Einsatz von Filter

in der Landschaftsfotografie

Was sind Filter? Welche Filter gibt es? Wann und für was setze ich sie in die Land­schafts­fo­to­grafie ein? In diesem Blog-Beitrag gibt es die Antworten.

Grund­le­gendes zu Filter

Zu diesem Thema, einen grund­le­genden Gedanken vorab: Beim Einsatz von Filtern muss man sich immer vor Augen führen, dass jedes einge­fügte Element zwischen Motiv und Kame­ra­sensor ein Verlust der Bild­qua­lität mit sich bringt. Dies liegt daran, dass das Licht, egal wie dünn der Filter auch sein mag, zwei weitere Mediums-Über­gänge auf seinem Weg in Kamera hat (Luft -> Filter, Filter -> Luft). Das bedeutet zweimal mehr wird das Licht gebro­chen, was zu mini­malen Quali­täts­ein­bußen führen kann.

Es empfiehlt sich daher gerade auch bei Filtern, ähnlich wie bei Objek­tiven, auf eine gute opti­sche Qualität zu achten. Der Einsatz von Filter macht manchmal nämlich durchaus Sinn. Nicht ständig, nicht immer, nicht in jeder Situa­tion, aber es gibt die Anwen­dungs­fälle, da ist es besser Filter zu benutzen, als keine Filter zu benutzen. Deshalb sollten Filter nicht dauer­haft auf der Linse ange­schraubt sein, sondern bewusst einge­setzt werden, wenn die Notwen­dig­keit besteht.

In meinen Augen gibt es noch zwei Filter-Typen, die es geschafft haben im modernen Zeit­alter der digi­talen Foto­grafie zu über­leben und heute wirk­lich noch eine Daseins-Berech­ti­gung zu haben:

  • Zirku­lare Polfilter
  • Grau­filter

Der Grau­ver­laufs­filter

Den Grau­ver­laufs­filter hat die moderne Bild­be­ar­bei­tung, in meinen Augen, obsolet gemacht. Dies hat vor allen Dingen zwei Gründe:

  1. Der hohe Dyna­mik­um­fang moderner Digi­tal­ka­meras, noch dazu das (mitt­ler­weile) sehr einfach gewor­dene Erstellen soge­nannter HDR-Aufnahmen und die sehr gut gewor­denen Ergeb­nisse daraus.
  2. In der Post-Proces­sing Soft­ware kann ich wesent­lich präziser einen Grau­ver­lauf steuern und einzelne Bäume, Berge, oder Elemente die in den Himmel ragen aussparen. Voraus­set­zung ist, dass ich ideal belichte (nicht korrekt). Wie erfahrt ihr hier.

Der einzige Nach­teil, das Ergebnis ist erst nach dem Bear­beiten zu sehen und nicht direkt bereits in der Kamera.

Nichts­des­to­trotz gibt es viele Foto­grafen, die gerne mit Grau­ver­laufs­filter arbeiten. Mich (in manchen Situa­tionen) einge­schlossen. Es entschleu­nigt ein wenig und man lässt sich selbst, bewusster mehr Zeit für die Aufnahme. Man kann etwas länger belichten, da der bpsw. der Himmel später ausbrennt und hat so weniger Rauschen im mögli­cher­weise dunklen Vorder­grund. Noch dazu gibt es viele Motive, bei denen man nicht darauf achten muss, dass sie durch den Grau­ver­laufs­filter zu dunkel werden, so wie dieser Baum. Er sollte so oder so als Silhou­ette gegen den Sonnen­un­ter­gang gestaltet sein. 

Sony a7III + Sony FE 2.8/16–35 mm GM @21 mm, f/11, 1/13 s, ISO 100

Diese und andere Aufnahmen als als Kunst­druck für dein Zuhause kannst du jeder­zeit unter “Prints” direkt bei mir anfragen. Herge­stellt von einem der welt­weit führenden Foto­la­bore in höchster Qualität. 

Der zirku­lare Polfilter und der Grau­filter ermög­li­chen Effekte, die man nicht in der Nach­be­ar­bei­tung erzeugen kann, oder ggf. nur mit sehr viel Aufwand.

Grau­filter

Einfach gesagt, verrin­gert der Grau­filter das Licht, das auf den Sensor trifft. Ähnlich wie eine Sonnen­brille. Dadurch ermög­licht man längere Verschluss­zeiten bei glei­chen Kame­ra­ein­stel­lungen. Und mit Hilfe der längeren Verschluss­zeiten können wiederum verschie­dene foto­gra­fi­sche Effekte erzeugt werden. Zum Beispiel

  • Wasser von Gewässer glätten,
  • Licht­streifen vorbei­fah­render Fahrzeuge,
  • Menschen­leere Plätze und Orte,
  • Vorbei­zie­hende Wolken als Streifen, etc.

Arbeiten mit dem Graufilter

In den meisten Fällen benö­tigt man beim Arbeiten mit Grau­fil­tern ein Stativ. Sobald man das Motiv und seine Kompo­si­tion gefunden hat, nimmt man ohne Filter eine Test­auf­nahme, mit vorein­ge­stellter Blende und ISO-Wert auf. Über das Histo­gramm betrachtet man, ob korrekt belichtet wurde und keine High­lights ausge­brannt sind und ob der Auto­fokus saß. Ist die Aufnahme korrekt merkt man sich die verwen­dete Belich­tungs­zeit und stellt auf manu­ellen Fokus. Letz­teres ist wichtig, weil je nach Filter­stärke der Auto­fokus nicht mehr funk­tio­nieren kann.

Nun empfiehlt es sich auf den manu­ellen Modus der Kamera zu stellen. ISO-Wert, Blende einstellen. Je nach Filter­stärke wird jetzt die Belich­tungs­zeit berechnet und diese eben­falls einge­stellt. Auslöser abdrü­cken fertig. Welche Filter­stärke man nutzt, hängt ab davon welchen Effekt man haben möchte.

Nikon D7200 + Sigma 18–35 mm f1:1.8 A @28 mm, f/16, 2 s, ISO 100

Berech­nung der Belich­tungs­zeit und Auswahl der Filter-Stärke

Hierzu gibt es genü­gend ND-Filter-Kalku­lator-Apps, wie Photo Pills, o.ä. Nehmen wir an, wir hatten bei der Test­auf­nahme eine Belich­tungs­zeit von 1/100 Sek.

Möchte ich einen Fluss­lauf oder einen Wasser­fall mit schönem weichen Wasser darstellen, so ist das Wasser zwar nicht mehr einge­froren, die Belich­tungs­zeit aber noch etwas zu kurz. Ein ND0.9 (manche sagen auch ND8) Filter verlän­gert die Belich­tungs­zeit um das 8‑fache.

1/100 Sek = 0,01 Sek –> mal 8 = 0,08 Sek. Was in etwa 1/15 Sek. (Einstell­barer Wert in der Kamera) entspricht. Das würde für unseren Effekt gege­be­nen­falls schon reichen.

Besser wäre wahr­schein­lich ein ND1.8 (oder wie auch gesagt wird ND64). Er verlän­gert die Belich­tungs­zeit um den Faktor 64.

1/100 Sek. = 0,01 Sek. –> mal 64 = 0,6 Sek.

In Kombi­na­tion der beiden Filter errei­chen wir 0,01 Sek x 8 x 64 = 5,1 Sek.

Wir könnten also gut 5 Sek. Belichten

Sony a7III + Sony FE 2.8/16–35 mm GM @16 mm, f/13, 30 s, ISO 100

Möchte ich aber keinen Wasser­fall, sondern Leucht­streifen der Lichter vorbei­fah­render Autos foto­gra­fieren, so möchte ich wahr­schein­lich eine noch längere Belich­tungs­zeit. Also wähle ich den ND3.0 (oder anders benannt, den ND1000). Aus 0,01 Sek. mache ich, durch den Faktor 1000 eine Belich­tungs­zeit von 10 Sek.

Für einen Menschen­leeren Platz oder vorbei­zie­henden Wolken würde ich vorschlagen Minuten lang zu belichten, also benö­tigen wir wieder eine Kombi­na­tion von zwei Filtern. Beispiels­weise ND1000 + ND64:

0,01 Sek * 1000 * 64 = 640 Sek. Was ca. 10min und 40 Sek. Belich­tungs­zeit entspricht.

Wem das wiederum zu lange ist, kann den ISO-Wert verdop­peln (bspw. von 100 auf 200, oder von 200 auf 400) und erhält eine halbierte Belich­tungs­zeit von 5min und 20 Sek. So kann man mit Hilfe von Grau­fil­tern seine Belich­tungs­zeit steuern und für seine Effekte nutzen.

Übri­gens bei solch langen Belich­tungs­zeiten kommt es nicht auf Sekunden an. Wenn man etwas länger oder kürzer belichtet ist der unter­schied kaum merk­lich, d.h. die Zeit zu stoppen ist sinn­voll, aber reicht grob aus.

Ein weiterer wich­tiger Hinweis: Bei Lang­zeit­be­lich­tungen in den Morgen und Abend­stunden ändert sich das verfüg­bare Licht ziem­lich schnell. Solltet ihr eben bei der Test­auf­nahme noch 1/100 Sek. Gemessen haben, so kann schon eine Minute später nur noch 1/80 oder 1/50 korrekt sein. Lang­zeit­be­lich­tungen also unbe­dingt länger laufen lassen als berechnet. Dabei kann es sich schnell um Minuten handeln.

Zirku­larer Polfilter

Die Wirk­weise des Polfil­ters kann man sich verein­facht so vorstellen, dass er Licht, dass in alle Rich­tungen von Licht­quellen und reflek­tie­renden Ober­flä­chen ausge­streut wird, nur in einer bestimmten Rich­tung hindurch­lässt. Er gilt als der einzige Filter, dessen Effekt man nicht wirk­lich durch die Bild­nach­be­ar­bei­tung erzeugen kann. Foto­gra­fisch nutzen lässt sich der Filter für

  • Sättigen eines blauen Himmels und verstärken von Wolkenstrukturen,
  • Farben eines Regen­bogen verstärken
  • Sättigen der von feuchten Blät­tern durch wegnehmen von Reflektionen,
  • Reflek­tionen an ruhigen Gewäs­sern, Scheiben, o.ä. verstärken oder abschwä­chen, etc.

Auch der zirku­lare Polfilter nimmt ein wenig Licht weg, wodurch man meist eine 1 – 2 Stops längere Belich­tungs­zeit benötigt.

Einsatz des Polfilters

Das Arbeiten mit Polfil­tern ist nicht ganz so mathe­ma­tisch, erfor­dert dennoch ein wenig Übung und Geschick.

Möchte ich den Polfilter nutzen, um Himmels­blau und Wolken­struk­turen zu verstärken, so ist es ideal 90° zur Licht­quelle (Sonne) zu stehen. Steht die Sonne im Süden, so foto­gra­fiere ich also am Besten in Rich­tung Westen oder Osten für den größten Effekt. Durch drehen des Filters am Objektiv kann ich den Effekt verstärken oder abschwä­chen. Nicht immer ist es sinn­voll den Effekt komplett hinein­zu­drehen. Manchmal kann der Kontrast dadurch unna­tür­lich hoch werden. 

Foto­gra­fiert man im Weit­win­kel­be­reich, kann es zudem vorkommen, dass beson­ders bei sehr kleinen Brenn­weiten, bei denen der Blick­winkel an die 90° (Brenn­weite <20mm) ist, der Effekt nur an einem Bild­be­reich wirkt, da die Licht­rich­tung durch den weiten Blick­winkel an den Rändern nicht mehr 90° zu Sonne sondern nur noch 45° beträgt.

Wenn ich in den Wald gehe zum Foto­gra­fieren ist der Polfilter schon fast unab­dingbar. Häufig sind die Blätter leicht feucht und reflek­tieren somit viel weißes Licht. Daher fehlen Farben der Natur und die Bilder wirken fad. Mit dem eindrehen des Polfilter-Effektes nehme ich diese Reflek­tionen von der Ober­fläche der Pflanzen und erreiche wie von Zauber­hand eine schön gesät­tigte, märchen­hafte Stim­mung im Wald.

In folgendem Bild, wird der Effekt des Polfil­ters deut­lich. Vorher: ohne Polfilter, Nachher: mit einge­drehtem Polfilter.

Before After

Sony a7III + Sony SEL 4/16–35 mm Zeiss @16 mm, f/16, 6 s, ISO 100

In ruhigen Gewäs­sern, kann es für die Kompo­si­tion schön sein, Reflek­tionen der Wasser­ober­fläche mit dem Polfilter heraus­zu­drehen. So kann ich beispiels­weise Steine unter­halb der Ober­fläche sichtbar machen. Außerdem ist es möglich die Farbe des Wassers wesent­lich deut­li­cher auf das Foto zu bringen. Natür­lich kann ich auch das Gegen­tei­lige erzeugen und so Reflek­tionen verstärken, wenn ich das haben möchte. Ich empfehle daher immer beide Aufnahmen zu machen, denn zu Hause löschen kann man es immer noch.

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