Von wegen eintönig! | Foto-Reise auf die Färöer 1/3
Den VLOG zum BLOG seht ihr unten auf der Seite oder ihr erreicht ihn über diesen Button:
Ausrüstung:
Sony a7IV
Sony FE 2.8/16–35 mm GM
Sony FE 4/24–105 mm G
Sony FE 100–400 mm GM
DJI Mini 3 Pro
Chaos vor dem Abflug
Bevor ich ins Bett ging, kurz die Rücksprache mit meinem Vater, Begleiter auf meiner Reise. Wir fahren trotzdem wir geplant nach Frankfurt, schauen vor Ort, was wir machen. Also doch nochmal ein bisschen hinlegen. Um 4 Uhr fährt unser Zug. Ich schlafe schlecht. In der Nacht dann die Mail von der Airline. Anstelle von Frankfurt — Paris — Vágar (Färöer) fliegen wir zur gleichen Zeit los nach Amsterdam und von dort über Edingburgh nach Vágar. Na immerhin. Ankunft ist dann zwar erst spät am Abend, aber wenigstens kommen wir hin. Ich drehe mich rum, versuche weiter zu schlafen.
Der Wecker klingelt — gefühlt nur wenige Minuten später. Ich spule mein Programm hab. Verabschiede mich von Frau und der schlafenden Tochter und setze mich ins Auto, um zum Bahnhof zu fahren. Plötzlich kam mir der Gedanke. Mein Vater hat keinen Reisepass. Er kann nicht nach Edinburgh fliegen. In Frankfurt am Schalter sprachen wir das Bodenpersonal darauf an. “Da haben sie recht”, war die Antwort des Bodenpersonals “Das ist aber ihr Problem”.
Da stieg mir der Puls. “Nein das ist nicht unser Problem! Wir haben die Flüge so gebucht, dass wir innerhalb der EU bleiben, so dass wir nur den Personalausweis benötigen. Ihre Änderung kam so kurzfristig. Also ist es ihr Problem!”. Das Bodenpersonal wollte sich das Leben leicht machen und sagte: “Dann fliegen sie eben morgen.”
Aber das wollten wir nicht akzeptieren und blieben hartnäckig. “Nein, wir fliegen heute. Wir haben den Zug hier her bezahlt, den Mietwagen, die Wohnung für heute schon bezahlt und heute den Flug gebucht! Lassen sie sich was einfallen, wie sie uns auf die Färöer bringen!”. So ging es noch ein wenig hin und her, biss er sich tatsächlich was einfallen lies.
Er bucht uns auf die Lufthansa/SAS um. In knapp einer Stunde geht unser Flug nach Hamburg, dann über Koppenhagen nach Vágar. Zweimal Umstiegszeiten von weniger als 30 min. Aber dafür sind wir früher auf den Färöer als geplant. Ob wir das schaffen? Und unsere Koffer erst?
Doch es ging gut, auch weil der gleiche Flieger, der uns nach Koppenhagen brachte, weiter auf die Färöer flog. Glück gehabt. Und so konnten wir uns schon am ersten Abend auf die erste Tour begeben.
Saksun — Idylle und Abgeschiedenheit
Ein kurzer Blick in die Wetterkarten. “Wenn das Wetter heute irgendwo passen sollte, dann in Saksun”, sagte ich zu meinem Vater. Dann stiegen wir in den Wagen und fuhren los. Die Fahrt nach Saksun durch das Tal “Saksunardalur” ist für sich schon ein Erlebnis. Weshalb wir auch kurz für ein paar Fotos angehalten sind.
Saksun liegt abgeschieden an der Westküste im Norden von Streymoy — einer der Hauptinseln der Färöer. Um Saksun liegen für die Färöer Verhältnisse hohe Berge von fast 800 m Höhe. Ein beliebter Wanderweg, der auf den Pfaden der alten Färinger beruht, führt von Saksun nach Tjornuvik. Die Dorfkirche, die einem sofort ins Auge sticht stand ursprünglich in Tjornuvik und wurde über den besagten Wanderweg hier her gebracht.
Wer auf den Färöer ist, sollte Saksun unbedingt Besuch abstatten. Der, durch einen Sturm angespülte Sandstrand ist so in den Färöer einzigartig. Bei Ebbe ist sogar ein Fußmarsch durch den Fjord bis zum offenen Meer möglich.
Fotografisch interessant sind vor allen Dingen die pittoresken Steinhäuser mit ihren grünen Gras-dächern und der Wasserfall der besonders wasserreich nach Regen ins Tal fällt. Eine besondere Herausforderung ist es, die Torfhäusschen des historischen Bauernhofes und den Wasserfall mit dem Weitwinkel in einem Bild einzufangen. Dazu muss man sich mit Kamera in den Wasserfall stellen, also aufpassen, denn dort kann es sehr rutschig sein!
Fotografisch, war der Abend äußerst erfolgreich. Der Stress der Anreise daher schon jetzt fast vergessen. Die Färöer liefern, was wir erwartet hatten.
Färöer und das eigensinnige Wetter
Für mich war es ja das erste mal auf den Färöer. Daher verließ mich voll und ganz auf die Wettervorhersage und die war so … naja. Währen der Reise habe ich Abends & Morgens die Wetterkarten geprüft und dann mehr oder weniger spontan entschieden wohin wir fahren, bzw. die Touren geplant.
Aber in den nächsten Tagen bemerkte ich, dass man neben den geeigneten Motiven und den Wetterkarten auch ein wenig die Eigenheiten der Färöer mit auf dem Schirm haben sollte. Im Zentrum und zwischen den Fjorden, aber auch in den höheren Lagen, hielten sich tiefhängende Wolken teils sehr beständig. Wir hatten es mit vergleichsweise wenig windigen Tagen zu tun. Der Spruch warte 5 min, wenn dir das Wetter nicht gefällt, traf also auf unsere Reise nicht zu.
Der nächste morgen sollte die Entscheidung über unsere nächste Tagestour bringen. Vorhergesagt waren Regen und tiefhängende Wolken am Morgen. Diese sollten allerdings nicht zu tief sein. Auch etwas mehr Wind, als am Vorabend. Gegen Nachmittag sollte es auf der gesamten Insel etwas aufklaren.
Fossa-View
Der Plan war gemacht. Heute sollte der Norden der Hauptinsel Esturoy dran sein. Auf dem Weg liegt der erster Spot, der Blick auf den größten Wasserfall der Färöer: Fossa. Fossa selbst liegt ja auf der Insel Streymoy und kann auch sehr einfach erreicht werden, weil er direkt an der Straße liegt.
Von hier aus, bieten sich Fotos mit dem Teleobjektiv an. Wenn die Windrichtung passt, wird das Wasser wieder nach oben gepeitscht. Dieses Phänomen stellte sich auch nach einiger Zeit warten, an diesem Morgen leider nicht ein. Dafür lagen die Wolken auf der darüberliegenden Ebene auf, was für eine schöne Stimmung sorgte. Ich wartete auch auf ein Auto auf der Straße, damit die Dimensionen im Bild deutlich werden.
Eiði, Molin-Beach
Weiter ging es nach Eiði. Dort wo ein Fußballfeld nahe am Meer gebaut steht, quasi direkt zwischen einem See und den Wellen des Meeres. Heute dient das Fußballfeld nur noch als Campinglatz. Läuft man an der Küste entlang, erreicht man nach einigen Minuten Fußmarsch einen Wasserfall und Felsenküste mit unendlich vielen Möglichkeiten für Vordergründe.
Der Wind peitschte uns Regen und Meerwasser ins Gesicht, daher kamen zum ersten mal Mikrofasertücher zum Einsatz. Komposition suchen, Fokussieren, Putzen, Foto machen. So ging es die nächsten Minuten.
Die besondere Challenge war vor Ort der Einsatz von Filtern. Binnen Sekunden waren diese voller Wasserspritzer. Also war putzen notwendig. Ständig. Auch die Augen offen halten war durch den Wind unheimlich anstrengend.
Solltet ihr ebenfalls planen hier her zu gehen, dann heißt es Vorsicht bei Nässe. Der Boden ist unglaublich rutschig. Ein B‑Motiv von diesem Punkt aus ist ein Fels von “Risin og Kellingin”, der von hier aus sichtbar ist. Mit dem entsprechenden Vordergrund, kann dies auch ein tolles Bild ergeben.
Die Aussicht auf Risin og Kellingin
Als wir zurück im Auto waren, hieß es erstmal aufwärmen. Doch dazu blieb nur wenig Zeit, denn nur einige Minuten fahrt lagen zwischen uns und einem Aussichtspunkt auf Risin og Kellingin, den wir ansteuerten.
In den Wintermonaten ist diese Straße zum Aussichtspunkt häufig gesperrt, in den Sommermonaten aber einfach zu erreichen. Risin og Kellingin, der Name der beiden Felsen bedeutet zu deutsch “Der Riese und das Weib”. Sie sind mit eins der bekanntesten Naturdenkmäler der Färöer. Trotz einer beeindruckenden Höhe von 71m und 69m, wirken sie doch recht klein. Das liegt vor allem an ihrer Lage vor der Steilküste, die mit 352m eben deutlich höher ist. Die Sicht auf den Eidiskollur, den höchsten Punkt der Steilküste, war allerdings durch die tiefen Wolken nicht zu sehen. Dennoch sind sehr stimmungsvolle Bilder entstanden.
Gjógv
Nun machte uns das Wetter erstmals einen Strich durch die Rechnung. Da es sich deutlich langsamer aufklärte als die Wettervorhersage sagte und die Sicht sich eher noch verschlimmerte, konnten wir eine geplante Wanderung auf Slaettarandidur, dem höchsten Berg der Färöer nicht durchführen. Selbst vom Gipfel hätten wir nichts gesehen. Ein weiterer Aussichtspunkt auf die Stadt Funningur und die umliegende Fjordlandschaft war in der dichten Nebelsuppe keine Option.
So fuhren wir weiter nach Gjógv, was wörtlich übersetzt bedeutet, bei der Felsspalte. Der Nebel der in den Tälern und Bergen von Nord-Esturoy hing, war hier nicht vorhanden, auch der Regen war weg. So konnten wir Gjógv also ein wenig genießen. Wir konnten der Felsspalte entlang laufen, die früher als Hafen gedient hatte. Sogar die Wikinger sollen diesen schon genutzt haben.
Die Kirche in Gjógv ist übrigens die erste Kirche die auf färöischer Sprache geweiht wurde, 1929. Vorher wanderten die Einwohner von Gjógv nach Funningur zum Gottesdienst.
Fotografisch gesehen ist es nicht leicht die Felsspalte und den Ort gleichzeitig zu fotografieren. Da reichen auch keine 16 mm so richtig. Die Drohne wäre dafür eine Option, allerdings war der Wind zu stark, als wir vor Ort waren. Zweite Option ist es ein Panorama aufzunehmen. Aber auch Ausschnitte und Details ergeben hier im Ort tolle Bilder.
So ein klein wenig enttäuscht war ich nach dieser Tour allerdings schon. Weil das Wetter nicht wie geplant mitgespielt hatte. Weil wir so noch etwas extra Zeit hatten an diesem Tag, fuhren wir einfach noch ein Stück weiter, bis nach Elduvík.
Elduvík
Elduvík ist ein schönes kleines Dörfchen, mit toller Lage an einem sich zum Meer hin öffnenden Fjord. Auch hier gibt es die für die Färöer typischen Häuser und ebenfalls eine Kirch in der Dorfmitte, die fotografisch in Szene gesetzt werden kann.
Die Fahrt durch die Fjordlandschaften nach Elduvík ist von beiden Seiten aus schon wunderschön. Nicht verpassen solltet ihr auch die Route über den Oyndarfjørður.
Sørvágsvatn/Trælanípa/Bøssdalafossur
Von Elduvík aus, fuhren wir zurück in unsere Wohnung und machten uns etwas zu Essen, da der Plan für den Abend noch nicht ganz klar war. Auf der Heimfahrt machte ich mir bereits Gedanken: Zwingt mich das Wetter in die Knie? Erfolglos auf den Färöer?
Nicht ganz erfreut war ich über den Wetterbericht für den Abend. Viewfindr zeigte < 10% Wahrscheinlichkeit auf ein Abendrot, <50% Wahrscheinlichkeit dieses auch zu sehen. Beim Blick nach draußend wirkte das Wetter auch so entmutigend auf uns. Aber daheim bleiben ist keine Option. Draußen werden die Landschaftsbilder gemacht, also beschlossen wir heute Abend zum Bøsdalafossur zu wandern. Es war die erste Wanderung die Geld kostete, 200 DKK pro Person.
Für diesen Preis erhält man einen fantastischen Blick auf den Binnensee Sørvágsvatn und vom Sklavenfelsen Trælanípa. Zum Abschluss der kleinen Rundwanderung auf den Wiesen zusätzlich einen Blick auf einen Wasserfall der vom See direkt ins Meer stürzt, dem Bødssdalafossur.
Schon der erste Aussichtspunkt ist die Mühe der Wanderung wert. Trælanípa, der Sklavenfelsen, von dem die Wikinger die nicht mehr benötigten, meist irische Sklaven geschmissen haben. Der Blick aus 148m Höhe senkrecht in die Tiefe ist beindruckend. Vom oberen Aussichtspunkt, dann der ideale Blick auf Sørvágsvatn.
Über die Wiese und Felse geht’s entlang der Klippe Richtung Wasserfall. Wegmarkierungen gibt es keine, dort wo das Meer anfängt, hört der Weg auf. Und dann saßen wir da, eine Stunde bis Sonnenuntergang. Keine Sonne. Flaches Licht. Der ein oder andere Tourist ging an uns vorbei und fragte sich womöglich “Bleiben die hier sitzen? Auf was warten die bei dem Wetter?”
Aber ja, solange es eine Chance gibt, auf gutes Licht, auf ein Abendrot, auf eine besondere Stimmung, so lange bleiben wir sitzen. Als die Hoffnung fast schon zu schwinden begann, explodierte auf einmal der Himmel. Welche Farben, welch intensives Abendrot. Für mich war es eines der kräftigsten Abendröte der letzten Jahre.
Und es musste schnell gehen. Komposition, Polarisation einstellen, Auslöser drücken, Kontrollieren, Fokus-Punkt korrigieren oder Fokus-Stacking. Und wieder von vorne. Ich machte gefühlt hunderte Bilder binnen 30 min. Die Wolken änderten sich schnell und es hätte jederzeit vorbei sein können. Aber das Abendrot hielt lange an.
Mein Ego war gerettet und die Emotionen sprangen über. Was ein genialer Abend. Endlich mal wieder Volltreffer.
Und so marschierten wir zurück zum Ausgangspunkt durch die eintretende Nacht. Voller Vorfreude, was denn die nächsten Tage bringen werden.
…to be continued…
Diese und alle andere Aufnahmen dieses Beitrags kannst du unter “Prints” als Kunstdruck für deine Wand zu Hause direkt bei mir anfragen.
VLOG zum BLOG
Die Spannung stieg. Die Koffer sind gepackt, das Foto-Equipment verstaut. Wir sind bereit für die Reise auf die Färöer. Vor dem Zubettgehen noch einmal schnell die Zug- & Flug-Daten checken, dann nochmal für ein paar Stunden aufs Ohr hauen, bevor es wirklich los geht. Ich öffne meine Mails “Ihr Flug wurde storniert”. Was? Das darf doch wohl nicht wahr sein. Steht unsere Reise auf der Kippe? Nach all der Vorbereitung und Planung? Wie wir trotzdem auf die Färöer kamen und was wir in den ersten beiden Tagen dort erlebten, erfahrt ihr in diesem Video. Viel Spaß beim anschauen!
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