horse
in der Land­schafts­fo­to­grafie darstellt.

Blaue Stunde am Krip­pen­stein | Sony a7 III + Sony FE 2.8/16–35 mm GM @ 18 mm, f/11, 1/4 Sek., ISO 100

Bild­wir­kung von Weitwinkelobjektiven

Mit dem Brenn­wei­ten­be­reich von weniger als 35 mm zählen diese Objek­tive zu den Weit­win­kel­ob­jek­tiven. Sie haben den Ruf, sich hervor­ra­gend für die Land­schafts­fo­to­grafie zu eignen, denn damit lassen sich wunderbar weite Land­schaften einfangen. Mit dem korrekten Einsatz kann man den Eindruck von der Größe und Weite einer Land­schaft für den Betrachter einfangen.

Durch die Verzer­rung, die bei Weit­win­kel­auf­nahmen entsteht, kann man auch inter­es­sante Perspek­tiven und Effekte erzielen. Posi­tio­niert man die Kamera beispiels­weise vertikal und plat­ziert einen Berg­gipfel am oberen Rand, so wird dieser in die “Höhe gezogen”, also perspek­ti­visch verzerrt, was den Gipfel größer wirken lässt.

Eine weitere Eigen­schaft von Weit­win­kel­ob­jek­tiven liegt darin, dass Nahe an der Kamera posi­tio­nierte Objekte deut­lich größer wirken als entfernte. Durch den rich­tigen Einsatz kann das eine Balance zwischen bspw. Blume im Vorder­grund und Berg im Hinter­grund ermöglichen.

Durch Aufnahmen mit Weit­win­kel­ob­jek­tiven lässt sich für den Betrachter Aufnahmen erzielen, bei denen er das Gefühl hat, mitten im Geschehen zu sein. Doch der korrekte Umgang mit Weit­win­kel­ob­jek­tiven ist gerade für Anfänger in der Foto­grafie ein schwie­riges Unterfangen.

Häufige Fehler im Einsatz von Weitwinkelobjektiven

Da Weit­win­kel­ob­jek­tive die Eigen­schaft besitzen, entfernte Objekte kleiner darzu­stellen, als sie es tatsäch­lich sind, ist ein weit­ver­brei­teter Fehler beim Einsatz von Weit­win­kel­ob­jek­tiven nicht nahe genug dran zu sein. Der Berg, von dem man vor Ort so erstaunt war, wirkt auf dem Bild zu Hause weder monu­mental, noch bringt er den Betrachter zum Staunen.

Viele Anfänger stehen in der Wildnis und sind über­mannt von Gefühlen ob der wunder­baren Natur um sie herum, holen die Kamera mit dem Weit­winkel und foto­gra­fieren die Szene mit allem, wie sie es eben gerade erleben. Das Ergebnis ist ein Bild mit einem “Haufen Natur” und dennoch irgendwie nichts.

Sonnen­stern an der Fide­re­pass­hütte | Nikon D7200 (APS‑C) + Sigma 18–35 mm f.18 Art @ 18 mm, f/11, 1/400 Sek., ISO 100

Tipp beim Umgang mit Weitwinkelobjektiven

Gerade beim Einsatz mit Weit­win­kel­ob­jek­tiven ist es notwendig, in Schichten zu denken. Versucht ein Motiv zu finden, dass groß genug ist, dass es auch mit Weit­win­kel­ob­jektiv nicht zu klein wird (Ein Leucht­turm, ein Berg, ein großer Baum, und auch wenn es am Strand einfach nur der drama­ti­sche Himmel ist funk­tio­niert das). Findet dann den passenden Vorder­grund dazu z. B. inter­es­sante Muster im Sand, beson­dere Steine, Gräser, Wurzel etc. und geht nahe ran. Viel­leicht noch etwas näher? Macht euch bewusst: Dieser Vorder­grund wird der Star der Show! Er ist nicht einfach nur Mittel zum Zweck. Er fängt den Blick des Betrach­ters und dieser wiederum entscheidet in Bruch­teil einer Sekunde, ob er das Bild weiter betrachtet oder nicht.

Versucht nun Vorder­grund und Hinter­grund zu verbinden. Spielt mit der Höhe und Neigung der Kamera. Steht die Kamera höher, vergrö­ßert sich der Mittel­grund. Ist er nicht inter­es­sant genug, versucht eine tiefere Posi­tion, dadurch verrin­gert ihr seine Größe und sein visu­elles Gewicht.

Aber Achtung: Befinden sich Bäume oder Gebäude im Bild, sollte even­tuell auf ein Neigen der Kamera verzichtet werden, da dies zu stür­zenden Linien führt. Es sei denn, dies ist aus krea­tiver Sicht von euch gewünscht.

Stan­dard­ob­jek­tive

Ein Brenn­wei­ten­be­reich, der bei vielen Land­schafts­fo­to­grafen weniger Beach­tung erhält, ist der Stan­dard­brenn­wei­ten­be­reich, obwohl er sich, wie ich eingangs erwähnt habe, gerade für die Wald­fo­to­grafie auch gut eignet. Objek­tive im Stan­dard­brenn­wei­ten­be­reich siedelt man zwischen 35 mm und 70 mm an. Häufig haben die Zoom-Objek­tive dieser Kate­gorie aber etwas mehr auf Lager als nur den Stan­dard­be­reich und beginnen schon im Weit­winkel von 24–70 mm oder haben sogar noch mehr Reich­weite in den Tele­be­reich wie mein Allrounder, das Sony FE 4/24–105 mm.

Herbst am Gerold­sauer Wasser­fall | Sony a7 III + Sony FE 4/24–105 mm G OSS @ 64 mm, f/16, 0,6 Sek., ISO 100

Bild­wir­kung von Standardobjektiven

Der Einsatz dieser Objek­tive ist eine Option, wenn kein beson­derer Vorder­grund vorhanden ist oder aber das entfernte Motiv im Hinter­grund durch Weit­winkel zu klein werden würde und man nicht näher heran­kommt. Im Stan­dard­brenn­wei­ten­be­reich ist das opti­sche Phänomen der Verzer­rung, aber auch die Illu­sion der Kompri­mie­rung (wir gehen darauf später bei den Tele­be­rei­chen darauf ein) prak­tisch nicht vorhanden bzw. ausgeglichen. 

Denken wir an den Anfänger von oben, so wäre er inmitten der atem­be­rau­benden Natur, die ihn umgibt, gut beraten, sich einige inter­es­sante Bereiche mit einem Stan­dard­ob­jektiv heraus­zu­pi­cken und diese zu foto­gra­fieren, als alles auf ein Bild zu packen. Wahr­schein­lich hätte er danach einige inter­es­sante Bilder anstelle von einem nichts­sa­genden Foto mit einem Haufen etwas.

Die Eigen­schaft des Stan­dard­brenn­wei­ten­be­reichs können wir uns gut zunutze machen, um Details in der Land­schaft hervor­zu­heben oder den Fokus auf bestimmte Elemente im Bild zu legen. Ab diesen Brenn­weiten wird es auch zuneh­mend unmög­lich, alles im Bild von Vorder­grund bis in den Hinter­grund ohne Fokus-Stacking scharf zu bekommen. Deshalb sollte man ggf. einen Vorder­grund auch bewusst out-of-focus aufnehmen, wenn sich das anbietet, um Tiefe im Bild zu schaffen.

Aufgrund ihrer geringen Verzer­rung eignen sie sich auch gut für das Erstellen von Panoramaaufnahmen.

Häufige Fehler im Einsatz von Standardbrennweite

Auch wenn im Stan­dard­brenn­wei­ten­be­reich der Bild­winkel bereits etwas enger wird und damit das Verein­fa­chen einer Szene leichter von der Hand geht, so sollte man dennoch darauf, dass man störende Bild­ele­mente im Bild­aufbau elimi­niert und das Bild sinn­voll füllt. Wie immer gilt, dass alles, was im Bild vorhanden ist, auch dem Bild dien­lich sein sollte. Motiv und nega­tiver Raum sollte in visu­eller Balance sein und es sollte eben­falls möglichst viel Tiefe im Bild erzeugt werden.

Boots­haus am Zürichsee | Sony a7 III + Sony FE 4/24–105 mm G OSS @ 43 mm, f/8, 30 Sek., ISO 100

Tipps beim Umgang mit mit der Standardbrennweite

Darum sollte man auch beim Foto­gra­fieren von Land­schaften im Stan­dard­brenn­wei­ten­be­reich in Vorder‑, Mittel- und Hinter­grund denken, wobei dem Vorder­grund deut­lich weniger Bedeu­tung zuteil­wird als bei einer Weit­win­kel­auf­nahme und das Haupt­motiv häufig Teil des Mittel­grunds ist. Ausnahmen natür­lich jeder­zeit möglich.

Man sollte sich auch darüber bewusst sein, dass es durchaus Land­schaften gibt, in denen Weit­win­kel­ob­jek­tive einfach nicht funk­tio­nieren. Das sollte jeder Land­schafts­fo­to­graf wissen. Ich persön­lich bspw. habe kaum ein Bild aus der Toskana gesehen, dass mit dem Weit­winkel aufge­nommen wurde und die Land­schaft mit ihren sanften Hügeln auch nur annä­hernd gerecht wird. Für solche Fälle ist das Stan­dard­brenn­wei­ten­be­reich und Tele­be­reich in der Land­schafts­fo­to­grafie beinahe unabdingbar.

Tele­ob­jek­tive

Tele­ob­jek­tive haben eine Brenn­weite von mehr als 70 mm bspw. ein 70–200 mm und auch wenn ich in meiner Anfangs­zeit als Land­schafts­fo­to­graf häufig zu hören bekam, dass sie sich der Tele­be­reich für die Land­schafts­fo­to­grafie angeb­lich weniger eignen sollte, so ist mein 100–400 mm heute eins meiner am häufigsten genutzten Objek­tive. Und das nicht aus Faul­heit, weil ich damit näher an entfernte Motive heran­zoomen kann. Nein. Zwei Charak­ter­ei­gen­schaften dieses Brenn­wei­ten­be­reichs spielen für meine Land­schafts­fo­to­grafie eine beson­dere Rolle. Durch ihren schmalen Bild­winkel ist es erstens leichter, komplexe Szenen zu verein­fa­chen und durch die opti­sche Illu­sion der Verdich­tung lassen sich ganz beson­dere Aufnahmen erstellen.

Einsame Kiefer | Sony a7III + Sigma 100 — 400 mm DG DN OS Contem­pory @ 326 mm, f/10, 1/800, Sek., ISO 100

Diese und alle andere Aufnahmen dieses Beitrags kannst du unter “Prints” als Kunst­druck für deine Wand zu Hause direkt bei mir anfragen. 

Bild­wir­kung von Teleobjektiven

Diese Verdich­tung sorgt dafür, dass ein Hinter­grund den Anschein erweckt, näher am Motiv im Vorder­grund zu sein. Hierbei handelt es sich nur um eine opti­sche Illu­sion. Das Tele­ob­jektiv holt diesen Hinter­grund nicht wirk­lich näher heran. Diese Eigen­schaft ist in den Bergen eine tolle Möglich­keit, ein Motiv bspw. ein Wanderer im Vorder­grund vor einer massiven Fels­wand abzu­lichten. Da nur ein kleiner Ausschnitt der Fels­wand zu sehen ist, wirkt diese riesig und monumental.

Der schma­lere Bild­winkel eignet sich wunderbar auch für mini­ma­lis­ti­schere und inti­mere Aufnahmen. Die kleinen Details in der Land­schaft können manchmal die großen Aussichten ergänzen und in manchen Fällen durchaus auch in den Schatten stellen. Mit dem Tele­ob­jektiv in der Kame­ra­ta­sche sollte man also durchaus beginnen, seinen Blick dafür zu schärfen.

Häufige Fehler beim Einsatz von Teleobjektiven

Der Einsatz von Tele­ob­jek­tiven macht ein Denken in Vorder‑, Mittel- und Hinter­grund fast unmög­lich. Häufig pickt man sich ein Detail aus der Natur heraus und durch die Posi­tio­nie­rung der Kamera ergibt sich der Hinter­grund. Recht simpel. Dennoch sollte man darauf achten, dass sich Hinter­grund und Motiv nicht gegen­seitig stören. Dies kann man beim Foto­gra­fieren z. B. durch Sepa­rie­rung glei­cher Farben oder Tonwerte erreichen.

Zudem sollte man die Belich­tungs­zeit im Auge behalten, aus der Hand foto­gra­fiert, sollte man bei einer so langen Brenn­weite eine ausrei­chend kurze Belich­tungs­zeit wählen. Hier hilft die 1 Sek. /Brenn­weite-Regel. Diese besagt, dass die Belich­tungs­zeit kürzer als 1 Sekunde geteilt durch die Brenn­weite sein sollte. Also bei 100 mm: 1 Sek. / 100 = 0,01 Sek. Bild­sta­bi­li­sa­tion in modernen Kameras und Objek­tiven helfen dabei auch längere Belich­tungs­zeiten wählen zu können.

Ansonsten kann man mit dem Einsatz von Tele­ob­jek­tiven erfreu­li­cher­weise recht wenige Fehler machen. Dennoch gibt es einige Tipps für den Umgang mit den langen Brennweiten.

Durch­schaut | Sony a7 III + Sony FE 100–400 mm GM @ 157 mm, f/4, 1/640 Sek., ISO 250

Tipps beim Umgang mit Teleobjektiven

Bei vielen Land­schafts­fo­to­grafen fristet das Tele­ob­jektiv ein Schat­ten­da­sein im Kame­ra­ruck­sack, dabei kann man sich dessen Eigen­schaften wunderbar zunutze machen.

Nehmen wir das Beispiel einer Wald­auf­nahme. Häufig möchte ich vermeiden, dass der Himmel, der durch das Blät­ter­dach scheint, auf dem Bild zu sehen ist. Die hellen Bild­be­reiche nehmen für manche Szenen zu viel Aufmerk­sam­keit des Betrach­ters in Anspruch. Nutze ich nun eine größere Brenn­weite und gehe einige Meter zurück, so kann ich den glei­chen Bild­aus­schnitt meines Motivs wählen, ohne Himmel im Bild zu haben.

Ein weiterer Einsatz sollte immer dann geprüft werden, wenn der Himmel wenig drama­tisch ist und auf dem Foto ohnehin ein lang­wei­liger Fleck wäre. Gerade in den Bergen lässt sich dann durch die Verdich­tung der Szene den Himmel ausgrenzen und dem Betrachter ein Gefühl der Größe vermit­telt werden. Außerdem eignet sich ein Tele­ob­jektiv, wie auch die Stan­dard­brenn­weiten wunderbar um kleine Szenen, also Details in der Natur und auch abstrakte Motive aufzunehmen.

Wind­schatten | Sony a7 III + Sony FE 100–400 mm GM @ 150 mm, f/16, 1/640 Sek., ISO 2500

Fazit

Die Wahl der Brenn­weite ist ein wich­tiger Aspekt in der Land­schafts­fo­to­grafie. Weit­win­kel­ob­jek­tive eignen sich gut, um weite Land­schaften zu erfassen, den Umgang mit ihnen muss man aber deut­lich stärker trai­nieren, damit ein Bild funk­tio­niert. Stan­dard­ob­jek­tive sind viel­seitig einsetzbar, vor allem durch heutige Stan­dard­zooms mit großen Brenn­wei­ten­be­rei­chen von 20–70 mm oder 24–105 mm sind sie unheim­lich flexibel. Aber auch Tele­ob­jek­tive sind hervor­ra­gende Begleiter, wenn es um das Skalieren und Verdichten einer Szene geht, gerade für inti­mere und mini­ma­lis­ti­schere Aufnahmen. Es lohnt sich also mit verschie­denen Brenn­weiten zu expe­ri­men­tieren. Macht euch also mit der Bild­wir­kung durch die jewei­lige Brenn­weite vertraut, um den Effekt im Bild zu erzielen, den ihr haben möchtet.

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