Magisches Belichtungsdreieck
Blende, ISO und Belichtungszeit erklärt
Das Video zum BLOG seht ihr unten auf der Seite oder ihr erreicht ihn über diesen Button:
Für Einsteiger in die Fotografie ist es manchmal gar nicht so einfach, all die neuen Begriffe auseinander zu halten. Die Zusammenhänge dieser Einstellungen sind dann noch ein weiteres Thema. Als Anfänger gibt es eigentlich genau zwei Themen, die man verinnerlichen sollte.
Das ist zum einen der Zusammenhang zwischen Blende, Belichtungszeit und ISO, sozusagen das Belichtungsdreieck und zum anderen die unterschiedlichen Kameramodi, wie die Blendenvorwahl, Zeitvorwahl und der Manuelle Modus. Letztere werde ich euch in meinem nächsten Video/BLOG erläutern und euch einige Praxisbeispiele zeigen, wie diese in der Landschafts- und Naturfotografie einzusetzen sind.
In diesem Beitrag kümmern wir uns um Blende, Belichtungszeit und ISO. Ich erläutere euch die Zusammenhänge, Auswirkungen auf die Belichtung und die Bildgestaltung.
Belichtungsdreieck
Betrachten wir diese drei Parameter in Form eines Dreieck. Alle drei Ecken stehen miteinander in Verbindung, bzw. in Abhängigkeit zueinander. Verändere ich einen der Parameter, so muss ich einen oder auch beide anderen nachstellen, um in Bezug auf die Belichtung das gleiche Ergebnis zu erhalten. Die Bildgestaltung kann dabei aber eine andere sein. Aber dazu kommen wir gegen Ende des Videos.
Betrachten wir die Parameter erst einmal getrennt voneinander, um zu verstehen, was jeder einzelne steuert. Bitte habt im Hinterkopf, dass ich dieses Thema hier im Video/BLOG versuche für den Einsteiger verständlich zu erklären. Alle technischen und physikalischen Hintergründe, die nicht zum Verständnis beitragen lasse ich bewusst außen vor, um es nicht zu trocken und theoretisch werden zu lassen.
Die Blende
Beginnen wir mit der Blende. Als Blende bezeichnet man die Öffnung des Objektivs. Sie hat Einfluss auf zwei Dinge. Erstens die Schärfentiefe im Bild und zweitens die Lichtmenge, die ins innere der Kamera, also auf den Fotosensor gelangt.
Die Schärfentiefe ist ein wichtiges gestalterisches Element in der Fotografie. Bei einer weit geöffneten Blende wird die Tiefe im Bild, die Scharf abgebildet wird immer kleiner. Alles was hinter oder vor dem Fokuspunkt liegt wird also zunehmend unscharf und verschwimmt, je mehr wir die Blende öffnen.
Schließen wir die Blende, so erhalten wir eine größere Schärfentiefe. Je weiter wir die Blende schließen, desto größer wird der Bereich der vor und hinter dem Fokuspunkt scharf abgebildet wird. Um in der Landschaftsfotografie also ein Bild zu erhalten, dass eine durchgehende Schärfe besitzt, benötigen wir also nur die Blende möglichst weit zu schließen, fragt ihr euch? Nein. So einfach ist das leider nicht.
Lichtstrahlen besitzen die Eigenschaft, dass sie an einem schmalen Spalt beginnen sich zu beugen. Eine weit geschlossene Blende ist nichts weiter als ein sehr schmaler Spalt. Durch diese Beugung tritt auf euren Bildern eine so genannte Beugungsunschärfe auf. Schließt deshalb die Blende so weit möglich, um eine große Schärfentiefe zu erhalten, aber nur so weit wie nötig!
Zum Thema Schärfentiefe sei noch erwähnt, dass sie ebenfalls von der gewählten Brennweite und der Entfernung des Fokuspunktes abhängt. Sie also bei einer bestimmten Blende nicht immer genau so und so tief. Aber das ist nochmal ein Thema für sich.
Wie ihr euch sicher denken könnt, kommt bei weit geöffneter Blende wesentlich mehr Licht in die Kamera, als bei einer weit geschlossenen Blende. Diese Beziehung ist exakt 1 zu 1. Halbiere ich die Blendenöffnung halbiere ich auch die Lichtmenge.
Was heißt jetzt eigentlich offene, geschlossene Blende und Halbieren. Für die Blende gibt es Kennzahlen. f/2.8, f/4, f/8, und so weiter. Das F steht für die Brennweite eines Objektivs und die Blendenzahl sagt aus, in welchem Verhältnis Brennweite zum Öffnungsdurchmesser steht. Bei f/8 ist die Öffnung quasi ein Achtel der Brennweite. Bei f/4 ein Viertel der Brennweite. Wer des Bruchrechnens mächtig ist, erkennt also, dass f/4 deutlich mehr Licht, als f/8 in die Kamera lässt. Genau gesagt das doppelte an Licht.
Nun sollte auch klar werden, dass je kleiner die Blendenzahl wird, desto größer die Lichtmenge auf den Sensor. Easy, oder? Also merkt euch: Kleine Zahl viel Licht, große Zahl wenig Licht. Kleine Zahl wenig Schärfentiefe, große Zahl große Schärfentiefe.
Es gibt Festbrennweiten die durchaus eine Blende von f/1.4 oder f/1.2 besitzen. Dementsprechend groß ist deren Durchmesser und entsprechend klein die Schärfentiefe bei geöffneter Blende. Dafür haben diese Objektive ein wunderschönes Bokeh, was toll für die Portraitfotografie ist.
Da diese Objektive für die Landschaftsfotografie eher weniger eine Rolle spielen, sollten wir beim Objektivkauf eher darauf achten, wie die Schärfe im Bereich zwischen f/8 und f/11 sich verhält. Um die vorhin genannte Beugungsunschärfe zu vermeiden, sollten wir nur in seltenen Fällen kleiner als f/16 gehen. Dem Beugen der Lichtstrahlen bei kleiner Blendenöffnung ist übrigens auch zu verdanken, dass wir solche Dinge wie Sonnensterne auf unsren Bildern erzeugen können. Mit dem jetzigen Wissen, sollte euch also klar sein, wie ihr diese erzeugen könnt.
Die Belichtungszeit
Doch genug zur Blende, kommen wir zur Belichtungszeit. Mit der Belichtungszeit können wir Einfluss nehmen, wie Scharf oder Verschwommen eine Bewegung aufgenommen wird. Bei extrem kurzen Belichtungszeiten können wir selbst schnellste Bewegungen kleiner Insekten oder Vögel scharf abbilden und so zusagen einfrieren. Bei langen Belichtungszeiten können wir Bewegungen sichtbar machen, in dem sie leicht verschwommen dargestellt werden. Bei extrem langen Belichtungszeiten von mehreren Sekunden oder sogar Minuten können wir sich bewegende Objekte sogar verschwinden lassen oder zum Beispiel vorbeiziehende Wolken als Streifen darstellen.
Die Belichtungszeit ist also in erster Linie ein gestalterischer Parameter. Ähnlich der Blende. Und ebenfalls wie die Blende steuern wir mit ihr die Menge des einfallenden Lichtes auf den Sensor. Verdoppeln wir die Belichtungszeit, so verdoppeln wir auch die Menge des Lichtes, die auf den Sensor trifft.
Die Belichtungszeit wird in Sekunden angegeben. Das erklärt warum wir teilweise 1/200 oder 1/50 angezeigt bekommen. Im letzten Fall wäre die Belichtungszeit eben 1/50 der Sekunde. Oder anders ausgedrückt 0,02 Sekunden.
Dieser Umstand macht uns klar, warum also manche Bewegungen verschwommen aufgenommen werden. In der Zeit der Belichtung legt ein bestimmtes Objekt eben einen bestimmten Weg zurück und dies wird als Bewegungsunschärfe auf unserem Bild dargestellt. Bei fließendem Wasser, machen wir uns das zu Nutze, um es weich aussehen zu lassen. Oder auch bei bewegtem Gras, um dem Betrachter zu verdeutlichen, dass Wind herrschte. Euch fallen bestimmt noch mehr Beispiele ein, schreibt diese gerne mal in die Kommentare.
In der Landschaftsfotografie arbeiten wir oft mit recht langen Belichtungszeiten, gerade wenn wir bei Tag-zu-Nacht-Übergang unterwegs sind. Deshalb arbeiten wir häufig auf dem Stativ. Denn auch die Bewegung unserer Kamera würde eine Bewegungsunschärfe erzeugen.
Die Faustregel, übrigens, bei der wir auch aus der Hand noch ohne Verwacklung Bilder aufnehmen können, liegt bei etwa 1/Brennweite. Bei 400 mm also bei etwas 1/400 Sekunde. Moderne Objektive und Kameras mit Bildstabilisierung ermöglichen uns meist aber sogar etwas längere Belichtungszeiten. Aber das nur mal so am Rande.
Diese Verwacklung durch die Bewegung der Kamera kann übrigens auch ein gestalterisches Mittel sein. Zum Beispiel bei der ICM-Fotografie, mit der durch die bewusste Bewegung der Kamera abstrakte Fotografien erzeugt werden.
Merkt euch zur Belichtungszeit jedenfalls lange Belichtungszeit führt zu Bewegungsunschärfe und mittels kurzen Belichtungszeiten könnt ihr Bewegungen einfrieren. Lange Belichtungszeiten bedeuten mehr Licht auf dem Sensor, kurze Belichtungszeiten weniger Licht.
ISO
Wir können also nun die Lichtmenge über die Blende und über die Belichtungszeit steuern. Was ist aber, wenn wir wenig Licht durch die Blende lassen für eine hohe Schärfentiefe und noch recht kurz belichten müssen, weil wir keine Bewegungsunschärfe möchten? Dann kommt der dritte Parameter ins Spiel. Der ISO-Wert.
Mit ihm steuern wir die Lichtempfindlichkeit unseres Fotosensors in der Kamera. Lassen wir also wenig Licht auf den Sensor fallen, so erhöhen wir mit dem ISO-Wert die Lichtempfindlichkeit des Sensors und können so die Belichtung des Fotos ausgleichen.
Der ISO ist also weniger ein gestalterisches Mittel, sondern eher Mittel zum Zweck, damit wir unsere bildgestalterischen Einstellungen so umsetzen können, wie wir das möchten.
Aber man muss den ISO-Wert mit etwas Vorsicht begegnen. Wenn wir ihn hochsetzen, werdet ihr je nach Kamera feststellen, dass das Bild zu rauschen beginnt, der Kontrast und auch die Schärfe etwas nachlassen. Dies ist umso stärker, je kleiner der Sensor ist. Größere Sensoren rauschen generell eher weniger.
Grundsätzlich sollte man aber keine Angst davor haben den ISO-Wert auch mal etwas höher zu nehmen. Wo in deiner Kamera die akzeptable Grenze liegt, musst du selbst einmal ausprobieren und variiert evtl auch von der Situation. In der Nachthimmelfotografie oder auch bei der Aufnahme von Polarlichtern werden durchaus ISO-Werte von 6400 genutzt. Auch in der Vogelfotografie können hohe ISO-Werte aufgrund extrem kurzer Belichtungszeiten notwendig sein.
In der Landschaft können wir in den meisten Situationen recht tief mit dem ISO-Wert bleiben. Im Hinterkopf sollten wir behalten, dass die Bildqualität besser ist, je niedriger der ISO-Wert ist. Moderne Kameras haben aber auch bei mittleren und hohen ISO-Werten ein Rauschen, das völlig akzeptabel beziehungsweise kaum vorhanden ist. Auch Entrauschen-Tools in Bildbearbeitungsprogrammen nehmen dem ISO-Rauschen mittlerweile den Schrecken.
Wenn ihr jetzt denkt, dass ihr einfach den ISO Wert niedrig lasst, dunkler belichtet und hinterher in der Bildbearbeitung die Belichtung hochzieht um weniger Rauschen zu erhalten, liegt ihr leider falsch. Ihr werdet dadurch stärkeres Rauschen erhalten, als wenn ihr den ISO-Wert hochsetzt. Wieso das so ist erfordert beinahe schon ein eigenes Video. Ich versuchs in wenigen Sätzen zu erklären.
Durch hochsetzen des ISO-Wertes, also der Lichtempfindlichkeit des Sensors, erhöhen wir das vorhandene elektronische Rauschen. Ist die Lichtmenge die auf den Sensor trifft so hoch, dass sie dieses elektronische Rauschen überdeckt, wirkt es, als ob wir weniger Rauschen hätten. Wenn die Lichtmenge dieses Rauschen nicht überdeckt, weil wir mit der Empfindlichkeit so gering bleiben, ziehen wir in der Nachbearbeitung das aufgenommene Licht und das elektronische Rauschen gemeinsam mit dem Belichtungsregler hoch und holen uns deutlich mehr Rauschen ins Bild.
Bildgestaltung
Wir haben nun also 3 Möglichkeiten in der Hand um die Belichtung einer Szene vorzunehmen. Wie wir die korrekte Belichtung erreichen wollen hängt von uns und dem Motiv ab.
Nehmen wir als Beispiel eine Szene in der Natur. Vor uns dient ein Feld als Vordergrund, Hauptmotiv in der Bildmitte ist ein schöner Baum. Der Hintergrund wird von einem wolkenverhangenen Himmel gebildet.
Möchte ich ein klassisches Landschaftsbild, versuche ich alles mit Hilfe einer Blende f/11 scharf zustellen. Herrscht Windstille, kann ich die Belichtungszeit recht lang wählen, zum Beispiel 1/10 Sekunde. Das ermöglicht mir den ISO-Wert niedrig bei ISO 100 zu lassen.
Herrscht Wind und ich möchte dennoch alles scharf ohne Bewegungsunschärfe darstellen, muss ich mit der Belichtungszeit runter, auf 1/200 Sekunde. Um die geringere Lichtmenge auszugleichen, muss ich nun mit einem ISO 400 oder ISO 800 arbeiten. Möchte ich den Wind im Bild gestalterisch darstellen, kann ich bei den Werten zuvor bleiben.
Möchte ich nun den Baum freistellen und das Feld unscharf im Vordergrund darstellen, öffne ich die Blende weit auf f/4. Trotz recht kurzer Belichtungszeit kann ich ggf. wieder mit einem ISO-Wert von 100 eine ausgewogene Belichtung erreichen.
In allen drei Fällen habe ich die gleiche Belichtung auf dem Sensor ermöglicht, aber drei unterschiedliche Fotos aufgenommen.
Ihr seht also unterschiedliche Wege führen zu eurer perfekten Belichtung. Wie ihr dahin kommt, hängt davon ab, wie ihr euer Motiv darstellen möchtet. Es gibt eigentlich kein Falsch oder Richtig. Macht euch schon vor der Aufnahme Gedanken wie ihr die Aufnahme gestalten wollt. Wenn euch das am Anfang noch schwer fällt, dann probiert und spielt mit unterschiedlichen Belichtungszeiten und Blendenöffnungen. Die Auswahl eures Lieblingsfotos könnt ihr dann in Ruhe zu Hause am Bildschirm vornehmen.
Ich hoffe das Thema ist euch nun etwas klarer und ihr könnt ISO, Blende und Verschlusszeit zu eurem Vorteil einsetzen. Lest in einer Woche den nächsten BLOG über die unterschiedlichen Kameramodi und ihr seid voll gerüstet, um in der Fotografie durchzustarten.
Bis dahin, nicht vergessen den Auslöser zu drücken.
Diese und alle andere Aufnahmen dieses Beitrags kannst du unter “Prints” als Kunstdruck für deine Wand zu Hause direkt bei mir anfragen.
VLOG zum BLOG
Dieses Video richtet sich an alle Anfänger in der Fotografie oder diejenigen, die endlich durchblicken wollen, wie ISO, Blende und Belichtungszeit zusammenhängen. Wenn ihr euch bisher schwer damit getan habt, dann viel Spaß beim anschauen!
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