Sardi­nien — Land­schafts­fo­to­grafie in Flip-Flops 3

Unseren dies­jäh­rigen Sommer­ur­laub verbrachten wir auf der großen und wunder­schönen Insel Sardi­nien. Das Spagat zwischen meiner Leiden­schaft der Land­schafts­fo­to­grafie und einem tollen Fami­li­en­ur­laub war für mich noch nie so einfach zu meis­tern. Und dank herr­li­chen Tempe­ra­turen schon zu Sonnen­auf­gang genoss ich einige Tage lang Land­schafts­fo­to­grafie in Flip-Flops. 

Nach dem wir im ersten Teil unserer Reise in Stin­tino waren, geht es nach dem zweiten Teil in Alghero nun in die kleine Ortschaft Grande Torre.

Grande Torre

Ange­kommen in dem kleinen Ort Grande Torre stellten wir fest, dass wir es mit unserer Wohnung richtig gut erwischt hatte. Von der Stra­ßen­seite aus, konnten wir direkt vor dem Eingang parken. Die lange schmale Wohnung führte aber auf der Rück­seite direkt zum Strand hinaus. Ich ließ meinen Blick direkt schweifen. Zum Urlaub machen, richtig toll, aber ich glaube für Land­schafts­auf­nahmen finde ich hier nichts, dachte ich. Einzig und allein ein Baum, direkt auf der Strand­seite vor unserer Wohnung entdeckte ich, als ich mit unserer Tochter die Prome­nade ab lief. Diesen möchte ich unbe­dingt fotografieren.

Am Strand von Grande Torre | Sony a7 III @ 100 mm, f/8, 1/500 Sek., ISO 100

Grande Torre ist ziem­lich in die länge gezogen, entlang des Strandes der Bucht. Etwa in der Mitte steht ein großer Turm, von dem sich wohl der Orts­name ablei­tete. Umgeben von einigen kleinen Pini­en­wäl­dern und vielen Feucht­wiesen, liegt der Ort in einer recht lang­wei­ligen, flachen Umge­bung. Mit Nebel über den Feucht­wiesen war aufgrund der Trocken­heit nicht zu rechnen und ob die Pini­en­wälder fotogen sind, müsste ich mir mal genauer anschauen.

Grande Torre | DJI Mini 3 Pro @ 24 mm, f/1.7, 1/1600 Sek., ISO 100

In einigen Kilo­me­tern Entfer­nung liegt die größere Stadt Oristano. Nachdem wir Land­eier aber genü­gend Stadt in Alghero gesehen hatten, ließen wir den Ort für die nächsten Tage aus unserem Programm draußen. Mehr inter­es­sierten wir uns für die Sinis-Halb­insel. Schöne Sand­strände für den Tag und einen wunder­schön foto­genen Ort mit einem Turm auf der Halb­insel San Giovanni di Sinis konnte ich schon im Vorfeld ausfindig machen.

Sinis-Halb­insel

Die Halb­insel San Giovanni die Sinis hält in der Tat einige wunder­schöne Orte bereit. Einer der bekann­testen und auch wirk­lich sehens­werten Strand auf der Halb­insel ist “Is Arutas”. Seine Sand­körner sind wesent­lich größer, als es bei normalem Sand der Fall ist und ganz weiß. Man sinkt bei jedem Schritt deut­lich stärker ein, aber man hat nicht so viel Sand an sich kleben, da er viel schneller abfällt. Also unbe­dingt besu­chen gehen, wenn ihr in der Nähe seid!

Am Is Arutas Strand | Sony a7 III @ 16 mm, f/11, 1/50 Sek., ISO 100

An einem schönen Abend machte ich mich auf die Socken, um den Turm im Abend­licht zu foto­gra­fieren. Es bestand eine 50:50 Chance, dass es einen Sonnen­un­ter­gang gibt, also hoffte ich auf das beste.

Die Fahrt von Grande Torre dauert ca. 20 min. Am Park­platz ange­kommen schnappte ich meine Foto­aus­rüs­tung und schlappte am Turm vorbei, um eine südliche Posi­tion zu suchen. Auf dem Weg kommt man an einer großen archäo­lo­gi­schen Ausgra­bungs­stätte vorbei. Ich hatte einige Minuten, also ließ ich die Drohne etwas drüber fliegen. Dann ging ich weiter.

Archäo­lo­gi­sche Ausgra­bungs­stätte | DJI Mini 3 Pro @ 24 mm, f/1.7, 1/125 Sek., ISO 100

Bereits im Voraus machte ich mir Gedanken, wie ich den Turm foto­gra­fieren wollte und ich wusste, dass es sein kann, dass er einige Zeit vor dem Sonn­un­ter­gang beson­ders fotogen sein könnte. Ich suchte einige Minuten nach einer schönen Posi­tion für den Bild­aufbau und machte auch einige Schnapp­schüsse eines zweiten Turms, den ich so gar nicht auf der Karte gesehen hatte (obwohl er natür­lich ersicht­lich war).

Als ich mich posi­tio­niert hatte machte ich einige Test­auf­nahmen. Eigent­lich bereits sehr zufrie­den­stel­lend, wollte ich aber noch einige Minuten warten und dann viel­leicht auch noch mit anderen Belich­tungs­zeiten für das Meer spielen.

San Giovanni di Sinis | Sony a7 III @ 20 mm, f/11, 1/50 Sek., ISO 100

Was soll ich sagen. Tja. Pech gehabt. Es schob sich eine Wolke vor die Sonne und das schöne Licht- und Schat­ten­spiel der Vege­ta­tion und des Weges war dahin. Nun habe ich selbst das Gefühl, man hätte noch etwas heraus­holen können. Aber even­tuell wären die Bilder dennoch meine Favo­riten geworden. Wer weiß. Nicht selten, dass bereits die “Test-Aufnahme” am Ende an meiner Wand hängt.

San Giovanni di Sinis | Sony a7 III @ 20 mm, f/11, 1/40 Sek., ISO 100

Diese und andere Aufnahmen als als Kunst­druck für dein Zuhause kannst du jeder­zeit unter “Prints” direkt bei mir anfragen. Herge­stellt von einem der welt­weit führenden Foto­la­bore in höchster Qualität. 

Da noch genü­gend Licht vorhanden war und durch die Wolke wunderbar weich erschien, ging ich runter zum Strand. Von dort aus, wollte ich mit verschie­denen Vorder­grund­ele­menten arbeiten und die Küsten­linie ein wenig mit ins Bild bringen.

Am Strand von San Giovanni di Sinis | Sony a7 III @ 16 mm, f/11, 1/13 Sek., ISO 100

Obwohl ich keine einzige der Kompo­si­tionen im Voraus plante oder im Kopf hatte, ergaben sich gefühlt unend­liche Möglich­keiten. Die Schwie­rig­keit bestand nun, die wenige Sekunden zu nutzen in denen die Sonne immer wieder stärker durch die Wolken kam. Auf die Welle warten. Auslöser drücken. Auslöser drücken. Auslöser drücken. Schnell der Blick auf das Display. War etwas dabei? Nein? Nochmal! Welle. Auslöser. Auslöser…

Dann viel­leicht doch nochmal mit Filter eine längere Belich­tungs­zeit. Zu lang? ISO hoch. Eine Minute später. Sonne weg. Filter runter. ISO anpassen…

Linien am Strand von San Giovanni di Sinis | Sony a7 III @ 17 mm, f/11, 1/4 Sek., ISO 100

Jede Welle ist anders, man kann sie nicht planen. Vieles geschah durch try-and-error. Aber als die perfekte Welle und die Aufnahme passte war ich zufrieden. Also zur nächsten Kompo­si­tion. So fern noch Licht vorhanden ist.

Ich hätte mir zwar gerade beim Wetter einiges anders erhofft, aber es machte richtig Spaß einfach auszu­pro­bieren. Anfäng­lich aller­dings überwog ein wenig die Enttäu­schung, nicht ganz die Verhält­nisse gehabt zu haben, die ich mir vorstellte. Wochen­lang ließ ich den Ordner mit den Aufnahmen unbe­ar­beitet. Als ich dann jedoch die letzten Aufnahmen bear­beitet hatte, dachte ich mir, Wahn­sinn, der Abend war doch gar nicht so schlecht.

Am Strand von San Giovanni di Sinis | Sony a7 III @ 16 mm, f/16, 3/10 Sek., ISO 100

Als die Blaue Stunde voll­ends eintraf, war ich bereits auf dem Weg zum Auto. Von der nörd­li­chen Seite aus war der Turm beleuchtet. Daher bot es sich an, von hier aus noch eine Aufnahme zu machen. Ich entdeckte die Pfade zum Strand und nutzte diese als Vorder­grund­ele­mente, die in das Bild hinein­führen sollten. Eben­falls noch eine gelun­gene Aufnahme zum Abschluss des Tages.

Blaue Stunde am Torre San Giovanni di Sinis | Sony a7 III @ 16 mm, f/11, 13 Sek., ISO 100

Pini­en­wald in Grande Torre 

Am nächsten Tag hieß es Strandtag. Wir wollten noch einen anderen Strand auf der Sinis-Halb­insel besu­chen. Mit dem Auto fuhr ich diesmal aber bewusst eine Straße ab, die durch ein kleines Pini­en­wäld­chen führte. Die Sonne stand jetzt schon etwas zu hoch, aber an für sich, machte mir der Wald abschnitt Hoff­nung. Obwohl der nächste Morgen unser Abrei­se­morgen aus Grande Torre sein sollte, stimmte ich mit meiner Frau ab, dass ich früh morgens zum foto­gra­fieren in das Wald­stück gehen werde.

Pini­en­wald I | Sony a7 III @ 57 mm, f/8, 2/5 Sek., ISO 100

Gesagt getan. Ich dachte, dass ich bestimmt alleine um 5:30h im Pini­en­wald sein werde. Doch da habe ich mich getäuscht. Viele kleine Grüpp­chen italie­ni­scher Frauen walkten gemüt­lich auf und ab, um die Pasta des Vorabends abzu­trai­nieren. Amüsiert über die Unter­hal­tung — man konnte das rhyth­mi­sche italie­ni­sche Geplapper immer wieder lauter und leiser werden hören — machte ich mich auf die Suche nach schöne Bilder.

Pini­en­wald II | Sony a7 III @ 100 mm, f/8, 1/2 Sek., ISO 100

Der Wald lag, wie bereits beschrieben an einer Land­straße. Hinter der Land­straße sollte über den Büschen der Feucht­wiesen die Sonne aufgehen. Ich nutzte das diffuse Licht vor Sonnen­auf­gang schon für einige schöne Aufnahmen des trockenen Waldes.

Pini­en­wald III | Sony a7 III @ 66 mm, f/8, 1 Sek., ISO 100

Richtig magisch wurde es dann, als die Sonne hinter dem Wäld­chen aufging. Mein Plan war es direkt in Rich­tung der Sonne zu foto­gra­fieren. Um die Details in den Baum­stämmen nicht komplett zu verlieren machte ich jeweils zwei Aufnahmen, eine etwas über­be­lich­tete und eine etwas dunk­lere. Das funk­tio­nierte hervorragend.

Sonnen­durch­flutet | Sony a7 III @ 104 mm, f/16, 1/4 Sek., ISO 100

Etwas aufpassen musste ich auf die befah­rene Straße. Immer wieder fuhr mir ein Fahr­zeug in die Aufnahme. Aber am Ende hatte ich die gewünschten Ergeb­nisse im Kasten.

Sonnen­stern im Pini­en­wald | Sony a7 III @ 37 mm, f/16, 3/10 Sek., ISO 100

Auf dem Weg zurück in unsere Wohnung bemerkte ich, dass der Mond noch recht niedrig über dem Wasser stand. Sofort kam mir eine Idee für eine weitere Aufnahme. Ich ging zügig ans Wasser und posi­tio­nierte mich so, dass ein dahin­trei­bendes Segel­boot, der Mond und ich auf einer Achse standen und drückte den Auslöser. Ein schönes Bild, das den Morgen am Meer herr­lich dokumentierte.

Morgens vor Grande Torre | Sony a7 III @ 105 mm, f/8, 1/32 Sek., ISO 100

Vor der Abfahrt nach San Teodoro hatte ich noch eine offene Rech­nung zu beglei­chen. Ich wollte noch den Baum vor unserem Haus foto­gra­fieren. Eine wirk­lich inter­es­sante Kompo­si­tion zu finden war alles andere als einfach. Die Morgen­sonne war nach meinem Plan die ideale Zeit für ein Foto, aber an der Kompo­si­tion versuchte ich mich mehrere Minuten. Das Endergebnis über­zeugt mich jedenfalls.

Pinie am Strand von Grande Torre | Sony a7 III @ 17 mm, f/11, 1/400 Sek., ISO 100

Nun konnte ich ruhigen Gewis­sens weiter auf den letzten Teil unserer Reise gehen. In San Teodoro an der Ostküste gab es viele Touristen, aber ich konnte einen wunder­schönen Sonn­un­ter­gang mit der Drohne doku­men­tieren und einen wirk­lich inter­es­santen Ort für Sonnen­auf­gangs­fo­to­grafie erkunden. Mehr dazu im vierten Teil.

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