Fotogene Orte am Lago Maggiore
Einige Tage verbrachten wir bereits in der Schweiz in der Nähe von Zürich. Zur Entspannung, bevor uns unsere Reise weiter gen Süden führen sollte. Das Ziel: Der Lago Maggiore in Italien. Da uns die Fahrt so oder so einige Zeit kosten würde, fuhren wir über die Passstraßen und genossen herrliche Aussichten anstelle von dunklen Tunneln. Das machen wir meistens so, wenn es uns nicht eilt. Und das tat es nicht, denn wir waren ja schließlich im Urlaub.
Es war der erste Urlaub mit unserer Tochter und uns war klar, dass wir das ein oder andere mal öfter einen Zwischenstopp einlegen mussten. So planten wir die Route entsprechend, dass alle 1,5–2h ein Halt an einem schönen Ort möglich war. In der Schweiz und Italien ist das kein Problem. Wir picknickten auf grünen saftigen Wiesen, an Wegen, die hinauf zu den Gipfeln der Alpen führten oder in der Nähe von tollen Bergflüssen mit eisblauem Gletscherwasser.
Nachdem wir so den ganzen Tag zwischen Autositz und Picknickdecke (das Wort schreibt man tatsächlich mit 3 “ck”, verrückt) verbracht hatten, kam mir noch die absolut dämliche Idee, einen Abstecher am Abend nach Lavertezzo zu machen, um dort das goldene Licht der Abendsonne für ein paar Fotos zu nutzen. Einen Tipp vorab: Tut euch das nicht an!
Nicht falsch verstehen: Der Spot ist es absolut wert, das Geschlängel hinauf in das schmale Tal auf sich zu nehmen. An warmen Sommertagen, allerdings, sind die Parkplätze schon in den Morgenstunden, direkt nach Sonnenaufgang, aufgebraucht und einen freien Slot zu finden, ist auf Grund der schmalen Straße und der vielen Menschen und Fahrzeuge alleine schon abenteuerlich und wirklich stressig. Diese Situation entspannt sich bis in die Abendstunden nicht, so viel sei gesagt.
Mir war das für diesen Tag zu viel. Wir drehten um und fuhren zu unserer Unterkunft, um den Abend in Luino zu verbringen und von der Fahrt zu erholen. Für Lavertezzo brauchten wir einen anderen Plan.
Luino
Unnötiger Weise mehr gestresst, als nötig, kamen wir in Luino am Lago Maggiore an. Für unsere kleine Tochter war das auch ein langer Tag und so spazierten wir abends ein wenig an der frischen Luft umher. Direkt am Strand des Lago Maggiore stellte sich eine wunderschöne wolkenfreie und farbenfrohe blaue Stunde ein.
Direkt konnte ich einige Aufnahmen umsetzen, die ich mir schon im Vorfeld vorgenommen und geplant hatte. Für mein zweites Motiv war die Wassermenge, durch die stürmische und Wasserreiche Wetterlage an den Tagen vor unserer Ankunft perfekt. Ich musste aber einen Kompromiss eingehen, da auch an diesem Abend ununterbrochen eine leichte Brise über den See zog. Es hieß also, glattes Wasser durch eine Langzeitbelichtung oder unbewegte Blätter des Bäumchens durch eine kurze Belichtung.
Auf Grund des wolkenfreien Himmels und der damit eher minimalistischen Bildwirkung, entschied ich mich letztendlich für Lösung 1. Die Bewegung der Blätter zeigt dem Betrachter so, dass es zweifelsfrei kein windstiller Abend war.
Foto-Tipp
Vor Ort habe ich natürlich mit mehreren Belichtungszeiten Aufnahmen erstellt. Zu Hause am Rechner mich dann für die eine entschieden. Die anderen erzeugten nicht die gewünschte Bildwirkung. Das ist alleine deshalb schon hilfreich, da es möglich gewesen wäre, einzelne Elemente ggf. zu überblenden, wenn notwendig und möglich. Darum unbedingt auf dem Stativ arbeiten.
Luinos Straßen
Am nächsten Tag war für uns ein wenig Chillout angesagt. Dennoch ließen wir es uns nicht nehmen ein wenig durch die Gassen und Straßen von Luino zu schlendern und das Ort zu entdecken. Es gibt einiges zu entdecken und ein geöffneter Markt sorgte für ein lebhaftes italienisches Feeling im Ort.
Empfehlenswert ist die schöne Promenade entlang des Ufers des Lago Maggiore, der Parco di Lago. Dort kann man sich herrlich in die Schatten der Bäume setzen und den Ausblick über den See genießen.
Santuario Santa Caterina Del Sasso
Ein touristisches Highlight des Lago Maggiores ist das Kloster Santa Caterina del Sasso. Die Lage direkt am steilen Hang des Sees ist atemberaubend. In direkter Nähe ist ein ausreichend großer Parkplatz und der Eintritt ins Kloster kostete 5€. Dafür gibt es aber auch Dutzende Stufen oder einen Fahrstuhl für die, deren Knie dies nicht mehr mitmachen, einen herrlichen Ausblick über den See und viele tolle Fresken und mehr zu entdecken.
Wer den Touristenmassen etwas aus den Weg gehen will und noch dazu mit tollen Fotos nach Hause gehen möchte, der sollte an diesem Ort definitiv die Abendstunden nutzen. In der letzten Stunde vor Sonnenuntergang bei schönem Wetter im Sommer, ist das Licht an diesem Ort wunderschön. Einzig den hohen Dynamikumfang muss man zu bewerkstelligen wissen.
Foto-Tipp
Damit euch die Kapelle bei dem direkten Sonnenlicht nicht überstrahlt, habt ihr mehrere Möglichkeiten:
- Belichtungskorrektur nach unten drehen und Histogramm beachten,
- Belichtungsmessung auf Spotmessung umstellen und auf die hellste Stelle positionieren,
- oder eine Bracketing Aufnahmereihe mit verschiedenen Belichtungen.
Das Kloster ist definitiv noch ein Tipp für einen Besuch, obwohl es selbst auch bereits zu großer Berühmtheit geschafft hat. Zu der Zeit, zu der es am schönsten anzuschauen ist, sitzen die meisten Touristen in ihren Restaurants oder Hotels und man kann die Aussicht beinahe alleine genießen. Als wie so oft ist es von Vorteil antizyklisch zu den Massen zu sein.
Lavertezzo, Tessin
Wie Eingangs erwähnt, war Lavertezzo zu besuchen ein Wunsch von mir, doch leider absolut eine Fehlenschätzungs dies gegen Abend zu tun. Die Idee war nun, morgens vor dem Frühstück loszufahren, um möglichst vor allen “Langschläfern” vor Ort zu sein. Der Plan ging auf. Das Geschlängel die Straße hinauf ließen wir im Nu hinter uns und fanden einen leeren Parkplatz vor. Ich packte meine Fotoausrüstung und nutzte die erste halbe Stunde für einige Fotos.
Den geplanten “Haupt-Shot” hatte ich schnell im Kasten. Einzig mit der korrekten Belichtungszeit musste ich ein wenig experimentieren und die Komposition etwas ausfeilen. Ein besonderes Detail extrahierte ich in der Szene noch mit dem Telebereich meines Objektivs. Ich finde es ist immer Lohnenswert auch mal einige Details aufzunehmen, die eine Landschaft bietet.
Lavertezzo selbst ist ein kleines Dorf, dass man in wenigen Minuten durchschritten hat. Es liegt aber sehr schön, wunderbar malerisch im Tal. Zu meinem Erstaunen blieb ich für die Minuten am Morgen der einzige Fotograf vor Ort. Erst als die Sonne etwas höher Stieg und über den Bergrücken kam rollte die Lawine an Touristen (und bestimmt auch Einheimischen) an. Der Fluss hier bei Lavertezzo bietet, durch die felsige Landschaft viele tolle Einsstieg- und Einsprungmöglichkeiten ins erfrischende Nass. Trotzdem sollte dies nur mit Vorsicht und sehr bedacht getan werden!
Nachdem wir unser Frühstück genossen hatten, schauten wir uns noch gemütlich ein wenig um und bevor die ganze Masse ankam, machten wir uns wieder auf und davon. Als wir das Tal hinab fuhren, kam uns Auto um Auto entgegen und das obwohl schon längst alle Parkplätze besetzt waren.
Pino sulla Sponda del Lago Maggiore
Auf der Heimfahrt machten wir einen kurzen Zwischenstopp in einem Dorf mit dem wohl längsten Namen Italiens: Pino Sull Sponda Del Lago Maggiore.
Vom Norden her kommend, führt die Zufahrtstraße direkt nach der italienischen Grenze den steilen Hängen des Lago Maggiore hinauf. Ein wenig abenteuerlich ist diese Straße durchaus. An den meisten Stellen wünscht man sich, dass doch hoffentlich kein Auto entgegenkommt, da der Platz gerade mal für ein Fahrzeug ausreicht.
Angekommen kann man sich aber über eine tolle Aussicht freuen. Gerade bei Sonnenuntergang ist es hier bestimmt wunderschön.
Ein paar Geheimtipps in Luino
Unsere Zeit in Luino ging bereits dem Ende zu, aber ein paar Geheimtipps möchte ich euch noch mitgeben. Unsere super nette Vermieterin gab uns einige Tipps, die wir alle getestet haben und nur bestätigen können.
- Das beste Eis der Stadt gibt es in der der Gelateria Cagliani
- Die beste Pizza gibt es bei der Pizza in piazza germignaga
- Günstig einkaufen könnt ihr im Ipermercato Carrefour — Luino
Mit dem Eis in der Hand macht es durchaus Spaß in den Abendstunden ein wenig unter den riesigen Pinienim Parco il Boschetto spazieren zu gehen. Und auch wenn er etwas vernachlässigt wirkt, sind die Sonnenuntergänge im Parco Lungolago durchaus ansehnlich. Wir konnten allerdings noch deutlich die Auswirkungen des Sturms der letzten Woche sehen, durch das viele Treibholz das angeschwemmt wurde, da der Wasserstand in den Tagen unserer Anwesenheit deutlich abgenommen hatte.
Unseren letzten Abend verbrachten wir damit Land und Leute zu beobachten, das warme Wetter zu genießen und ein wenig umher zu spazieren. Was gibt es schöneres im Urlaub?
Es wird hoffentlich nicht das letzte mal am Lago Maggiore gewesen sein. Das nächste mal werden wir uns aber eventuell die andere Seite des Sees anschauen, wo es bestimmt auch viele tolle Orte zu entdecken gibt.