Sardinien – Landschaftsfotografie in Flip-Flops 3
Nach dem wir im ersten Teil unserer Reise in Stintino waren, geht es nach dem zweiten Teil in Alghero nun in die kleine Ortschaft Grande Torre.
Grande Torre
Angekommen in dem kleinen Ort Grande Torre stellten wir fest, dass wir es mit unserer Wohnung richtig gut erwischt hatte. Von der Straßenseite aus, konnten wir direkt vor dem Eingang parken. Die lange schmale Wohnung führte aber auf der Rückseite direkt zum Strand hinaus. Ich ließ meinen Blick direkt schweifen. Zum Urlaub machen, richtig toll, aber ich glaube für Landschaftsaufnahmen finde ich hier nichts, dachte ich. Einzig und allein ein Baum, direkt auf der Strandseite vor unserer Wohnung entdeckte ich, als ich mit unserer Tochter die Promenade ab lief. Diesen möchte ich unbedingt fotografieren.
Grande Torre ist ziemlich in die länge gezogen, entlang des Strandes der Bucht. Etwa in der Mitte steht ein großer Turm, von dem sich wohl der Ortsname ableitete. Umgeben von einigen kleinen Pinienwäldern und vielen Feuchtwiesen, liegt der Ort in einer recht langweiligen, flachen Umgebung. Mit Nebel über den Feuchtwiesen war aufgrund der Trockenheit nicht zu rechnen und ob die Pinienwälder fotogen sind, müsste ich mir mal genauer anschauen.
In einigen Kilometern Entfernung liegt die größere Stadt Oristano. Nachdem wir Landeier aber genügend Stadt in Alghero gesehen hatten, ließen wir den Ort für die nächsten Tage aus unserem Programm draußen. Mehr interessierten wir uns für die Sinis-Halbinsel. Schöne Sandstrände für den Tag und einen wunderschön fotogenen Ort mit einem Turm auf der Halbinsel San Giovanni di Sinis konnte ich schon im Vorfeld ausfindig machen.
Sinis-Halbinsel
Die Halbinsel San Giovanni die Sinis hält in der Tat einige wunderschöne Orte bereit. Einer der bekanntesten und auch wirklich sehenswerten Strand auf der Halbinsel ist “Is Arutas”. Seine Sandkörner sind wesentlich größer, als es bei normalem Sand der Fall ist und ganz weiß. Man sinkt bei jedem Schritt deutlich stärker ein, aber man hat nicht so viel Sand an sich kleben, da er viel schneller abfällt. Also unbedingt besuchen gehen, wenn ihr in der Nähe seid!
An einem schönen Abend machte ich mich auf die Socken, um den Turm im Abendlicht zu fotografieren. Es bestand eine 50:50 Chance, dass es einen Sonnenuntergang gibt, also hoffte ich auf das beste.
Die Fahrt von Grande Torre dauert ca. 20 min. Am Parkplatz angekommen schnappte ich meine Fotoausrüstung und schlappte am Turm vorbei, um eine südliche Position zu suchen. Auf dem Weg kommt man an einer großen archäologischen Ausgrabungsstätte vorbei. Ich hatte einige Minuten, also ließ ich die Drohne etwas drüber fliegen. Dann ging ich weiter.
Bereits im Voraus machte ich mir Gedanken, wie ich den Turm fotografieren wollte und ich wusste, dass es sein kann, dass er einige Zeit vor dem Sonnuntergang besonders fotogen sein könnte. Ich suchte einige Minuten nach einer schönen Position für den Bildaufbau und machte auch einige Schnappschüsse eines zweiten Turms, den ich so gar nicht auf der Karte gesehen hatte (obwohl er natürlich ersichtlich war).
Als ich mich positioniert hatte machte ich einige Testaufnahmen. Eigentlich bereits sehr zufriedenstellend, wollte ich aber noch einige Minuten warten und dann vielleicht auch noch mit anderen Belichtungszeiten für das Meer spielen.
Was soll ich sagen. Tja. Pech gehabt. Es schob sich eine Wolke vor die Sonne und das schöne Licht- und Schattenspiel der Vegetation und des Weges war dahin. Nun habe ich selbst das Gefühl, man hätte noch etwas herausholen können. Aber eventuell wären die Bilder dennoch meine Favoriten geworden. Wer weiß. Nicht selten, dass bereits die “Test-Aufnahme” am Ende an meiner Wand hängt.
Diese und andere Aufnahmen als als Kunstdruck für dein Zuhause kannst du jederzeit unter „Prints“ direkt bei mir anfragen. Hergestellt von einem der weltweit führenden Fotolabore in höchster Qualität.
Da noch genügend Licht vorhanden war und durch die Wolke wunderbar weich erschien, ging ich runter zum Strand. Von dort aus, wollte ich mit verschiedenen Vordergrundelementen arbeiten und die Küstenlinie ein wenig mit ins Bild bringen.
Obwohl ich keine einzige der Kompositionen im Voraus plante oder im Kopf hatte, ergaben sich gefühlt unendliche Möglichkeiten. Die Schwierigkeit bestand nun, die wenige Sekunden zu nutzen in denen die Sonne immer wieder stärker durch die Wolken kam. Auf die Welle warten. Auslöser drücken. Auslöser drücken. Auslöser drücken. Schnell der Blick auf das Display. War etwas dabei? Nein? Nochmal! Welle. Auslöser. Auslöser…
Dann vielleicht doch nochmal mit Filter eine längere Belichtungszeit. Zu lang? ISO hoch. Eine Minute später. Sonne weg. Filter runter. ISO anpassen…
Jede Welle ist anders, man kann sie nicht planen. Vieles geschah durch try-and-error. Aber als die perfekte Welle und die Aufnahme passte war ich zufrieden. Also zur nächsten Komposition. So fern noch Licht vorhanden ist.
Ich hätte mir zwar gerade beim Wetter einiges anders erhofft, aber es machte richtig Spaß einfach auszuprobieren. Anfänglich allerdings überwog ein wenig die Enttäuschung, nicht ganz die Verhältnisse gehabt zu haben, die ich mir vorstellte. Wochenlang ließ ich den Ordner mit den Aufnahmen unbearbeitet. Als ich dann jedoch die letzten Aufnahmen bearbeitet hatte, dachte ich mir, Wahnsinn, der Abend war doch gar nicht so schlecht.
Als die Blaue Stunde vollends eintraf, war ich bereits auf dem Weg zum Auto. Von der nördlichen Seite aus war der Turm beleuchtet. Daher bot es sich an, von hier aus noch eine Aufnahme zu machen. Ich entdeckte die Pfade zum Strand und nutzte diese als Vordergrundelemente, die in das Bild hineinführen sollten. Ebenfalls noch eine gelungene Aufnahme zum Abschluss des Tages.
Pinienwald in Grande Torre
Am nächsten Tag hieß es Strandtag. Wir wollten noch einen anderen Strand auf der Sinis-Halbinsel besuchen. Mit dem Auto fuhr ich diesmal aber bewusst eine Straße ab, die durch ein kleines Pinienwäldchen führte. Die Sonne stand jetzt schon etwas zu hoch, aber an für sich, machte mir der Wald abschnitt Hoffnung. Obwohl der nächste Morgen unser Abreisemorgen aus Grande Torre sein sollte, stimmte ich mit meiner Frau ab, dass ich früh morgens zum fotografieren in das Waldstück gehen werde.
Gesagt getan. Ich dachte, dass ich bestimmt alleine um 5:30h im Pinienwald sein werde. Doch da habe ich mich getäuscht. Viele kleine Grüppchen italienischer Frauen walkten gemütlich auf und ab, um die Pasta des Vorabends abzutrainieren. Amüsiert über die Unterhaltung – man konnte das rhythmische italienische Geplapper immer wieder lauter und leiser werden hören – machte ich mich auf die Suche nach schöne Bilder.
Der Wald lag, wie bereits beschrieben an einer Landstraße. Hinter der Landstraße sollte über den Büschen der Feuchtwiesen die Sonne aufgehen. Ich nutzte das diffuse Licht vor Sonnenaufgang schon für einige schöne Aufnahmen des trockenen Waldes.
Richtig magisch wurde es dann, als die Sonne hinter dem Wäldchen aufging. Mein Plan war es direkt in Richtung der Sonne zu fotografieren. Um die Details in den Baumstämmen nicht komplett zu verlieren machte ich jeweils zwei Aufnahmen, eine etwas überbelichtete und eine etwas dunklere. Das funktionierte hervorragend.
Etwas aufpassen musste ich auf die befahrene Straße. Immer wieder fuhr mir ein Fahrzeug in die Aufnahme. Aber am Ende hatte ich die gewünschten Ergebnisse im Kasten.
Auf dem Weg zurück in unsere Wohnung bemerkte ich, dass der Mond noch recht niedrig über dem Wasser stand. Sofort kam mir eine Idee für eine weitere Aufnahme. Ich ging zügig ans Wasser und positionierte mich so, dass ein dahintreibendes Segelboot, der Mond und ich auf einer Achse standen und drückte den Auslöser. Ein schönes Bild, das den Morgen am Meer herrlich dokumentierte.
Vor der Abfahrt nach San Teodoro hatte ich noch eine offene Rechnung zu begleichen. Ich wollte noch den Baum vor unserem Haus fotografieren. Eine wirklich interessante Komposition zu finden war alles andere als einfach. Die Morgensonne war nach meinem Plan die ideale Zeit für ein Foto, aber an der Komposition versuchte ich mich mehrere Minuten. Das Endergebnis überzeugt mich jedenfalls.
Nun konnte ich ruhigen Gewissens weiter auf den letzten Teil unserer Reise gehen. In San Teodoro an der Ostküste gab es viele Touristen, aber ich konnte einen wunderschönen Sonnuntergang mit der Drohne dokumentieren und einen wirklich interessanten Ort für Sonnenaufgangsfotografie erkunden. Mehr dazu im vierten Teil.