Sardinien — Landschaftsfotografie in Flip-Flops 4
Nach dem wir im ersten Teil unserer Reise in Stintino waren, ging im zweiten Teil nach Alghero und von dort in die kleine Ortschaft Grande Torre im dritten Teil. Abschließend sind wir nun im touristischen Osten zu Gast in San Teodoro.
Soviel vorweg: Dies ist der kürzeste Blog-Beitrag aus der Sardinien-Reihe. Nicht, dass es an Ost-Küste an Motiven gemangelt hätte. Nein, ganz sicher nicht. Ich hatte nur Lust auch ein paar Tage länger zu schlafen. Nur eine Location wollte ich unbedingt besuchen gehen. Bereits vor der Reise nach Sardinien hatte ich diesen Spot auf der Karte ausfindig gemacht. Ich wollte an die Punta Molara und Fotos mit den Felsen im Vordergrund und der Isola Tavolara im Hintergrund machen, einem beeindruckenden Inselberg vor der Küste Sardiniens.
San Teodoro
Von Grande Torre fuhren wir einmal quer durch das Landesinnere, an der weitaus touristischere Ost-Küste. Und dies spürte man. Nicht am Verkehr oder das besonders viel mehr an den Stränden los gewesen wäre. Nein, eher am Verhalten der “Einheimischen” gegenüber uns als Tourist. Man war nicht ganz so zuvorkommend. Kleinigkeiten extra (z.B. Kinderstuhl) ließ man sich bezahlen, usw.
Diese und andere Aufnahmen als als Kunstdruck für dein Zuhause kannst du jederzeit unter “Prints” direkt bei mir anfragen. Hergestellt von einem der weltweit führenden Fotolabore in höchster Qualität.
Irgendwie spürte man einfach, dass sie hier, auf uns individuell nicht speziell angewiesen sind. Nach dem Motto: kommen wir nicht, kommen andere Gäste. Im Westen sind weniger Touristen und irgendwie fühlte man sich dort willkommener. Vielleicht, weil sie sich einfach über jeden weiteren Gast freuten, weil es eben nicht so viele sind. Aber nicht falsch verstehen, egal ob im Osten oder Westen, generell waren die Sarden sehr freundlich und man fühlte sich wirklich wohl.
San Teodoro ist ein wirklich schöner Ort, der deutlich auf die Touris ausgelegt ist. Diese kommen an dem langen Sandstrand “La Cinta” aber auch voll auf ihre Kosten. Dieser malerisch weiße Sandstrand zieht einen langen Bogen und ist dabei länger als 1 km. Hinter dem Sandstrand liegt eine naturbelassene Lagune, die leider komplett umzäunt ist. Ich konnte jedenfalls beim Umfahren keinen Eingang entdecken, was schade war, denn es hätte sicherlich einiges zu fotografieren gegeben.
Aber auch weitere tolle Strände, wie bspw. der “Cala Brandinchi” sind schnell zu erreichen. Dieser ist vor allen Dingen Familien mit kleinen Kindern sehr zu empfehlen. Durch seine Bucht-ähnliche Lage ist der Wellengang überschaubar und es geht super lange flach ins Meer hinein. Witzigerweise gibt es dort auch friedliche Wildschweine, die immer wieder von ihren Schattenplätzen im Wald zum Strand spazieren. Anscheinend werden sie dort immer wieder gut verköstigt.
Fotografisch konnte ich mit meiner Drohne eine wunderschöne Abendstimmung über San Teodoro, der Lagune und dem ewig langen Sandstrand aufnehmen. Auch die Isola Tavolara ist darauf zu erkennen.
Für mehr hat es in San Teodoro aus Landschaftsfotografischer-Sicht nicht gereicht. Dafür setzte ich an einem Morgen mein Vorhaben um und fuhr kurz vor 5 Uhr los zur Punta Molara.
Punta Molara
Über einige Handyfotos und Google Earth konnte ich die Punta Molara als eine Location ausfindig machen, die sich für eine Foto-Trip eignet. Ich wusste, dass ich im Hintergrund die Isola Tavolara durch Elemente der großen Felsen im Vordergrund auf einem Bild zusammenbringen müsste, so dass sie kompositorisch ein schönes Bild ergeben. Die Elemente werden aber unweigerlich durch das Meer getrennt, dass es nicht erlauben wird eine direkte Verbindung herzustellen. Also musste vor allem auf eine schöne Balance zwischen der Insel und den Felsen geachtet werden. Das zu meistern war meine Aufgabe.
Der Tag begann um 04:30 Uhr für mich. Alles war gerichtet. Ich zog mich an, nahm meine Foto-Ausrüstung, setzte mich ins Auto und fuhr los, durch die Dunkelheit auf Sardiniens Landstraßen. Etwa 30 Minuten fahrt musste ich durch die hügelige Landschaft mit vielen Kurven rechnen. Da der Verkehr beinahe bei Null lag, kam ich frühzeitig in Punta Molara an. Ich parkte zentral am Parkplatz und orientierte mich kurz. Den Einstieg hätte ich ohne Handy-Navigation wahrscheinlich nicht so schnell gefunden. Eine geschlossene Schranke hätte mich wahrscheinlich direkt verwirrt, aber das Navi sagte, dass der Fußweg zum Aussichtspunkt frei sei. Also seitlich vorbei schlängeln und schnellen Fußmarsches weiter. 15 Minuten sollte der Fußweg dauern und das passte ziemlich gut.
Mittlerweile war die Dämmerung so weit fortgeschritten, dass man gut sehen konnte. Vor allem, als ich an den offenen Bereich direkt am Meer war, konnte man sich sehr gut orientieren. Eine Minute lang genoss ich die Szenerie, dann hielte ich bereits Ausschau nach möglichen Kompositionen.
Die großen Felsen, auf denen man problemlos umherlaufen konnte, waren voller Risse, Spalten und Löcher. Scheinbar unendlich viele Möglichkeiten, um sich fotografisch auszutoben. Auch für Details hätte sich durchaus vieles finden können. Aber manchmal ist es schwierig für mich durchaus schwierig den Modus “Vista” auf “Details” in meinem Kopf umzuschalten. Für diesen Morgen blieb ich also bei der schönen Aussicht und meinem ursprünglichen Plan.
Auf dem Kameradisplay konnte ich vor Ort schwer einschätzen, ob es besser ist, das Stativ etwas höher oder sehr tief einzustellen. Durch die tiefe Positionierung konnte man die Größe des Mittelgrundes, in diesem Fall das Meer verringern. Ein hoher Standort hieß viel Meer, ein niedriger Standpunkt wenig Meer. Ich nutzte die Zeit die ich hatte dafür beides zu machen. Wechselte also immer wieder die Höhe und nahm andere Vordergrundelemente ins Bild.
Als ich nur knapp über dem Wasser war und mich seitlich von einem großen Felsen positionierte, bemerkte ich wie Nebel vom Lande über das Meer vor der Isola Tavolara vorbeizog. Ansonsten blieb der Morgen sehr stabil und ohne große Überraschungen.
Ein wenig verschätzt hatte ich in Google Earth die Höhe der Insel, hinter der die Sonne aufgehen sollte. So hatte ich nach Sonnenaufgang noch einige Minuten länger nur reflektiertes Sonnenlicht und kein direktes. Den Unterschied kann man in den Bildern schön erkennen.
Als die Sonne bereits einige Zeit aufgegangen war, setzte ich mich noch ein wenig mit dem Tele-Objektiv auf den Felsen, genoss die Aussicht und fotografierte noch ein wenig aus der Hand. Dann machte ich mich auf den Weg zurück in die Wohnung.
Erst jetzt sah ich, welch einen wunderschönen Weg ich gegangen war. Das Licht war so wunderschön, dass ich in diesem Moment mein Zuhause in Deutschland verkauft hätte und hier direkt in ein neue Wohnung eingezogen wäre. Ein wunderschöner Ort.
Wie komme ich zur Punta Molara
Gebt in Google Maps einfach “Parcheggio di Punta Molara” ein. Von diesen Parkplätzen aus, müsst ihr links oder rechts um den Block laufen. Ein Fußweg führt an einer Schranke vorbei den Berg hinab.
Lauft diesen Weg nach Norden entlang der Küstenlinie zwischen Sträuchern und Oleander und nach 10–15 Minuten Fußmarsch werdet ihr den Aussichtspunkt automatisch erreichen.
Heimreise & Fazit
Am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen von Sardinien. Wir fuhren nach Olbia und nahmen dort wieder die Fähre über Nacht. So konnten wir am nächsten Morgen gut ausgeschlafen von Genua starten.
Mit einem Zwischenstopp in Mailand, beendeten wir einen wunderschönen Urlaub, in dem sogar ich als “Landschaftsfotograf” voll auf meine Kosten gekommen bin, ohne all zu viel Zeit mit Frau und Tochter zu verlieren.
Ganz ehrlich? Sardinien hat mich nachhaltig beeindruckt. Eine so schöne Insel. Klar leidet sie auch unter dem Klimawandel und einer enormen Trockenheit. Aber hier hat man sich schon seit vielen Jahren gut damit arrangiert. An den Küsten ist es mit einer leichten Brise auch gut erträglich.
Jederzeit würde ich wieder hier her kommen. Die Sandstrände sind einfach wunderbar und die vielen Buchten, Felsen und verschiedene Landstriche sind auch für Landschaftsfotografen wunderbar. Für mich war es das erste mal für längere Zeit am Meer und ich konnte viel Erfahrung sammeln im Fotografieren am Meer, auch wenn in diesem Fall der richtig starke Wellengang nicht vorhanden war. Vielleicht gehen wir dafür mal an Englands oder Frankreichs Küste, Portugal oder Spanien. Mal schauen