Fine-Art oder Fake-Art Landschaftsfotografie?

Land­schafts­fo­to­grafie – sie zeigt uns die Schön­heit der Natur in beein­dru­ckenden Bildern. Doch nicht alle Land­schafts­fotos sind gleich! Manche Bilder wirken wie perfekte Moment­auf­nahmen, andere fast wie Gemälde. Worin liegt der Unter­schied? Und ist zu perfekt einfach nur Fake? Im heutigen Beitrag erkläre ich euch was der Zusatz “Fine-Art” bedeutet, woran ihr Fine-Art-Foto­grafie erkennt und was der Unter­schied zur normalen Land­schafts­fo­to­grafie ist! Lest auf jeden Fall bis zum Ende dran, um zu erfahren, warum sie keine Täuschung, sondern Kunst ist. 

Ausrüs­tung:

Sony a7IV
Sony FE 2.8/16–35 mm GM
Sony FE 4/24–105 mm G
Sony FE 100–400 mm GM
DJI Mini 3 Pro

Den VLOG zum BLOG seht ihr unten auf der Seite oder ihr erreicht ihn über diesen Button:

Normale vs. Fine-Art Landschaftsfotografie

Schon mal ein Land­schafts­foto gesehen und gedacht: Wow, da muss ich unbe­dingt hin! – und dann warst du da und dach­test: Moment mal… das sieht ja ganz anders aus, warum wirkt alles so flach oder so normal? wo sind diese epischen Farben und das magi­sche Licht?

Nun, das liegt viel­leicht daran, dass ihr ein Bild eines Foto­künst­lers gesehen habt, dem es nicht, um die Doku­men­ta­tion einer Land­schaft oder der exakten Wieder­gabe der Realität in seinen Bildern geht. Sondern um Kunst oder viel­leicht darum einen perfekten Moment, viel­leicht auch nur eine Emotion zu erschaffen.

Tja und genau darum geht’s heute: Was unter­scheidet normale Land­schafts­fo­to­grafie von Fine-Art-Land­schafts­fo­to­grafie? Und ist Fine-Art am Ende nur Fake? Ich bin gespannt auf eure Meinung und Ansichten. Also lest den Blog oder schaut das Video gern bis zum Ende und schreibt dann in die Kommen­tare, wie ihr das seht!

Nebel­meer am Lilienstein

Was ist normale Landschaftsfotografie

Normale” Land­schafts­fo­to­grafie, oder auch Land­schafts­fo­to­grafie, die eher der Doku­men­ta­tion dient, hält die Natur möglichst so fest, wie sie ist. Das Ziel: eine reali­täts­nahe Darstel­lung. Farben, Licht­stim­mung und Kompo­si­tion sollen natür­lich wirken und werden am besten im Vorfeld schon geplant oder eben spontan mit einbe­zogen. Dadurch ist sie auch perfekt für Reise­fo­to­grafie, Doku­men­ta­tionen oder auch Maga­zine, auch für Werbe­bro­schüren, beispiels­weise für die Touris­mus­branche eines Ortes. Die Bear­bei­tung ist in dieser Form der Land­schafts­fo­to­grafie eher dezent – kleine Anpas­sungen wie Belich­tung, Kontrast oder Weiß­ab­gleich – mehr braucht es manchmal nicht. Womög­lich werden auch klei­nere störende Elemente noch wegge­stem­pelt oder mit Dodge & Burn ein wenig mehr Tiefe erar­beitet. Aber Farben werden so natür­lich wie möglich gelassen.

Erste Sonnen­strahlen am Krippenstein

Was ist Fine-Art Landschaftsfotografie?

In der Fine-Art-Land­schafts­fo­to­grafie geht es nicht um eine nüch­terne Doku­men­ta­tion, sondern eine künst­le­ri­sche Inter­pre­ta­tion der Land­schaft. Die künst­le­ri­sche Vision der Land­schaft oder dem Ort in der Natur steht hier im Mittel­punkt. Das Ziel ist hierbei nicht die Land­schaft realis­tisch, also so zu foto­gra­fieren, wie sie tatsäch­lich aussah – sondern es geht darum, wie der Foto­graf sie gefühlt und erlebt hat. Für den Künstler steht die Emotion oder eine bestimmte Bild­stim­mung im Vorder­grund. Es geht eher darum Kunst für Gale­rien, oder Wall-Art für Sammler zu machen, oder auch für das eigene Port­folio oder ein Bild­band des Künst­lers. Für diese Art von Foto­grafie kommen extreme Aufnah­me­winkel oder Brenn­weiten an der Loca­tion zum Einsatz, um beispiels­weise Größen­ver­hält­nisse zu über­treiben. Farben können in gewisser Weise auch drama­tisch verän­dert worden sein, Licht­stim­mungen deut­lich verstärkt oder ganze Bild­ele­mente entfernt oder hinzu­ge­fügt werden. Die Nach­be­ar­bei­tung ist ein entschei­dender Teil des krea­tiven Prozesses. Erlaubt ist, was die Vision des Foto­grafen unter­streicht. Es geht mehr um Foto-Kunst, als um Foto-Dokumentation.“

Wrack Mariann

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Unter­schiede in der Aufnahmetechnik

Die Unter­schiede sieht man manchmal schon bei der Aufnahme.
In der klas­si­schen Land­schafts­fo­to­grafie ist der Prozess simpel gesagt: Die Planung von Wetter, Licht und Motiv, das Aufsu­chen des Ortes zur rich­tigen Zeit, Brenn­weite und Perspek­tive wählen, das Stativ aufstellen, das Bild sauber kompo­nieren, even­tuell kommt noch eine klas­si­sche Technik wie den Verlaufs­filter zum Einsatz, dann wird auf das einfal­lende natür­li­ches Licht gewartet – und im besten Moment foto­gra­fiert — fertig. Ziel ist ein möglichst perfektes Bild direkt aus der Kamera, das möglichst wenig Bear­bei­tung bedarf. Auch wenn Bilder durchaus mal spontan entstehen können.

Der beschrie­bene Prozess ist bei der Fine-Art-Foto­grafie grund­sätz­lich erstmal gleich, wenn auch expe­ri­men­teller. So kommen häufiger ND-Filtern für Lang­zeit­be­lich­tungen zum Einsatz, unge­wöhn­liche Perspek­tiven oder extreme Brenn­wei­ten­be­reiche werden genutzt um einen Aha oder Wow-Effekt zu erzeugen, oder um kleines ganz groß wirken zu lassen. Oder aber man nutzt bewusst über- oder unter­be­lich­tete Aufnahmen. Manchmal werden auch verschie­dene Aufnahmen wie Lang­zeit-und Kurz­zeit­be­lich­tungen mitein­ander kombi­niert oder Time-Blen­ding genutzt. Meist wird schon beim Foto­gra­fieren an die spätere Bild­be­ar­bei­tung gedacht und entspre­chend vor Ort gehandelt.

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Der große Unter­schied: Bildbearbeitung

In der Bild­be­ar­bei­tung wird der Unter­schied zwischen normaler und Fine-Art-Land­schafts­fo­to­grafie dann richtig deut­lich.
Wie bereits erwähnt geht es bei der normalen Land­schafts­fo­to­grafie um kleine Korrek­turen: Weiß­ab­gleich, Kontrast, viel­leicht etwas Schärfe. Dinge, die man alle­samt gut in Ligh­t­room bear­beiten kann. Und auch wenn neben globalen Einstel­lungen selek­tive Anpas­sungen genutzt werden, so bleibt doch meist die realis­ti­sche Darstel­lung gewahrt.

In der Fine-Art-Foto­grafie wird neben Ligh­t­room auch Photo­shop oder Luminar Neo genutzt und zu einem wich­tigen krea­tiven Werk­zeug: neben mehr oder weniger drama­ti­schen Farb­än­de­rungen, können auch künst­liche Licht­stim­mungen erzeugt werden. Manchmal wird der Himmel getauscht. Ob als Time-Blen­ding, Einar­bei­tung einer Lang­zeit­auf­nahme von vor Ort oder gar als komplette Compo­sites. Mögli­cher­weise werden Aufnahmen unter­schied­li­cher Brenn­weiten mitein­ander kombi­niert, oder aber Verfor­mungen in Photo­shop genutzt, und vieles mehr. Das Ergebnis ist nicht mehr die reine Abbil­dung der Land­schaft, sondern eine künst­le­ri­sche Vision. Vieles wird womög­lich stark abge­dun­kelt, um das Auge des Betrach­ters auf genau ein Element im Bild zu lenken, dass der Foto­künstler möchte. Atmo­sphä­ri­sche Elemente hinzu­ge­fügt, und so weiter. Grenzen gibt es kaum. Und auch die Grenzen verschwimmen zwischen Foto­grafie und digi­taler Kunst.

Morgen­licht im Bärlauchwald

Fake oder Kunst?

Aber Moment – ist Fine-Art-Foto­grafie damit nicht einfach nur Fake? Täuschen wir nicht unser Publikum, also die Betrachter unserer Bilder? Gaukeln wir nicht eine Realität vor, die es so gar nicht gibt?

Die Antwort ist: Nein.

Ich weiß, viele Menschen erwarten, dass ein Foto die Realität zeigt. Gerade in der Repor­ta­ge­fo­to­grafie ist dies sogar unbe­dingt notwendig. In der Land­schafts­fo­to­grafie ist das je nach dem wie die Bilder verwendet werden anders.

Fine-Art-Foto­grafie ist kein Betrug, solange klar ist, dass es sich um eine künst­le­ri­sche Inter­pre­ta­tion eine umge­setzte foto­gra­fi­sche Vision handelt. Nehmen wir als Beispiel einen Maler. Dieser malt seine Land­schaft ja auch nicht exakt so, wie sie in der Realität aussieht, sondern so, wie er sie fühlt. Ähnlich dem Fine-Art-Künstler fügt er seinem Gemälde Licht­ef­fekte, Tiere oder Himmels­körper hinzu und lässt die eine Straße, das Schild oder die Park­bank mit Müll­eimer weg. Er lässt sich von der Land­schaft inspi­rieren und kreiert seine eigene Inter­pre­ta­tion oder Vision mit seinem Gemälde. Genau das machen Fine-Art-Foto­grafen. Sie nutzen anstelle des Pinsels und die Lein­wand, ihre Kamera und die Bild­be­ar­bei­tung, um ihre Vision umzu­setzen. Es geht nicht um Doku­men­ta­tion, sondern um Emotionen, Stim­mung und künst­le­ri­schen Ausdruck. Es ist Kunst.

Im Übrigen ist bereits die Auswahl einer Brenn­weite, die Wahl eines Bild­aus­schnitts einer Foto­grafie eine Art Täuschung. Durch das bewusste Weglassen von Land­schafts­ele­menten, in dem man sie einfach nicht mit aufs Bild nimmt, oder nehmen kann, entsteht eine andere Wirkung der Realität beim Betrachter. Auch ein Schwarz-Weiß-Bild ist so gesehen eine Täuschung. Die Welt ist nun mal in Farbe. Redu­ziert man sie auf Schwarz und Weiß, so redu­ziert man Ablen­kung durch Farbe und lässt den Betrachter eine ganz andere Wirkung durch Formen oder Kontrast erleben. So betrachtet, gaukelt eigent­lich jedes Bild eine andere Realität, als die wahre Realität vor. Betrachter wie auch Foto­grafen und Foto-Künstler sollten sich über dessen im Klaren sein. Darum war es mir auch wichtig, dieses Video hier zu machen. Ich denke der Schlüssel liegt in der Ehrlich­keit. Wer Fine-Art macht, darf und sollte sie so benennen und klar­stellen, dass es eine künst­le­ri­sche Inter­pre­ta­tion ist.

Stan­ding Out

Fazit

Zusam­men­fas­send lässt sich also sagen: Normale Land­schafts­fo­to­grafie zeigt eher die Realität, doku­men­tiert einen Zustand unserer Welt zu einem bestimmten Zeit­punkt. Fine-Art-Land­schafts­fo­to­grafie visua­li­siert die Vision eines Foto-Künst­lers und versucht mehr Emotionen beim Betrachter zu wecken. Beides hat seine Berech­ti­gung – nur eben mit unter­schied­li­chen Zielen. Während die normale Land­schafts­fo­to­grafie für Maga­zine, für das persön­liche Foto-Buch oder ähnli­ches perfekt ist, so ist die Fine-Art-Land­schafts­fo­to­grafie wohl spezi­eller, für die Galerie oder für das Port­folio oder einen Bild­band. Auch, weil die Bear­bei­tung so viel mehr Zeit in Anspruch nimmt.

Ich finde beides hat seine Daseins­be­rech­ti­gung. Für Fake halte ich auch die Fine-Art-Foto­grafie nicht. Man sollte es nur als solches benennen und nicht die Betrachter täuschen, in dem man ihnen ein Märchen erzählt, dass so nie statt­ge­funden hat.

Ich persön­lich sehe mich als Foto­graf auch irgendwo dazwi­schen und würde mich nicht einem Bereich komplett zuordnen. Meine Bilder gehen über die bloße Doku­men­ta­tion hinaus, aber dennoch versuche ich so viel wie nötig und so wenig Bild­be­ar­bei­tung wie möglich einfließen zu lassen. Wenn es meiner Vision, meinem Ziel­foto aller­dings zuträg­lich ist, darf es schon auch mal mehr sein.

Wasser­spiele am Wasserturm

VLOG zum BLOG

Dieses mal gibt es einen etwas anderen Beitrag. Weder gehen wir raus und erleben ein Foto-Aben­teuer, noch zeige ich euch, wie man in der Bild­be­ar­bei­tung alle Details heraus­kit­zelt. Es geht um ein kontro­verses Thema, nämlich wie viel Bild­be­ar­bei­tung ist zu viel und kann ich meinen Fake einfach unter dem Deck­mantel Fine-Art tarnen?

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