Waldfotografie im Regen — Ideal oder Qual?
Den VLOG zum BLOG seht ihr unten auf der Seite oder ihr erreicht ihn über diesen Button:
Ausrüstung:
Sony a7IV
Sony FE 2.8/16–35 mm GM
Sony FE 4/24–105 mm G
Sony FE 100–400 mm GM
DJI Mini 3 Pro
Nicht ganz so wie geplant
Okay, ich gebe es ja zu, es verlief nicht ganz so wie geplant. Ich hatte mir ein etwas höher gelegenes Waldstück für diesen Morgen herausgesucht und gehofft, ich könnte in den Wolken stehen. Häufig ist es an diesem Ort so, dass sich die Wolken hier verhangen und man nicht selten perfekte Bedingungen für die Waldfotografie antrifft. Aber scheinbar schafften es die Wolken heute immer wieder etwas höher und konnten mir so schön in den Nacken regnen.
Aber der Regen bildet dennoch eine wunderschöne Atmosphäre und Stimmung im Wald, die dem Nebel in nichts nachsteht. Im Gegenteil, sobald es aufhört zu regnen, ist es meist gleich wieder dunstig und neblig, so dass ohne Ende stimmungsvolle Waldbilder entstehen können.
Da ich den Wald, den ich für diesen VLOG besuchte, noch nicht kannte, wollte ich die Zeit, bevor das Licht etwas besser durchkommen sollte nutzen, um die Location kennen zu lernen. Heißt ich gehe erstmal das meiste ab und erkunde, was mir so ins Auge fällt. Manche Bilder mache ich direkt. Vor allem dann, wenn sie schon echt was besonderes sind. Ich verliere mich aber nicht sofort im Klein-Klein. Manche Szenen speichere ich mir in mein Hinterstübchen aber für später ab. Bei einer gänzlich unbekannten Location, kann einem dabei nämlich der beste Shot, leicht durch die Lappen gehen.
Tipps für das Fotografieren im verregneten Wald
Habt neben dem Fokus und der Schärfentiefe eures Bildes auch die Belichtungszeit im Auge. Blätter neigen manchmal dazu sich zu bewegen. Gerade beim Übergang von Nacht zu Tag, oder auch wenn Regentropfen auf sie herabfallen. Möchtet ihr diese Bewegungsunschärfe vermeiden, müsst ihr wohl oder übel die ISO hochschrauben. Fragt euch deshalb was euch mehr wert ist, ein scharfes Foto oder ein bisschen mehr Rauschen im Bild?
Gerade wenn der Nebel sehr stark ist, müsst ihr in einigen Fällen gar nicht zu arg abblenden, da die Schärfe im Hintergrund auf Grund des Nebels so oder so nicht zu 100% vorhanden ist. Es reicht also eine etwas geringere Tiefenschärfe, mit Fokus auf dem Hauptmotiv. So habt ihr eine etwas offenere Blende, kürzere Belichtungszeit und ggf. geringere ISO. Prüft aber unbedingt jedes Bild an der Kamera, ob euch die Tiefenschärfe ausreicht, oder nicht.
Die meisten Kameras und Objektive halten heutzutage ein wenig Regenwetter ohne weiteres aus. Wird es doch zu stark, gibt es verschiedene Möglichkeiten mit dem Regenwetter umzugehen. Ich habe dazu bereits einmal einen Beitrag gemacht. Besorgt euch Regencover für euren Rucksack und die Kamera, oder nutzt so etwas wie Abdeckhauben oder auch Regenschirme, wenn ihr vorhabt im strömenden Regen zu fotografieren. Wenn ihr mal kurz ein paar Minuten im Regen seid, sollte der Regen aber nichts ausmachen.
Vermeidet jedenfalls den Objektivwechsel, oder schirmt Kamera und Linsen gut gegen die Tropfen ab. Feuchtigkeit sollte wenn möglich nicht ins innere der Kamera gelangen.
Wird der Regen zu stark, dann scheut euch nicht abzubrechen oder euch unterzustellen, bis es wieder ein wenig besser wird.
Was suche ich im Wald
Generell bieten große oder charaktervolle Bäume bessere Chancen auf eine gute Komposition. Auch lichtere Stellen im Wald können dem Licht etwas Richtung geben, die man im Bild nutzen kann. Also immer das Licht und seine Wirkung beobachten.
Stehen Bäume weiter auseinander und hält sich der Boden- und Strauchbewuchs etwas in Grenzen, kann man eher minimalistischere Aufnahmen erzeugen. Ist der Boden durchgehend bewuchert, so kann dieser einen schönen Vordergrund geben. Auch Farne bieten sich für tolle Vordergründe an. Wurzelwerk, auch Moosbewachsen sind tolle Vordergründe.
Ist der Boden langweilig, oder Chaos pur, nutze ich gerne längere Brennweiten und picke mir Details oder intimere Szenen aus der Landschaft heraus. Für all diese Dinge hilft das fotografische Sehen und dafür müsst ihr üben, üben, üben.
Wie gehe ich vor beim Bildaufbau
Habe ich also einen besonderen Vordergrund mit einem geeigneten Gegenspieler, oder ein besonderes Motiv entdeckt, geht es darum einen geeigneten Bildaufbau hinzubekommen. Hierzu lässt sich, fotografiert man weitwinklig, super das Handy nutzen, um den besten Kamerastandpunkt auszuprobieren. Hat man ein Klappdisplay an der Kamera, dann ist auch das “ausprobieren” aus der Hand möglich. Generell in den ersten Momenten solltet ihr ohne Stativ auskommen. Kommt es dann zur Aufnahme, weil ihr die beste Bildkomposition gefunden habt, dann nutzt das Stativ für perfekte Bilder.
Achtet bei der finalen Komposition auf jedes Detail. Wenn möglich sollte zwischen einzelnen Bäumen eine schöne Separierung vorhanden sein. Der Nebel hilft hier natürlich und ist nicht nur für die Tiefenwirkung im Bild gut. Im Wald können Zentimeter entscheidend sein. Lasst euch deshalb Zeit für das Bild und den finalen Shot. Seid perfektionistisch! Das wirkt sich auf euer Endergebnis aus.
Seit euch im klaren, dass ein niedriger Kamerastandpunkt den Mittelgrund verkleinert, oder auch andere Elemente verschwinden lassen kann. Ein höherer Standpunkt ist dann sinnvoll, wenn ihr über den Untergrund fotografieren wollt, oder aber auch den Bodenbewuchs in Szene setzen wollte.
Diese und alle andere Aufnahmen dieses Beitrags kannst du unter “Prints” als Kunstdruck für deine Wand zu Hause direkt bei mir anfragen.
Bilder aus dem VLOG
Nur eine halbe Stunde Autofahrt von meinem Zuhause entfernt liegt dieser Wald, voller Motive und fotografischer Schätze. Ich war das erste mal vor Ort, werde aber im Laufe des Jahres hoffentlich noch einmal einen Besuch abstatten können. Hier sind alle Bilder aus dem VLOG zum anschauen.
VLOG zum BLOG
Harte Bedingungen an diesem Morgen, aber andererseits kann es für meine Lieblingsbeschäftigung dem Fotografieren im Wald gar nicht besser sein, denn es schüttet wie aus Eimern. Was man in solch einem Wetter für tolle Aufnahmen im Sommerwald machen kann, das seht ihr im heutigen VLOG. Viel Spaß beim Anschauen!
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2 Antworten
Hallo Simon,
wie ich im Kommentar zum Video schon schrieb: Ein tolles Video aus einem wunderschönen Wald.
Beim schönsten Bild “Ruhemomente der Natur” habe ich den Eindruck, dass es etwas zu grünstichig ist. Die Blätter sollen grün sein, aber auch der Nebel? Falls meine Vermutung zutrifft: Es ist halt ein typisches Problem der Waldfotografie.
Entweder mehr Magenta bei der Bearbeitung oder (wenn man einen Satz kleiner Grau- und Weißkarten hat) zu Beginn ein Foto mit den Karten im Bild und per Pipette den Weißabgleich vornehmen. Funktioniert nicht immer, aber erspart viel weitere Arbeit wenn es klappt.
Gruß Bernd
Hi Bernd,
vielen Dank für dein Feedback! Du hast recht, dass viele Kameras (besonders meine alte Sony a7III) da wirklich Probleme mit dem Weißabgleich im Wald hatten. Die Sony a7IV macht es zu 99% echt Top.
In diesem Fall wirkte der Nebel vor Ort, durch den grünen sommerlichen Wald, ebenfalls schon grünlich. Man erkennt es sogar im Video etwas und ich war vor Ort schon darüber erstaunt. In der Nachbearbeitung habe ich das dann bewusst so gelassen, wie ich es auch vor Ort gesehen habe. Das zarte Grün unterstreicht die Ruhe und Gelassenheit, die das Bild ausstrahlen soll und für das es in der Farbsymbolik steht, sogar noch etwas in meinen Augen. Aber ich denke hier kommt auch ein wenig der künstlerische Aspekt der Fotografie zum Tragen. Vermutlich würden 10 von 10 Fotografen dieses Bild auch ein wenig anders bearbeiten.
Viele Grüße,
Simon