Der letzte Abend auf Sylt — Erfahrungen und Gelerntes
Ich hab noch einen kleinen VLOG für euch, in dem ich an einen der letzten Abenden auf Sylt, noch einmal einem möglichen Abendrot hinterherjage und noch einmal versuche ein paar schöne Motive in der halb verschneiten Landschaft zu finden. Außerdem einige weitere Eindrücke von Deutschlands nördlichster Insel. Wer direkt zum Video gehen will kann hier klicken.
Ausrüstung:
Sony a7IV
Sony FE 2.8/16–35 mm GM
Sony FE 4/24–105 mm G OSS
Sony FE 100–400 mm GM
Die letzten Tage auf Sylt
Die letzten Tage auf Sylt waren geprägt von Minustemperaturen und etwas Schnee, dass sich stellenweise auf der Landschaft verteilte. Nicht ganz ideal, wie sich herausstellte. Dafür war es deutlich weniger windig, was den Aufenthalt im freien etwas angenehmer machte. Ich wollte noch einmal losziehen am letzten Abend, nach dem alles soweit im Auto verstaut, die Abreise vorbereitet war.
Die Chancen auf ein Abendrot standen 50:50. Mit dem Motiv war ich mir noch etwas unklar. Der Lange Christian? Die Uwe Düne? Die Holzwege? Vielleicht doch nochmal am Strand nach einem interessanten Vordergrund suchen, sollte es tatsächlich zu einem tollen Abendrot kommen? So viele Optionen, doch nur eine wirklich Option muss ich wählen. Sollte der Himmel kurzfristig “Feuer fangen”.
Ich ging frühzeitig los und schon unterwegs merkte ich, dass der Himmel in Farben getaucht war. Hohe Wolken, die oberhalb der tieferen Wolken standen, hatten schon die Farbe der untergehenden Sonne aufgenommen. Von der Sonne selbst war nichts zu sehen. Das muss aber nichts heißen. Es muss nur irgendwo in der richtigen Ecke ein Loch in der Wolkendecke geben, schon würde es klappen. Doch es klappte nicht.
Dafür hielten sich die Farben in den oberen Wolkenschichten erstaunlich lang. Fast eine komplette Stunde. So konnte ich doch mehr ausprobieren, auch wenn am Ende kein “Knaller-Shot” dabei sein sollte.
Der Punkt mit Ebbe und Flut
Grund dafür war auch die vorherrschende Ebbe am Abend. Eine Erfahrung, die ich aus Sylt mitnehme. Die Ebbe ist nicht immer eine gute Vorraussetzung für klassische Landschaftsaufnahmen. Ist der Strand dadurch sehr lang, kann dies, wenn er den Mittelgrund bildet, nachteilig sein. Manchmal kann man eben nicht noch tiefer mit der Kamera gehen. Oder ihr völlig “entfernen” durch die Kameraperspektive, denn irgendwie muss doch eine Verbindung zwischen Hintergrund und Vordergrund vorhanden sein.
Dafür ist die Ebbe ein toller Zeitpunkt für allerlei Details. Es hat also alles seine Vor- und Nachteile. Das macht es einerseits spannend, andererseits natürlich auch umso schwieriger, da bei der Fotografie am Meer weitere Parameter eine entscheidende Rolle spielen. Für die, die weiter weg wohnen vom Meer und nur wenige Tage im Jahr vor Ort sind, ist das natürlich nicht ideal. Da muss man auch mal einfach das beste aus der Situation machen. Und dafür hilft es Allrounder zu sein.
Diese und alle andere Aufnahmen dieses Beitrags kannst du unter “Prints” als Kunstdruck für deine Wand zu Hause direkt bei mir anfragen.
Erfahrungen
Damit kommen wir zum Ende meiner Serie über Landschaftsfotografie auf Sylt. Der Aufenthalt in Sylt war eine tolle Erfahrung. Klar ging es nicht nur um die Fotografie, der Hauptaugenmerk lag woanders, aber ich hatte dennoch viel Zeit eine, mir völlig fremde Landschaft in vielen Facetten zu beobachten und zu erkunden.
Ich konnte dort am Meer viele Werkzeuge aus der Fotografie üben und nutzen. Von Details bei Wasser und Sand, Tierfotografie, großen Szenen, kleinen Szenen, Fotografie mit Weitwinkel bis zum längsten Telebereich, Filterfotografie, Fokus-Stacking, HDR-Aufnahmen und sogar ICM-Aufnahmen konnte ich alles nutzen und gebrauchen. Es war also hilfreich, dass ich mich in den Jahren meiner Fotografie mit allen Themen bereits intensiv auseinandergesetzt habe. Denn so konnte ich zu jeder Zeit das passende Werkzeug aus der Schublade holen.
Mein Tipp an die, die noch in den Anfangsmonaten und ‑jahren ihrer Fotografie stecken. Probiert viele Dinge aus, versucht alle Dinge in den Grundzügen zu beherrschen, bleibt flexibel im Kopf, dann könnt ihr zu jeder Zeit eure Fähigkeiten nutzen und euch auf die jeweilige Situation einstellen. Spezialisiert euch nicht zu früh. Und wenn ihr euch doch bereits spezialisiert habt, dann probiert immer wieder etwas neues aus und seid offen für alles.
Was habe ich in Sylt gelernt
- Ich war zu bestimmten Zeiten, zum Beispiel Essenszeiten oder auch andere Termine, oft gebunden. Konnte also nicht immer dann losziehen, wann ich wollte. Generell bin ich ja häufig dann unterwegs, wenn die Sonne am Horizont steht. Denn ich nehme gerne die Farben mit, die entstehen, wenn die Sonne tief steht, oder bereits untergegangen ist. Manchmal, je nach Wetter, ist eine Stunde nach Sonnenaufgang, bzw. eine Stunde vor Sonnenuntergang aber sogar ein besserer Zeitpunkt zum Fotografieren, als während Sonnenaufgang oder ‑untergang. Das habe ich in Sylt gemerkt. Warum ist das so? Weil das Licht noch etwas höher z.B. auf Hügel und Dünenbüschel fällt. Und nicht allzu große Stellen bereits komplett im Schatten sind. Mehr Schattenwurf und dennoch weiches Licht im Wechsel. Dadurch ergibt sich auf den Bildern, die ja zweidimensional sind, ein dreidimensionaler Effekt. Häufig war auch dank der Bewölkung nach Sonnenuntergang das Licht sofort weg. In dem Fall waren die Bilder einfach nur flach und langweilig.
- Was hab ich noch mitgenommen. Nach Sturm und bei Ebbe kann es wunderbare Details zum Fotografieren geben. Der Sturm bläst die Fußsspuren wieder weg oder formt erstaunliche Dinge in den Sand. Die Flut verändert jedes mal aufs neue die Details in der Landschaft und sobald das Wasser zurückgeht und Ebbe herrscht, kann man als Fotograf beginnen diese Details zu entdecken. Mal sind es Sandrippen, mal bleibt Seegetier, Muscheln, Pflanzen zurück, die man als Motiv im Vordergrund nutzen kann oder gleich selbst eine besondere Szene ergeben. Kein Tag gleicht dem anderen am Meer.
- Wenn Flut herrscht und gutes Licht vorhanden ist, dann sind klassische Landschaftsaufnahmen eine gute Wahl. Das Meer ist näher und der Strand, als potentieller Mittelgrund ist nicht so lang. Ein langgezogener, langweiliger Mittelgrund, den wir bei Ebbe eventuell haben können, wirkt auf Bildern nicht schön und separiert Hintergrund von Vordergrund zu stark. Man kann also toll variieren.
- Außerdem hab ich gelernt, wie ICM Fotografie die Kreativität steigern kann und selbst bei fotografisch schlechten Bedingungen noch zu tollen Ergebnissen führt. Ich hatte Zeit und wollte irgendwas fotografieren, aber weder Licht noch Wetter spielten mit. Überall Fußspuren von Mensch und Hund, kein richtiges Motiv, dass sich irgendwie hervorgetan hat. Dann fiel mir ein, dass ich einige künstlerische Aufnahmen über die ICM-Technik machen könnte. Und das hatte wunderbar geklappt.
- Im Großen und Ganzen wurde ich wieder in meiner Überzeugung gefestigt, dass man immer und überall tolle Motive und Aufnahmen machen kann. Vorausgesetzt man hat die Erfahrung, die Kenntnis und die Kreativität darüber, wie man gewisse Dinge in Szene setzen kann. Also jedes mal, wenn wir uns mit der Fotografie beschäftigen lernen wir etwas dazu. Und das hilft uns an anderer Stelle wieder weiter.
Bilder aus dem VLOG
Ich möchte euch nun zum Abschluss, neben den Aufnahmen aus dem VLOG, noch einige weitere verpsrochene Fotos aus Sylt zeigen, die in keinen VLOG platz gefunden haben. Denn häufig war ich auch mit meiner Frau und unserer Tochter unterwegs. Dann habe ich das vloggen natürlich bleiben lassen und die Zeit mit Ihnen genossen. Ich hoffe euch haben die Eindrücke aus Sylt ebenfalls gefallen! Schreibt gerne in die Kommentare, wenn es so war!
Viel Spaß beim Anschauen.
VLOG zum BLOG
Fast hätte es geklappt! Ich hätte so gern wenigstens ein Abendrot fotografiert. Am letzten Abend dann die Chance. Vielleicht 50:50, dass es klappen könnte. Also ging ich raus. Die sonstigen Bedingungen waren nicht so ideal, aber schaut rein, was daraus geworden ist. Viel Spaß beim Schauen!