Milch­straße fotografieren

So geht’s

Ein Projekt, mit dem ich mich in diesem Jahr beschäf­tigen möchte ist, mindes­tens eine schöne Aufnahme der Milch­straße zu machen. In diesem Beitrag erzähle ich euch, wie ich mich darauf vorbe­reite und meine bishe­rigen Erfah­rungen… 

So langsam geht sie wieder los, die Milch­stra­ßen­saison bei uns in Mittel­eu­ropa. Was kann ich tun, um gut vorbe­reitet zu sein, um erfolg­reich die Milch­straße zu foto­gra­fieren? Welche Ausrüs­tung benö­tige ich? Wann sollte ich mein Bett gegen das Bett unter dem Ster­nen­zelt tauschen, sprich bei welchen Bedin­gungen lohnt es sich über­haupt loszu­ziehen? Nicht zu vergessen, mit welche Einstel­lungen gehst du während dem Foto­gra­fieren an die Sache ran? Und zuletzt, auf was soll­test du beim Bear­beiten achten. 

Gene­relle Voraussetzungen

Eigent­lich müssen genau drei Dinge zusam­men­kommen, um die Milch­straße foto­gra­fieren zu können: 

  1. Die Milch­straße muss zu sehen sein, die Jahres­zeit sollte also passen.  
  2. Die Nacht sollte möglichst dunkel sein, der Mond also bereits unter­ge­gangen, oder noch nicht aufge­gangen sein, oder es sollte eine Neumond­nacht sein. 
  3. Die Nacht sollte ster­nen­klar sein, d.h. keine Wolken und wenig Dunst, Luft­ver­schmut­zung sowie der soge­nannten Licht­ver­schmut­zung.  

Ideale Jahres­zeit für die Milch­stra­ßen­fo­to­grafie in Mitteleuropa 

Über die Sommer­mo­nate wandert die Milch­straße entlang unserer südli­chen Himmels­rich­tungen. In den Monaten April bis Oktober ist das Zentrum der Milch­straße sichtbar und für uns foto­gra­fisch inter­es­sant. Im Früh­jahr geht es im Südosten auf und im Süden unter, im Spät­jahr steigt sie eher im Süd-Westen empor und verab­schiedet sich im Westen. Dies solltet ihr bei der Stand­ort­wahl im Hinter­kopf behalten, vor allem dann, wenn ein bestimmtes Motiv im Vorder­grund sein soll.  

Die Posi­tion von uns auf dem Erdball und unsere Lage in der Galaxie, mit der Neigung der Erde sorgen dafür, dass für uns in Mittel­eu­ropa das Zentrum der Milch­straße nicht ganz­jährig zu sehen ist. So kommt es, dass für uns nur die Sommer­mo­nate in Frage kommen, da in dieser Zeit die Milch­straße hoch genug über dem Firma­ment steht. Dies sind aber leider die kürzesten Nächte in Mittel­eu­ropa und daher nicht ganz so dunkel wie im Winter. Was nicht ideal ist, sollte uns aber dennoch nicht abschre­cken, da es dennoch möglich ist, die Milch­straße recht schön zu foto­gra­fieren.  

Der Mond

Weiteren Einfluss auf eine gelun­gene Aufnahme der Milch­straße hat der Mond. Idea­ler­weise ist dieser in der Nacht unserer Aufnahme nicht zu sehen. Dies ist beispiel­weise in den Neumond­nächten der Fall. Da es aber circa nur einmal im Monat einen Neumond gibt, können wir zudem die Nächte nutzen, in denen der Mond zur Nacht hin, also zum Aufgang der Milch­straße, unter­geht, oder noch nicht wieder aufge­gangen ist, solange wir die Sterne foto­gra­fieren möchten.  

Hierzu gibt es Apps, mit denen man den Mond­ver­lauf simu­lieren kann (z.B. Mond­phasen) oder man nutzt die Website www.mondverlauf.de, um sich die entspre­chenden Nächte anzu­schauen, die in Frage kommen. So bleiben also zwischen April und Oktober nur noch einige Nächte übrig, die man sich in einem Kalender markieren kann.  

Wetter­be­din­gungen

Sobald ihr einen Über­blick über die Nächte habt, an denen ihr losziehen könntet, müsst ihr nur noch auf gutes Wetter hoffen. Gutes Wetter heißt in diesem Fall von eurem Foto-Spot aus, sollten sich in Rich­tung Süden keine Wolken befinden und der Dunst in der Atmo­sphäre sollte möglichst gering sein.  

Frühes­tens 3 Tage vor den entspre­chenden Nächten solltet ihr also einmal in die Wetter­vor­schau schauen und dies spätes­tens am Vorabend noch­mals vali­dieren, denn auch die Wetter­vor­her­sage kann sich kurz­fristig ändern.  

Zur Vorher­sage nutzt ihr am besten die Wetter­karte “Mittel­eu­ropa Super HD” auf www.kachelmannwetter.com Auf der linken Seite unter Para­me­ter­aus­wahl  sucht ihr unter Alle / Wolken, Sonnen­schein, Global­strah­lung nach der Karte für den Bede­ckungs­grad des Himmels (%). Sieht es eini­ger­maßen klar aus, klickt euch durch die Karten für den Bede­ckungs­grad der nied­rigen, mitt­leren, hohen Wolken. Achtet dabei darauf, dass von eurem Standort aus in Rich­tung der Milch­straße auf  

  • 100km keine nied­rigen Wolken, 
  • 200 km keine mitt­leren Wolken und 
  • 500 km keine hohen Wolken vorhanden sind. 

Dunst in der Atmo­sphäre vorher­zu­sagen ist nicht komplett möglich. Hierbei hilft aller­dings der Stadt-Stink-Index SSI, der unter dem Über­be­griff Biowetter zu finden ist. Je weniger der SSI an Wert hat, desto sauberer ist die Luft. Ein weiterer Hinweis bietet die Karte des Para­me­ters Sicht­weite (m) unter dem Über­be­griff Wetter, Luft­druck. Auf dieser Karte sollte die Sicht­weite über 20.000m vorher­ge­sagt werden. Trifft dies alles auf den gewählten Standort zu, hat man die Möglich­keit die Milch­straße zu foto­gra­fieren.  

Der geeig­nete Ort für Milchstraßenfotos 

Als wären Jahres­zeit, Wetter und Mond nicht schon genug Para­meter die zusam­men­spielen müssen, gibt es durchaus auch Anfor­de­rungen an den Standort, von dem aus wir unsere Fotos aufnehmen wollen. Gerade in Deutsch­land herrscht in den Nächten eine enorme Licht­ver­schmut­zung und eine richtig dunkle Nacht, die für die Milch­stra­ßen­fo­to­grafie gewünscht wäre, findet man nur an den entle­gensten Stellen. Auskunft darüber, wo es in den Nächten am dunkelsten ist, gibt die Luft­ver­schmut­zungs­karte auf www.lightpollutionmap.info 

Wer sich die Karte anschaut, wird schnell fest­stellen, dass es gar nicht mehr allzu viel “schwarze Flecken” gibt. Zudem sollte es nicht nur an dem Ort, an dem wir Fotos machen wollen dunkel sein, sondern besten­falls in Rich­tung der Milch­straße eben­falls. Denn selbst zig kilo­meter entfernte Städte werden als Licht­ver­schmut­zung auf den Bildern zu erkennen sein. Einen perfekten Ort werden wir also nicht finden, dafür eben am besten gut geeig­nete.  

Die Ausrüs­tung

Kommt alles zusammen,  dann sollte man sich natür­lich mit der rich­tigen Ausrüs­tung unter­wegs machen. Im Gegen­satz zu vielen anderen Berei­chen der Foto­grafie, ist es beim Foto­gra­fieren von Sternen und Milch­straße so, dass Qualität in der Ausrüs­tung sich auch in der Qualität der fertigen Fotos wider­spie­gelt (auch wenn sie immer noch nicht alles ist!).  

Objektiv

Aber wir brau­chen nun mal Licht­stärke, und Licht­stärke ist aufwendig in der Entwick­lung und kompli­ziert in der Herstel­lung und das spie­gelt sich leider im Preis wieder. Also, empfeh­lens­wert ist ein Objektiv mit einer hohen Licht­stärke, d.h. mindes­tens eine Blende größer als f/4. Besser ist f/2.8, noch besser f/1.8.   

Für die Milch­stra­ßen­fo­to­grafie eignen sich Brenn­weiten zwischen 14 und 30 mm Voll­format. Als ideal hat sich hierbei tatsäch­lich 20 mm heraus­kris­tal­li­siert, bei der die Milch­straße schön format­fül­lend auf den Sensor abge­lichtet wird und trotzdem noch ein wenig Platz für den Vorder­grund dabei ist. Ich werde mit meinem Sony FE 2.8/16–35 GM ins Rennen gehen. Für die Hälfte im Preis könnte man bspw. auch das Sigma 20mm 1.4 als Fest­brenn­weite nehmen.  

Die Kamera

Da wir trotz der hohen Licht­stärke unseres Objek­tives Aufnahmen mit ISO-Werten >= 1600 machen werden und Belich­tungs­zeiten bis zu fast 30 Sekunden verwenden, empfiehlt sich zudem eine Kamera mit gutem Rausch­ver­halten zu nutzen. Hier schlägt die Voll­for­mat­ka­mera natür­lich die APS-C-Kamera, wenn auch bei neuen Modellen beide brauch­bare Ergeb­nisse liefern und man sich deshalb jetzt nicht gleich eine Voll­for­mat­ka­mera zulegen muss.  

Das Stativ

Der vermeint­lich wich­tigste Ausrüs­tungs­ge­gen­stand ist das Stativ. Wie schon gesagt werden wir mit Belich­tungs­zeiten bis zu 30 Sekunden arbeiten, weshalb ein stabiles Stativ unum­gäng­lich ist.  

Filter

Benö­tigt man Filter? Ich würde sagen nein! Erstens muss man immer bedenken, dass mit einem Filter ein weiterer störendes Element zwischen Sensor und Milch­straße liegt, was ein vermin­dern der Bild­qua­lität zur Folge hat, zwei­tens nimmt man sich mit einem Filter wieder Licht­stärke weg, die man zuvor mit hoch­qua­li­ta­tiven Objek­tiven teuer erkauft hat. 

Ich selbst habe im letzten Jahr bei meinen erstem Versuch die Milch­straße zu foto­gra­fieren (damals noch mit der Nikon D7200 (APS‑C) und dem Sigma 18–35mm 1.8 Art und dem Tokina 12–24mm f/4) und mir einen Astro­klar-Filter zum Testen besorgt. Die Licht­ver­schmut­zung die ich dadurch redu­zieren konnte, konnte ich auch mit Hilfe der Nach­be­ar­bei­tung in Ligh­t­room und Photo­shop errei­chen. Bilder ohne Filter aller­dings konnte ich mit weniger Rauschen dank nied­ri­gerer ISO aufnahmen, Anstelle von ISO 3200, bspw. ISO 2500. Daher empfehle ich euch, dieses Geld zu sparen.  

Weitere nütz­liche Hilfsmittel

Was ich absolut empfehlen kann ist eine Stirn­lampe oder Taschen­lampe, die auch auf rote LEDs umschalten kann. Erstens ist das rote Licht weniger intensiv und wenn ihr mal etwas in der Tasche suchen müsst, so schließen sich eure Pupillen nicht gleich wieder und ihr braucht wieder einige Minuten, bis ihr euch an die Dunkel­heit gewöhnt habt. Außerdem zerstört man nicht gleich die Bilder anderer Foto­grafen, die evtl. mit euch oder in eurer Umge­bung unter­wegs sind.  

Ein Handy mit GPS und Kompass ist ein gutes Hilfs­mittel, erstens damit ihr euch nicht verlauft, zwei­tens damit ihr die Rich­tung in der die Milch­straße sich befindet heraus­finden könnt. Mit dem bloßen Auge ist sie nämlich nur schwer zu erkennen.  

Je nachdem wie lange ihr unter­wegs seid, ist ein Klapp­stuhl oder eine ISO Matte, ggf. auch ein Schlaf­sack sinn­voll dabei zu haben. Nichts ist besser, als sich auch mal entspannt hinsetzen zu können. Viel­leicht wartet ihr auch nach eurer Milch­stra­ßen­fo­to­grafie noch auf den Sonnen­auf­gang. 

Einstel­lungen an der Kamera

Ich habe es oben zwar schon erwähnt, aber hier nochmal in kürze die wich­tigsten Einstel­lungen, wenn ihr die Milch­straße anvi­siert habt. Beginnt mit folgenden Einstel­lungen und tastet euch dann an das opti­male Bild ran: 

  • Blende: maximal geöffnet, min. f/4 
  • Belich­tungs­zeit: < 30 Sek.  
    Nutzt hierfür die Formel: 500 / einge­stellte Brenn­weite, so habt ihr maximal viel Licht der Sterne auf dem Sensor, ohne dass die Sterne oval, oder zu Linien werden. Bsp. 500 / 20 = 25 Sek. 
    Bei APS-C-Kameras: 500/(Brennweite*1,5), also 500/(12*1,5) = 27,8 Sek. (also ca. 30 Sek.) 
  • ISO sollte größer 1600 gewählt werden. Ruhig aber auch bei 6400 oder 3200 beginnen 
  • Brenn­weite <30mm, Milch­straße ideal bei 20mm 
  • Astro­filter nicht notwendig 
  • Fokus­siert manuell im Live View. Dreht dafür am Fokus-Ring eures Objek­tives bis ein anvi­sierter Stern so klein wie möglich erscheint, dann sollten die Sterne scharf sein.  
  • Nutzt einen Fern­aus­löser oder eine Zeit­ver­zö­gerte Aufnahme eurer Kamera, damit ihr das Bild beim Auslösen nicht verwa­ckelt 
  • Nutze das RAW-Format (wie immer) 
  • Schalte den Bild­sta­bi­li­sator aus bei diesen Belich­tungs­zeiten 
  • Weiß­ab­gleich kann im Nach­hinein ange­passt werden, ansonsten verwende Kunstlicht/Glühlampe oder einen Wert zwischen 2800 und 3000 Kelvin 

Prüfe unbe­dingt das Histo­gramm nach deiner Aufnahme. Es ist besser möglichst weit rechts zu foto­gra­fieren, um das Rauschen in den Schat­ten­be­rei­chen der Aufnahme möglichst gering zu halten. Ein Fehler, der mir bei meinem ersten Versuch unter­laufen ist. Die Nacht in der Nach­be­ar­bei­tung wieder dunkel zu machen ist kein Problem.  

Das Histo­gramm sollte also mindes­tens über die Hälfte der Skala gehen, was dir auf dem Bild­schirm in der Nacht zu hell vorkommen wird.  

Pro-Tipp

Wenn ihr eine tolle Kompo­si­tion gefunden habt, schießt unbe­dingt 10–20 Bilder hinter­ein­ander auf den Himmel belichtet. Die Aufnahmen könnt ihr hinterher über spezi­elle Stacking-Programme wie bspw. Sequator, zu einem annä­hernd rausch­freien Bild zusam­men­fügen. (Wusste ich zum Zeit­punkt der Aufnahmen oben noch nicht). Ein Foto mit deut­lich längerer Belich­tungs­zeit für den Vorder­grund (Sterne dürfen Streifen bekommen), hilft euch zudem einen gut belich­teten Vorder­grund mit wenig Rauschen zu bekommen. Himmel und Vorder­grund kombi­niert ergibt ein hervor­ra­gendes Milch­stra­ßen­foto in Top-Qualität.

Gut, das wars soweit mit der Vorbe­rei­tung guter Milch­stra­ßen­fotos. Jetzt werde ich mich auf die Suche nach einer schönen Loca­tion machen und dann hoffent­lich in den nächsten Wochen schöne Bilder aufnehmen. Dann gibt es einen weiteren Blog-Beitrag, bei dem ich euch Tipps zur Bild­be­ar­bei­tung der Milch­stra­ßen­fotos geben werde.  

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