Gründe für (m)ein Ausrüstungswechsel
Generell vertrete ich auch die Meinung, dass der Zeigefinger das Foto macht und nicht die Kamera. Timing, Bildkomposition, das gewisse fotografische Auge, die Idee, die Umgebungsbedingungen und die korrekte Ausführung sind alles Dinge die so viel wichtiger sind, als die höchste Auflösung der Kamera oder das teuerste Objektiv auf dem Markt.
Generell rate ich nur zu einem Ausrüstungswechsel, wenn man bemerkt, dass das was man zur Verfügung hat einen selbst bei der Ausführung nicht mehr hilft, sondern hinderlich ist oder einschränkt in dem was man machen möchte
In meiner Vergangenheit hatte ich nur einmal das Gefühl, dass ich mit der Bildqualität und den mir verfügbaren Mitteln nicht mehr das machen konnte was ich wollte, bzw. die Qualität nicht mehr meinen Ansprüchen genügte. Damals stieg ich auf die Sony a7 III Vollformatkamera um. Am Ende resultierte das in einer größeren, schwereren Ausrüstung und deutlich teureren Objektiven. Aber ich konnte dadurch auch mein Level an fotografischer Qualität erheblich steigern. Qualität hat eben doch seinen Preis.
Aber wie gesagt, eine Ausrüstung für tausenden von Euros ist einfach nur verschwendet, wenn derjenige der sie bedient, nichts damit anfangen kann. Daher investiert gerade in der Anfangszeit eurer Fotografie-Laufbahn in euch und eure Fähigkeiten und erst dann in Equipment!
Meine letzten Neuzugänge
Nichtsdestotrotz möchte ich euch in diesem Blog-Beitrag ein paar Gründe nennen, für meine letzten Neuzugänge. Nicht um mich zu rechtfertigen, sondern um euch ein paar Details zu nennen, die ich beim ausgiebigen Benutzen festgestellt habe. Vielleicht steht ihr ja auch mal vor der gleichen Entscheidung.
Mein Wechsel vom Sigma 100–400 zu Sony 100–400 GM
Zweifelsohne ist das Sigma 100–400 für Sony-Vollformatkameras ein herausragendes Objektiv. Für den Marktpreis von unter 1000€ geradezu unschlagbar. Ich selbst hatte es über einige Monate besessen und wunderbare Fotos damit aufgenommen.
Die Schärfe war absolut top. Die Geschwindigkeit des Autofokus gut, wenn auch nicht auf dem Niveau des Sonys. Im Landschaftsbereich spielte diese für mich eigentlich keine Rolle. Wenn man in der Natur unterwegs ist, dann fliegt einem aber schon ab und zu ein wildes Tier vor die Linse. Mit dem Sigma saß da natürlich nicht jedes Bild. mit dem Sony gefühlt aber schon. Aber wie gesagt, dies war für mich persönlich eher nebensächlich. Aber für euch eventuell nice-to-know.
Auch die leicht schwächere Lichtstärke ist in der Praxis eher nicht relevant, da der Unterschied auch nicht so erheblich ist.
Was mich tatsächlich beim Sony überzeugte war die Naheinstellgrenze von unter einem Meter. Und das nicht nur bei 100 mm Brennweite, sondern eben auch bei 400 mm! Das ermöglicht einem bereits phänomenale Großaufnahmen von Naturdetails, die schon fast Richtung Makrofotografie gehen.
Hinzu kommt ein wunderschönes Bokeh des Sonys. Das Bokeh vom Sigma war durchaus gut und brauchbar, wirkte aber je nach Hintergrund auch mal sehr schnell “unruhig”. In diesem Thema schafft es Sony einfach immer wieder einen ganz besonders guten Eindruck zu hinterlassen.
Außerdem war am Sigma die zusätzlich programmierbare Taste (die ich durchaus gerne und häufig benutze) an einer echt ungünstigen Position und man musste seine Hand eher verkrampfen um sie zu treffen. hier hat das Sony einfach drei Stück und diese auch an der richtigen Stelle, so dass ich im vertikalen und horizontalen Nutzen der Kamera die Taste auch immer erwische.
Eine Sache, die mir beim Sony jedoch äußerst negativ aufgestoßen ist, ist der mitgelieferte Stativfuß. Dieser ist echt erbärmlich schlecht ausgeführt und bei einem Objektiv das durchaus über 2000€ kostet eigentlich eine Frechheit. ich empfehle euch diesen Fuß gleich in der Verpackung zu lassen und euch parallel zum Objektiv den Wimberley AP-610 zu holen. Stabil, baut kleiner und ist absolut zuverlässig. Der Fuß von Sony wird euch nur ärgern, da er bei Temperaturunterschiede locker wird, nicht richtig sitzt und ihr zusätzlich eine Stativplatte anbringe müsst, die sich ebenfalls wieder lockern kann im Einsatz.
Warum das Sony 16–35 mm GM statt das 16–35 mm von Zeiss
Ein “Arbeitspferd” in der Landschaftsfotografie ist das 16–35 mm Objektiv. Auch wenn viele mittlerweile gerne zu ein 12–24 mm greifen, entschied ich mich aufgrund deutlich kleinerer Filter (100 mm statt 150 mm) für diese Brennweiten im Weitwinkelbereich.
Nach meinem Wechsel auf Sony hatte ich zu Beginn das 16–35 Z von Sony/Zeiss zum Testen. Ein tolles Objektiv, was vor allem auch durch schöne Sonnensterne besticht. Optisch einwandfrei liefert es Aufnahmen, die knackig scharf sind und ist zudem äußerst leicht.
Warum ich mich für das etwas teurere G‑Master entschieden habe, war die höhere Lichtstärke. Ich stellte mich vor die Frage das Zeiss und ein zusätzliches Objektiv für Astrofotografie (bspw. 20mm 1.8) zu kaufen oder das Sony FE 2.8/16–35 mm GM. Da ich Astrofotografie aber nur selten betreibe (in meiner Heimat gibt es viel zu wenig “dunkle Orte”), hielt ich es für unsinnig ein spezialisiertes Objektiv zu besitzen, dass an 350 Tagen im Jahr im Schrank einstaubt. Die etwas geringere Lichtstärke für die Astrofotografie, kompensiere ich durch zusätzliche Aufnahmen, die ich von der selben Komposition aufnehme. (Weitere Infos zur Milchstraßenfotografie findest du hier)
Die höhere Lichtstärke hilft beim G‑Master auch bei der häufig genutzten Brennweite von 35mm. Hier hätte ich mit dem Zeiss eben auch nur f/4, was ja mein Sony 4/24–105 mm bereits hat. Die 35 mm nutze ich in der Tat häufig, wenn ich mich in die Travel- oder Streetfotografie verirre, aber auch bei dokumentarischer Fotografie befinde ich mich häufig im Bereich zwischen 28 und 35 mm.
Das Sony 2.8/16–35 mm GM hat zudem ebenfalls eine zusätzliche programmierbare Taste, die ich aus den oben genannten Gründe sehr gerne habe und auch benutze.
Magnetic KASE Filter zu Nisi Filter Steckfiltersystem
Die magnetischen Filter von KASE hatte ich empfohlen bekommen und ich fand die Vorstellung die Filter magnetisch drauf und wieder runter machen zu können ohne herum zu schrauben irgendwie elegant. In der Tat, ist das auch immer noch der Grund, warum ich sie jederzeit wieder kaufen würde. Auch die optische Qualität und Farbneutraliät der ND- Polfilter waren top! Außerdem hatten die Filter ein echt kleines Packmaß und nahmen wenig Platz im Rucksack in Anspruch.
In der Praxis war der Vorteil der magnetischen Filter nicht mehr ganz so groß, da man den magnetischen Ring ja auch erst auf das Objektiv schrauben musste, wenn man ihn nicht für jedes Objektiv kaufen wollte.
Das tatsächliche Problem und auch der Grund, warum ich sie wieder verkaufte, war, dass Vignettierungen an den unteren Brennweitenbereichen meiner Sony-Objektive auftraten, da der Magnetring und der Magnetfilter zusammen, wohl doch etwas höher aufbaute.
- Sony FE 4/24–105 mm G bei < 26 mm bei 24–105
- Sony FE 2.8/16–35 mm GM bei < 18 mm bei 16–35
Da ich beide Objektive gerne im unteren Brennweitenbereich nutze, war der Frust nach mehreren Foto-Ausflügen zu groß und ich verkaufte sie wieder.
Ich habe mich dann für das NiSi-Steckfiltersystem entschieden. Der Aufbau ist natürlich dadurch etwas mühseliger und insgesamt habe ich nun weniger Platz im Rucksack, aber von Vignettierung keine spur. Optisch sind die NiSi-Filter hervorragend und die Möglichkeit den Polfilter über ein kleines Rädchen zu verdrehen ist auch recht angenehm. ND-Filter können mit dem Halter draufgeclipped und wieder abgenommen werden, was es fast so elegant wie die Magnetfilter werden lässt.
Wenn ihr mehr über Filter in der Landschaftsfotografie erfahren wollt, lest gerne diesen Blog-Beitrag.
Mit drei Beinen auf dem Boden mit dem Benro Tortoise anstelle des Rollei C6i
Nach dem Wechsel auf das Vollformat und den schwereren Objektiven, noch dazu dem Steckfilter-System, war die Grenze des Rollei C6i Carbon erreicht. Lange Jahre hatte es mir treue Dienste geleistet, trug meine Nikon D7200 auch mit schwerem Sigma 18–35 mm 1.8 sogar bei widrigen Bedingungen auf Island.
Mit etwas Vorsicht, einer 2s-Auslöseverzögerung oder externen Shutter-Release-Steuerung hatte ich nur selten mit Unschärfe durch Schwingungen zu kämpfen, oder das Gefühl das Rollei packt das Gewicht gerade nicht mehr. Die Sony a7 III mit Sony FE 100–400 mm GM gab dem Stativ allerdings den Rest. Definitiv war die Grenze erreicht und ein neues Stativ musste her.
Ich hatte mehrere Stativ zuhause, um mir ein genaues Bild über die Stabilität, Packmaß, Gewicht und Schwingungsverhalten zu machen. Am Ende wurde es das Benro Tortoise 35C + GX35. Ohne Kamera auf dem Stativ, hatte ich zwar das Gefühl, dass es Schwingungen sehr schlecht absorbiert, mit montierter Kamera aber, steckte es alle Schwingungen in Bruchteilen einer Sekunde weg. Ähnlich dem Gizo, dass ebenfalls noch zur Auswahl stand.
Zwischen den Beiden Stativen, entschied ich mich allerdings dann für das Benro aufgrund des deutlich geringeren Anschaffungspreis und der aktuell besseren Verfügbarkeit, auch wenn es von Größe und Packmaß dem Gizo unterlegen war.
Fazit
Wie eingangs erwähnt, sollte jeder Ausrüstungswechsel wohl überlegt sein. Nur weil ein Kamerahersteller was Neues auf den Markt gebracht hat, das ein oder zwei neue Features hat oder leichte Verbesserungen in einem bestimmten Bereich, den man vielleicht eh nur sehr selten benötigt, so sind Ausrüstungswechsel häufig nur teuer und meist unnötig.
Wenn natürlich das Frust-Level steigt, oder man das Gefühl hat man selbst kann sich nicht mehr entwickeln, weil einem Funktionen fehlen oder man selbst fehlerfrei, technisch sauber arbeitet und das Ergebnis einen selbst trotzdem nicht überzeugt, dann sollte man analysieren woran es liegt und ggf. einen Ausrüstungswechsel oder den Wechsel eines Ausrüstungsgegenstand in Erwägung ziehen.