In der Dunkelheit zur Location finden + Einsatz des Teleobjektivs
Den VLOG zum BLOG findet ihr unten, am Ende des Blog-Beitrags. Schaut auf jeden Fall mal rein, denn in diesem Youtube-Video erfahrt ihr, wie ich die Bilder dieses Beitrags aufgenommen habe und einige Tipps zu Aufnahmetechniken und Bildkompositionen.
Ausrüstung:
Sony a7IV
Sony FE 2.8/16–35 mm GM
Sony FE 4/24–105 mm G
Sony FE 100–400 mm G
DJI Mini 3 Pro
Die Wegelnburg
Viele von euch werden sie direkt erkannt haben. Die Wegelnburg in Rheinland-Pfalz an der Grenze zu Frankreich. Sie ist mit 572 m, eine der höchstgelegenen Burgruinen der Pfalz, weshalb man von ihr einen wunderschönen Rundumblick hat. Im Herbst und im Frühjahr zeigt ihr “Schiff” fast direkt in Richtung Sonnenaufgang. Und wenn man das Glück hat, dass sich Nebelfelder in den Tälern der Pfälzer Berge bilden und sich dazu ein Sonnenaufgang mit Morgenrot ankündigt, dann lohnt sich jeder einzelne Meter hier hoch.
Fluch und Segen einer Top-Location
Beginnen wir mit dem Fluch und Segen einer so tollen Location. Zweifelsohne gehört die Wegelnburg zu den bekanntesten Spots in Rheinland-Pfalz. Ergo ist sie auch entsprechend gut besucht. Mein Wecker ging um 4:30h. Voller Überzeugung und voll naivem Glauben, dass an einem Sonntagmorgen bestimmt nur wenige die Strapazen auf sich nehmen würden dort hoch zu wandern. Vor mir lagen Anfahrt, plus ca. einer Stunde Fußmarsch durch den dunklen finsteren Wald mit einigen hundert Höhenmeter.
Mir war schon klar, dass ich wahrscheinlich nicht komplett allein sein werde. Ich hab mit ein paar Kollegen gerechnet, aber was an dem Morgen los war, übertraf meine Erwartungen. Ums kurz zu machen. Eine Handvoll Drohnen die ständig auf und abstiegen und uns überflogen. Meine ebenfalls. Ich will mich da gar nicht rausnehmen. Ein Dutzend Menschen, die biwakierten und gerade aufstanden und fröhlich durcheinander plapperten. Einige andere Fotografen. Eine Mode-Shooting und, ich hab echt meinen Augen kaum getraut, ein Brautpaar für ein Hochzeits-Shooting. Volksfeststimmung in der Pfalz, wie ihr später in meiner Timelapse sehen könnt.
Gut egal. Eigentlich war mein Plan für den Morgen für euch wieder einen kleinen VLOG zu machen. Über die Wegelnburg, Zurechtfinden in der Dunkelheit, Möglichkeiten für Landschaftsfotos, Einsatz des Tele-Objektivs, und vieles mehr. Aber als ich angekommen bin, hatte ich schon das Gefühl, dass das diesmal nicht klappen könnte. Also wollte ich mich auf’s fotografieren konzentrieren und hinterher vloggen.
Aber auch der Plan ist nicht aufgegangen, da so viele Besucher kamen, wie auch gingen.
Aber natürlich möchte ich euch trotzdem ein paar Tipps mitgeben. Und da wir ja mittlerweile mitten in der dunklen Jahreszeit stecken, sprechen wir darüber, wie wir in der Dunkelheit zu einer Location kommen.
Diese und alle andere Aufnahmen dieses Beitrags kannst du unter “Prints” als Kunstdruck für deine Wand zu Hause direkt bei mir anfragen.
In der Dunkelheit zur Location
Wenn wir davon ausgehen, dass wir den Sonnenaufgang mit all seinen Facetten aufnehmen wollen, dann sollten wir spätestens eine Dreiviertelstunde vor Sonnenaufgang vor Ort sein. Besser sogar eine Stunde. Nur so bekommst den Übergang von Blauer Stunde, zu Morgenrot, zu Sonnenaufgang und Goldener Stunde festgehalten. Wenn wir so wie bei der Wegelnburg eine Stunde Fußmarsch haben, stehen wir quasi 2 Stunden vor Sonnenaufgang mittendrin im finsteren Wald.
Wenn du noch eine Stunde Anfahrt hast, so wie ich, geht dein Wecker also 3 Stunden vor Sonnenaufgang.
Wenn ihr am Dunklen Wanderparkplatz steht und den Weg durch den Wald sucht, wird’s schon auch mal knifflig. Deshalb gibt es ein paar Dinge zu beachten.
- Vergesst niemals ein Stirnlampe. Noch besser wenn ihr parallel dazu eine Taschenlampe für die Hand habt. Damit könnt ihr auch mal den Weg etwas breiter oder direkt vor euch ausleuchten, bei schwierigen Passagen oder Stolperfallen.
- Nutzt Offline-Karten. In Wäldern der Pfalz, im Schwarzwald, Bayrischer Wald, Odenwald und so weiter versagt in Deutschland häufig das Mobilfunknetz. Deshalb nehmt Offline-Wanderkarten wie zum Beispiel von Komoot und verlasst euch nicht auf Google-Maps. Dort sind viele Wege nicht aufgeführt, gerade wenn es durch Wälder oder in die Berge geht. Macht GPS an für die Navigation. An ganz abgelegenen Orten ist es vielleicht sogar besser GPS-Geräte zu nutzen. Bisher konnte ich allerdings alles mit dem GPS meines Handys umsetzen.
- Tragt gutes Schuhwerk. Mit ordentlich Profil und guter Sohle. Am besten mit Bund bis über die Knöchel. Wenn ihr mitten in der Nacht den Knöchel verstaucht oder ihr irgendwo rein tretet, dann dauert es eine Weile bis Hilfe kommt. Besser also vorbeugen. Ihr seht im Dunkeln auch nicht jede Stelle, über die ihr vielleicht stolpert.
- Ich würde euch ebenfalls empfehlen nicht in einem aktiven Jagdgebiet zu wandern und auffällige Kleidung zu tragen. So sehen euch die potentiellen Jäger frühzeitig und erkennen, dass ihr kein Wildtier seid. Helle Kleidung mit knalligen Farben, oder auch Reflektoren, die euch eindeutig als Mensch identifizieren sind schon hilfreich. Vor allem dann, wenn ihr zwischendurch die Taschenlampe vielleicht doch mal ausgeschaltet habt.
- Die Wahrscheinlichkeit auf gefährliche Wildtiere zu stoßen, wenn ihr durch die Nacht wandert, ist zumindest in Deutschland recht gering. Trotzdem würde ich euch nicht empfehlen in Gegenden von Wolfsrudeln und Bären durch die Nacht zu spazieren. Wildschweine sind am wahrscheinlichsten anzutreffen. Normalerweise nehmen sie aber schon reis aus, wenn ihr euch ihnen nähert. Grundsätzlich sind sie friedliebende Tiere, die sich vor Menschen fürchten. Auf jeden Fall solltet ihr nicht auf die Tiere zu gehen und ihnen Fluchtmöglichkeiten bieten. Groß machen, ggf. laut klatschen und langsam zurückweichen, hilft in diesem Fall bereits.
- Idealerweise seid ihr nicht allein, sondern in einer kleinen Gruppe unterwegs. Unterhaltungen untereinander vertreiben viele Wildtiere bereits von weitem. Außerdem sollte wirklich einmal etwas passieren, sind Leute da, die helfen können, Hilfe holen können, usw. Wenn ihr alleine unterwegs seid ist das Risiko also entsprechend höher. Bei einfachen Touren, oder wenn ihr wisst, was euch erwartet, stellt aber auch eine Solo-Tour kein großes Risiko dar.
- Wählt in diesem Fall also leichtere Wanderungen, oder geht den Weg einmal vorher im Hellen ab, so dass ihr euch im Dunkeln besser zu recht findet. Bleibt außerdem auf den Wegen. Damit reduziert ihr die Gefahr euch zu verletzen.
Ich hoffe, ich habe nichts vergessen. Wenn euch noch etwas einfällt, das wichtig ist, wenn man im Dunkeln zu einer Location unterwegs ist, dann schreibt es doch gerne in die Kommentare, damit die anderen Leser ebenfalls was davon haben.
Teleobjektiv in der Landschaftsfotografie
Kommen wir zum Abschluss noch ein wenig auf meine fotografischen Erfahrungen an diesem Morgen.
Mein Frustlevel war bei meiner Ankunft recht groß. Ich hatte ein paar Ideen für den Morgen, wollte unter anderem eine Timelapse machen. Aber mir wurde schnell klar, dass ich ständig Leute vor der Linse haben werde. Ich hatte also wirklich auf ein paar Leute weniger gehofft. Ich habe trotzdem eine Stelle gesucht, von der aus ich die Timelapse-Aufnahme starten konnte und überlegt mir dann, wie ich mit der restlichen Situation umgehen sollte.
Die Lösung lag ganz klar bei meinem Liebling. Dem 100–400. Die Verwendung eines Teleobjektivs in der Landschaftsfotografie hat man vielfältige gestalterische Möglichkeiten. Im Gegensatz zum allgemeinen Irrglauben, man könne nur mit dem Weitwinkel beeindruckende Aufnahmen zu erstellen. Ich begann also von der Mauer der Burg aus Details und Kompositionen in der umliegenden Landschaft zu suchen.
- Teleobjektive ermöglichen durch die Auswahl eines bestimmten Ausschnitts der Landschaft und der Isolierung spezifischer Elemente wie zum Beispiel Berge, Bäume oder auch abstrakter Muster und Wiederholungen, eine ansprechende Komposition zu erstellen. Gerade wenn die Lichtrichtung passt, ergeben sich tolle Bilder. Ich persönlich mag dafür Gegenlicht, oder Licht leicht bis circa 90° von der Seite.
- Eine Teleobjektiv ermöglicht auch die Komprimierung der Perspektive. Durch ihren verengten Blickwinkel verengen Teleobjektive die räumliche Perspektive, was dazu führt, dass entfernte Elemente wirken als seien sie näher zusammen. Dies kann eine beeindruckende Tiefe und Dimension in Landschaftsaufnahmen erzeugen. Gerade auch dann, wenn man zum Beispiel einen Mensch im Vordergrund, vor einem monumentalen Hintergrund hat.
- Natürlich kann man mit Teleobjektiven Details hervorheben. Gerade mein Sony 100–400 mm Gm hat eine sehr kurze Naheinstellgrenze für ein Teleobjektiv. Damit ermöglicht es mir feine Details und Texturen in der Landschaft oder auch in kleinen Szenen darzustellen. Auch Muster in Felsen oder Strukturen in Wolken, die mit Weitwinkelobjektiven schwerer zu erfassen sind lassen sich so einfangen. Ihr seht es ergeben sich mit dem Tele so viele Möglichkeiten. Und genau darum liebe ich es.
- Ein weiterer Vorteil, der mit dem Tele einhergeht ist die fast schon einfach werdende Reduzierung von störenden Elementen. Mit einem Teleobjektiv könnt ihr unerwünschte Elemente wie Straßen oder Menschen aus dem Bild ausschließen und so den Fokus auf das wesentliche konzentrieren. Und das war so ein bisschen mein Notnagel an diesem Morgen. Weil ganz ehrlich, ich wollte auch nicht Stunden am PC verbringen, um die Menschen auf der Burg aus den Bildern heraus zu retuschieren.
- Die zwei letzten Punkte, warum ich das Teleobjektiv mag, liegen klar auf der Hand. Zum einen ist es die Vergrößerung von fernen Motiven. Teleobjektive ermöglichen das Fotografieren von fernen Objekten, wie Tieren oder Bergspitzen, ohne physisch näher herangehen zu müßen. Manchmal ist das in der Landschaft auch schlicht nicht möglich.
- Und natürlich der Bokeh, beziehungsweise Freistellungseffekt. Wenn ich mit großer Blendenöffnung ein Motiv fotografiere, so kann ich leicht einen wunderschönen unscharfen Hintergrund erzeugen und so das das Hauptmotiv hervorheben.
Also ihr merkt schon. Ich liebe mein Tele und es ist nicht nur ein Notnagel, wenn ich draußen unterwegs bin. Immer häufiger greife ich ganz bewusst zu diesem Objektiv.
Wann grefe ich zum Teleobjektiv
Kommen wir zum Bonus-Tipp und klären wir die Frage, wann greife ich zum Tele?
Wenn ich mich in einer Location wiederfinde, in der ich absolut keinen Vordergrund finde, der einer Weitwinkelaufnahme auch nur im Entferntesten zuträglich ist, greife ich zum Tele. So kann ich ganz bewusst hässliche, unruhige Vordergründe aus dem Bild herausnehmen.
Wenn ich Größenverhältnisse bewusst machen möchte, greife ich zum Tele. Dann versuche ich ein Motiv im Vordergrund, vor einem beeindruckenden Hintergrund zu setzen, was Größenverhältnisse verdeutlicht.
Wenn ich mich in einer Location wiederfinde, in der so viele verschiedene Dinge auf mich wirken und ich die Elemente nicht kanalisieren kann, greife ich zum Tele. Durch das Verstärkte konzentrieren auf vereinzelte Bildausschnitte, kann ich Stück für Stück die Umgebung strukturieren, was mir hilft die Landschaft zu verstehen.
Für mich bringt das Tele viele, viele Vorteile und ist ein unverzichtbarer Part in meiner Fotografie geworden. Geht’s euch ähnlich?
Für mehr Infos und Hintergründe, wie ich dieses Bild aufgenommen habe, schaue unbedingt in das Video auf Youtube, weiter unten!
Bilder aus dem VLOG
In dieser Galerie, habe ich euch alle Fotos aus dem VLOG zusammengestellt, so dass ihr sie in Ruhe betrachten könnt. Schaut gerne auf Youtube rein und lasst einen Kommentar oder ein Like da. Wenn euch das Video gefallen hat, könnt ihr auch gerne meinen Kanal abonnieren, so dass ihr keine neuen Videos mehr verpasst.
VLOG zum BLOG
In diesem Video an einem märchenhaften Ort in der Tiefe des Pfälzer-Waldes geht es darum, was ihr beachten solltet wenn ihr in der Dunkelheit zu einer Location aufbrecht und die Stärken des Teleobjektivs in der Landschaftsfotografie. Außerdem seht ihr eine meiner neusten Timelapse-Aufnahmen, brandneue Landschaftsfotos und ihr seht warum es Fluch und Segen ist Top-Locations aufzusuchen. Viel drin also in diesem Beitrag.