Wasser­fälle richtig fotografieren

Wasser­fälle zu foto­gra­fieren, kann die perfekte Beschäf­ti­gung darstellen, wenn kein beson­deres Foto­wetter herrscht. Doch es gibt einige Dinge die du wissen soll­test, bevor du losziehst. In diesem Blog-Beitrag bekommst du von mir alle wich­tigen Infos Wasser­fälle richtig zu fotografieren. 
Mombachtal. Eine meiner ersten Wasser­fall­auf­nahmen über­haupt | Nikon D7200 @ 18 mm, f/11, 5 Sek., ISO 100

Ausrüs­tung

Neben einer geeig­neten Kamera, mit der du Belich­tungs­zeit, Blende und ISO ggf. manuell einstellen kannst, und einem geeig­neten Objektiv, gibt es vor allen Dingen 3 weitere Dinge, die absolut notwendig sind:

  • Stativ
  • Pol- und Graufilter
  • Mikro­fa­ser­tuch

Objektiv, bzw. Brennweite

Beginnen wir mit geeig­neten Objek­tiven, bzw. Brenn­weiten. Wie in fast jedem Segment der Land­schafts­fo­to­grafie, ist es auch beim Foto­gra­fieren von Wasser­fällen nicht zwin­gend notwendig ein beson­ders Licht­starkes Objektiv zu haben. Meist arbeitet man im opti­malen Schär­fe­be­reich des Objek­tivs, bspw. zwischen Blende f/8 und f/13. Zudem wird häufig versucht eine lange Belich­tungs­zeit zu erzielen, um das Wasser weich wirken zu lassen. Warum es manchmal aber durchaus besser sein kann, den Wasser­fall mit kurzer Belich­tungs­zeit aufzu­nehmen, erfahrt ihr weiter unten.

Der am häufigsten genutzte Brenn­wei­ten­be­reich in der Wasser­fall­fo­to­grafie dürfte im Weit­win­kel­be­reich liegen. So bekommt man den ganzen Wasser­fall abge­lichtet, kann evtl. inter­es­sante Vorder­grund­ele­mente mit einschließen und kann mögli­cher­weise sehr nahe heran gehen. Aufpassen sollte man dabei aber, dass ein impo­santer Wasser­fall nicht zu klein und unbe­deu­tend auf dem Foto wird, was mit dem Weit­winkel leicht passieren kann, wenn man zu weit von ihm als Haupt­motiv entfernt ist.

Out of the Woods | Sony a7III @ 25 mm, f/11, 4/5 Sek., ISO 100

Den Stan­dard- oder Tele­be­reich nutze ich in meinen Foto­gra­fien von Wasser­fällen durchaus eben­falls häufiger. Für inti­mere Land­schafts­auf­nahmen, Details oder auch mit kurzer Belich­tungs­zeit, um die Wucht des Wassers im Foto sichtbar zu machen. Es hängt also auch ein wenig mit den Gege­ben­heiten vor Ort, dem Wasser­fall an sich und deiner Krea­ti­vität zusammen, für welches Objektiv, bzw. welche Brenn­weite du dich entscheidest.

Barbianer Wasser­fall in Südtirol, kurze Belich­tungs­zeit und meine Frau als Modell vermit­teln Größe und Macht des Wasser­falls | Nikon D7200 @ 31 mm, f/8, 1/320 Sek., ISO 400

Weitere Aufnahmen von Wasser­fällen mit Brenn­wei­ten­be­rei­chen von mehr als 50 mm:

Stativ

Ein Ausrüs­tungs­ge­gen­stand für die Wasser­fall­fo­to­grafie, der beinahe so elementar wir Kamera und Objektiv ist, ist das Stativ. Wie schon erwähnt arbeitet man meist mit längerer Belich­tungs­zeit, bei der man unmög­lich aus der Hand verwack­lungs­freie Bilder aufnehmen kann. Welches Stativ man verwendet bleibt euch über­lassen, aber es sollte eure Kamera plus Objektiv und Filter sicher tragen können. Wenn ihr hunderte, womög­lich tausende Euros in eure Kamera und Objektiv inves­tiert habt, dann nehmt eben­falls noch ein wenig Geld für ein gutes Stativ in die Hand. Denn eigent­lich wirkt es etwas pein­lich die 2000€-Kamera mit 2000€-Objektiv auf ein 50€ Stativ zu klemmen.

Meine Empfeh­lungen für unter­schied­liche Budgets: Ich hatte lange Zeit das Rollei C6i Carbon (ab 150€ zu bekommen), welches echt erschwing­lich ist und meine Nikon D7200 mit allen Objek­tiven die ich hatte, sehr gut trug und erst bei meiner Sony a7III mit 100–400 mm Objektiv ein wenig zitt­rige Knie bekam. Deshalb habe ich nun das Benro Tortoise 35C + GX35 (ab 300€), dass Schwin­gungen etwas besser ausgleicht und etwas stabiler ist. Wer das Budget hat und was auf Lebzeit kaufen möchte, sollte zu einem Gitzo greifen. Damit werdet ihr über Jahre (Jahr­zehnte?!) glück­lich werden. Mit leich­terem Kamera-Equip­ment (bspw. Sony a7III + Sony FE 4/70–200 mm) ist die Traveler-Reihe von Gitzo ideal (ab 600€) oder mit schweren Objek­tiven und Kamera (bspw. Sony a7RIII + Sony FE 100–400mm GM) wahr­schein­lich die Syste­matic-Reihe (gibt es ab ca. 700€ ohne Kugelkopf).

Filter

Für die Wasser­fall­fo­to­grafie gibt es zwei wich­tige Filter. Dies ist zum einen der Polfilter und zum anderen der Neutral­dich­te­filter (Grau­filter).

Mit dem Polfilter ist es möglich feuchte Steine, Blätter und das Wasser selbst zu entspie­geln, was zu deut­lich kontrast- und farben­rei­chere Bilder sorgt. Ich würde ihn immer dabei haben, wenn ich Wasser­fälle foto­gra­fieren möchte und auspro­bieren, welchen Einfluss er auf die Szene hat. Wie stark man den Effekt rein­dreht oder raus­nimmt bleibt dem eigenen Geschmack über­lassen. Aber vergessen solltet ihr ihn nicht, die Unter­schiede sind manchmal immens.

Den Grau­filter benö­tigt ihr, um ggf. die Belich­tungs­zeit verlän­gern zu können. Auch hier ist es meist der eigene Geschmack, der entscheidet, ob ich Details des Wasser mit extrem langen Belich­tungs­zeiten komplett verschwinden lasse, oder nur etwas weicher zeichnen möchte, mit leicht verlän­gerter Belich­tung. Oder ob ich komplett auf den Filter verzichte. Bin ich mir vor Ort noch nicht sicher, spiele ich mehrere Belich­tungs­zeiten durch und foto­gra­fiere mehrere mögliche Optionen.

Ober­halb des Gerold­sauer Wasser­falls. Längere Belich­tungs­zeiten dank Grau­filer | Sony a7III @ 17 mm, f/13, 8/5 Sek., ISO 100

Mikro­fa­ser­tuch

Auf keinen Fall vergessen mitzu­nehmen: Reini­gungs­tü­cher für Kamera, Ojektiv und Filter. Und am Besten noch eins auf Reserve.

Am Wasser­fall entstehen immer leichte Sprüh­tropfen durch das herun­ter­rau­schende Wasser. Je nach dem, wie dicht ihr heran geht, desto häufiger treffen Tropfen auf eure Filter, euer Objektiv und eure Kamera. Das Equip­ment nach der Foto-Session trocken reiben zu können ist schon mehr sehr gut. Wahr­schein­lich werdet ihr aber auch immer wieder zwischen einzelnen Bildern die Linse von Wasser­tropfen befreien müssen, die sich mitunter inner­halb von Sekunden darauf bilden können.

Gulfoss, obwohl ich weiter entfernt stand, hatte ich ständig mit Spray zu kämpfen und musste etliche Wasser­tropfen in der Nach­be­ar­bei­tung entfernen | Nikon D7200 @ 24 mm, f/16, 1/200 Sek., ISO 100

Tages­zeiten und Wetterbedingungen

Natür­lich gibt es keine gene­rell gültige Regel, bei welcher Tages­zeit und bei welchen Wetter­be­din­gungen, man Wasser­fälle foto­gra­fieren sollte. Dafür ist der Standort, die Größe, die Lage des Wasser­falls eben­falls wichtig zu betrachten.

Im Allge­meinen kann man aber sagen, dass frei­ste­hende Wasser­fälle an sonnigen Tagen eher zur Goldenen oder Blauen Stunde foto­gra­fiert werden sollten. Während bei Wasser­fällen in Wäldern bspw. die Mittags­zeit durchaus auch in Frage kommen kann. Für letz­tere ist tristes graues Wetter (norma­ler­weise lang­wei­liges Foto­wetter) oder auch leichtes Regen­wetter sogar die ideale Bedin­gung und man kann sich sehr viel Zeit für die Kompo­si­tion lassen, da die Licht­be­din­gungen sich nicht oder kaum ändern.

Gerold­sauer Wasser­fall während es regnete | Sony a7III @ 21 mm, f/13, 8/5 Sek., ISO 100

Hartes Sonnen­licht, das womög­lich nur auf einzelne Stellen des Wasser­falls treffen sollte jedoch vermieden werden. Die Dyna­mik­un­ter­schiede sind schwierig auszu­glei­chen und sehen auf Fotos meist nicht gut aus. Inter­es­sant kann das nur werden, wenn der Wasser­fall ein schönes Spray entwi­ckelt und sich durch das Sonnen­licht Licht­strahlen ergeben.

Licht­strahlen dank Wasser­dunst und Sonnen­strahlen | Sony a7III @ 16 mm, f/11, 3/10 Sek., ISO 80

Belich­tungs­zeiten

Wie bereits Ansatz­weise beschrieben, hat die Belich­tungs­zeit des Fotos von einem Wasser­fall einen enormen Einfluss auf die Wirkung des Bildes. Es ist daher wichtig, dass wir in der Wasser­fall­fo­to­grafie Belich­tungs­zeit, Blende und ISO manuell einstellen können. Meine Vorge­hens­weise ist dabei die folgende:

  1. Gewünschte Blende einstellen. Möchte ich von Vorder­grund bis Hinter­grund alles scharf darge­stellt haben beginne ich bspw. bei Blende 11 (Die Schär­fen­tiefe kann man sich mit spezi­ellen Apps wie z.B. Photo Pills bere­chen lassen)
  2. Gewünschte Belich­tungs­zeit einstellen. Für leicht weiches Wasser bspw. 1/2 Sek.
  3. Die daraus resul­tie­rende ISO einstellen, um das Bild korrekt zu belichten. Hierbei kann es bei langen Belich­tungs­zeiten passieren, dass man keine klei­nere ISO einstellen kann und das Bild dennoch zu hell ist. Daraus ergibt sich ggf. Punkt 4
  4. Polfilter und ND Filter montieren und einstellen (optional). Hierbei arbeite ich gerne mit Steck­filter oder Magnet­fil­ter­sys­temen. Damit kann ich den Fokus­punkt einstellen, den Auto­fokus deak­ti­vieren, Filter aufste­cken und Auslösen.
Kaskaden von Triberg. Obwohl einer der höchsten Wasser­fälle Deutsch­lands, wirkte m.E. bei diesem Motiv nur eine längere Belich­tung wirk­lich schön | Sony a7III @ 44 mm, f/8, 1/5 Sek., ISO 100

Eine weitere Vorge­hens­weise wäre, mit der Blen­den­vor­wahl, also Zeit­au­to­matik, zu arbeiten. Dabei versucht ihr mit Einstellen der ISO und der Verwen­dung der Filter die gewünschte Belich­tungs­zeit zu erzielen, die die Kamera selb­ständig berechnet.

Ein Anpassen der Öffnung der Blende kann natür­lich eben­falls helfen. Hier sollte man aller­dings in einem gewissen Bereich bleiben, um die gewünschte Schär­fen­tiefe zu errei­chen, oder mit Fokus-Stacking arbeiten. Eben­falls sollte man die Blende nicht zu weit schließen (>f/16), da dann der Effekt der Beugungs­un­schärfe beginnt und die allge­meine Schärfe des Bildes nachlässt.

Natür­lich kontrol­liere ich anschlie­ßend immer das Ergebnis und ändere die Belich­tungs­zeit ggf. um den Effekt von weichem Wasser zu verstärken oder abzumildern.

Eine Möglich­keit wäre  diese beiden Aufnahmen in Photo­shop zu verbinden: Der weiche Fluss der langen Belich­tung mit dem Wasser­fall der kurzen Belichtung. 

Für mich persön­lich wäre dieses Foto so am Stim­migsten. Aber das ist Geschmackssache. 

Die ideale Belich­tungs­zeit für jeden Typ von Wasserfall

Die ideale Belich­tungs­zeit für alle Wasser­fälle gibt es nicht. Nicht jeder Wasser­fall sieht mit kurzer Belich­tungs­zeit gut aus. Eine “unru­hige” Umge­bung kann dazu führen, dass der Wasser­fall mit viel Struktur im Wasser das Bild im allge­meinen zu über­laden werden lässt.

Eine lange Belich­tungs­zeit kann impo­sante, monu­men­tale, wasser­reiche Wasser­fälle auf dem Bild wie kleine Strom­schnellen wirken lassen. Manchmal kann da eine halbe Sekunde mehr oder weniger schon einen Unter­schied machen und etwas mehr Struktur im Wasser das Ergebnis deut­lich verbessern.

Mein Vorgehen ist meist so:

  • Kurze Belich­tungs­zeit (<1/250 Sek.)→ Kann die Wucht des Wassers verdeut­li­chen. Ich nutze das häufig bei großen Wasser­fällen, arbeite mich dann hin zu längeren Belich­tungs­zeiten und über­prüfe, ob das Motiv dadurch besser oder schlechter in Szene kommt.
  • Mitt­lere Belich­tungs­zeit (zwischen 1/100 und 2 Sek.) → Das Wasser wir bereits weich, erlaubt es aber den Fluss des Wassers noch wahr­zu­nehmen. Die Werte ändern sich natür­lich je nach dem, wie viel Wasser im Fluss oder Wasser­fall vorherrscht. Häufig die Beste Wahl für mittel­große Wasser­fälle und Stromschnellen.
  • Lange Belich­tungs­zeit (>5 Sek.) → Führt zu mini­ma­lis­ti­scheren ruhi­geren Aufnahmen. Kann aber teil­weise für den Betrachter “verstö­rend” wirken, da das Wasser nicht mehr als solches zu erkennen ist und eher wie Schnee und Eis wirkt. In Inter­net­foren wirkt es auf mich, als ob viele Foto­grafen dies sehr gerne nutzen bei Wasser­fällen, häufig aber bei den Betrach­tern weniger gut ankommt. Ich setze lange Belich­tungen auch eher selten in der Wasser­fall­fo­to­grafie ein.
Abschnitt der Trüm­mel­bach­fälle, nur mit extrm kurzer Belich­tungs­zeit, damit jedes Detail des tosenden Wassers sichtbar ist, wirkt dieser Ausschnitt der Trüm­mel­bach­fälle tatsäch­lich impo­sant | Sony a7III @ 16 mm, f/2.8, 1/2000 Sek., ISO 4000

Gerade bei den längeren Belich­tungs­zeiten sollte man auch darauf achten, dass das Weiß des weichen Wassers nicht über­be­lichtet ist. Ich finde, auch wenn es weiß ist, sollten Details, wie einzelne Linien darin erkennbar sein.

Einen inter­es­santen Effekt, den man bei längerer Belich­tung beob­achten kann ist, dass Wasser in der Nähe der Kamera den Anschein erweckt, schneller zu fließen und dadurch weicher ist. Es legt jedoch den glei­chen Weg zurück, wie Wasser weiter im Hinter­grund, da es mit der glei­chen Geschwin­dig­keit fließt. Auf der Bild­fläche des Sensor legt es jedoch eine weitere Strecke zurück, je näher es ist, was zu diesem Effekt führt.

Fluss­lauf bei Geroldsau | Sony a7III @ 63 mm, f/11, 8/5 Sek., ISO 100

Fazit

Ich hoffe mit diesem Beitrag habt ihr alle wissens­werte Infor­ma­tionen, die ihr brau­chen könnt, um erfolg­reich Wasser­fälle zu foto­gra­fieren. Natür­lich ist dafür noch das Beherr­schen eurer Kamera, eine tolle Bild­kom­po­si­tion und ggf. auch eine ziel­füh­rende Bild­be­ar­bei­tung notwendig. Wenn ihr dazu noch Fragen habt oder mehr darüber wissen wollt, oder euch noch etwas in diesem Beitrag fehlt, dann schreibt dies gerne in die Kommen­tare oder kontak­tiert mich.

Herbst am Gerold­sauer Wasserfall

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