Wald­fo­to­grafie in der Blauen Stunde

Die letzten Tage war ich mit der Familie in den Nieder­landen unter­wegs und entdeckte in unmit­tel­barer Nähe zum Strand ein nettes kleines Wäld­chen mit einigen inter­es­santen Bäumen. Das Wetter in den Tagen war aber so naja. Entweder Sonne pur oder es goss wie aus Kübeln. Beides wollte mich nicht zum Foto­gra­fieren in den Wald nach draußen ziehen. Wie könnte ich dennoch zu einigen tollen Aufnahmen kommen? Da kam mir die Idee. Ich gehe dann, wenn die Sonne nicht stört. Blau, diffus, mystisch. In diesem Blog/Vlog zeige ich euch, warum die Blaue Stunde für Wald­fo­to­grafie ein unter­schätzter Zeit­raum zum Foto­gra­fieren ist. 

Den VLOG zum BLOG seht ihr unten auf der Seite oder ihr erreicht ihn über diesen Button:

Ausrüs­tung:

Sony a7IV
Sony FE 4/24–105 mm G

Ideale Bedin­gungen für die Waldfotografie

Es ist kein Geheimnis, dass dichter Nebel zwischen Bäumen wohl die Ideal­be­din­gung für die Wald­fo­to­grafie darstellt. Der Nebel hilft Tiefe ins Bild zu bringen und Bäume zu sepa­rieren. Einen guten Bild­aufbau hinzu­be­kommen wird dadurch etwas leichter und auch Anfänger kommen in solchen Bedin­gungen schneller zu tollen Ergebnissen. 

Dennoch sollte man sich nicht abschre­cken lassen bei anderen Bedin­gungen in den Wald zu gehen. Ich habe schon sehr stim­mungs­volle Bilder bei Regen im Wald gemacht, der zuge­ge­bener Maßen auch eine ähnliche Wirkung wie Nebel haben kann. Aber auch bei Sonne, wenn sie denn tief steht, lässt sich inter­es­sante Aufnahmen machen. Im Gegen­licht mit ggf. HDR-Bracke­ting  und Sonnen­stern, beispiels­weise. Gene­rell hilft es, wenn das Licht diffus ist, wie es das bei einer dichten Bewöl­kung an einem wolkigen Tag ist. Man muss dann nur ein wenig darauf achten, dass das Licht nicht zu flach ist, da eine Foto­grafie dann zu zwei­di­men­sional und lang­weilig auf den Betrachter wirken kann. Es hilft also trotz diffusem Licht so etwas wie eine Licht­rich­tung zu haben. Dies kommt zum Beispiel am Wald­rand, an einer Lich­tung oder einem Waldweg zu Stande. Dort wo über ein lich­teres Blatt­werk mehr Licht in den Wald scheint, als dort, wo der Wald geschlossen ist. Erkennt man als Foto­graf dieses Licht und die Rich­tung woher es kommt, dann sollte man die Rich­tung des Lichtes in der Bild­kom­po­si­tion richtig nutzen. Beispiels­weise als seit­lich einfal­lendes Licht. So erhält man ein drei­di­men­sio­na­leres Wald­bild, das deut­lich plas­ti­scher wirkt.

Wie kam ich also auf die Idee für diesen VLOG? Nun ja, wenn ich eben tage­lang nur wolken­freie Himmel habe, die Rich­tung der unter­ge­henden Sonne nicht passt, oder es eben regnet wie aus Kübeln und gleich­zeitig stürmt, dann musste ich mir was einfallen lassen. Eine Licht­rich­tung ist vorteil­haft, diffuses Licht eben­falls und wann habe ich das? Richtig, in der Blauen Stunde. Ein Game­ch­anger in der Wald­fo­to­grafie also, wenn die Bedin­gungen wochen­lang nicht passen? 

Stan­ding Strong | Sony a7 IV + Sony FE 4/24–105 mm G

Game­ch­anger Blaue Stunde?

Von Blauer Stunde spre­chen wir, wenn wir über die Zeit kurz vor Sonnen­auf­gang oder nach Sonnen­un­ter­gang spre­chen, in der der Himmel eine tief­blaue Farbe annimmt. Dieser Effekt entsteht durch die Streuung von Sonnen­licht an der Erdat­mo­sphäre, wenn sich die Sonne knapp unter dem Hori­zont befindet. Genauer genommen, wenn die Sonne zwischen ‑4 und ‑6 Grad unter dem Hori­zont steht.

Foto­grafen schätzen die Blaue Stunde beson­ders in der Stadt­fo­to­grafie wegen des beson­deren Lichts und der inten­siven Farben, die sie für ihre Aufnahmen nutzen können. Es kann eine schöne Farb­har­monie zwischen dem Umge­bungs­licht und den Lich­tern der Stadt entstehen. Aber in der Wald­fo­to­grafie ist das eigent­lich egal, denn gene­rell ist ein Himmel in der Kompo­si­tion häufig nicht ideal. Dafür ist aber das noch vorhan­dene Licht toll. Es handelt sich hierbei um das reflek­tierte Licht der Sonne von der Erdat­mo­sphäre. Zur Sonne hin gibt es hier mehr Licht, von der Sonne weg, quasi in die Nacht hinein, weniger. So hat man ein diffuses gerich­tetes Licht, das perfekt für Wald­bilder sein kann. 

Schwie­rig­keiten entstehen dann, wenn das Licht schon weniger, der Wald dunkel wird, oder es eben nicht wind­still ist. Die Blende voll öffnen ist im Wald nur für Details­auf­nahmen sinn­voll. Eine Blende von f/8 muss es viel­leicht schon sein, um eine ausrei­chende Tiefen­schärfe zu haben. Möchte man das ISO nun nicht all zu weit nach oben schrauben, dann muss die Belich­tungs­zeit entspre­chend länger werden. Je nach Luft­be­we­gung und sich bewe­genden Blätter darf sie eben nicht zu lange sein. Mit einem gewissen ISO-Rauschen, auch auf Grund der Dunkel­heit muss eben gerechnet werden. Eine Voll­for­mat­ka­mera wie z.B. meine Sony a7 IV (*) hilft dann natür­lich, auf Grund guter Low-Light-Perfor­mance und geringem Rauschen. Moderne Bild­be­ar­bei­tungs­pro­gramme helfen effektiv, um Rauschen nach­träg­lich zu redu­zieren. Aus diesem Gesichts­punkt würde ich also eher zu einem höheren ISO-Wert, als zu einer unnötig langen Belich­tungs­zeit tendieren. 

Krea­turen der Nacht | Sony a7 IV + Sony FE 4/24–105 mm G

Bild­aus­schnitt und ‑aufbau für Waldfotos

In Sachen Bild­aufbau ist die Wald­fo­to­grafie immer eine Heraus­for­de­rung, aber es gibt Tech­niken, die einem helfen können ein anspre­chendes Bild heraus zu bekommen. 

  • Himmel: In vielen Fällen hilft es, den Himmel aus dem Bild draußen zu lassen. Gerade wenn dieser sehr hell gegen­über dem rest­li­chen Bild ist, kann er zu viel Aufmerk­sam­keit auf sich ziehen. 
  • Rahmen:  Stämme von Bäumen können als natür­li­cher Rahmen dienen, ob ange­schnitten oder komplett. Auch Blatt­werk oder Äste können ein Haupt­motiv einrahmen und Tiefe schaffen.
  • Rhythmus: Eine bestimmte einheit­liche Anord­nung von Stämmen ergeben Rhythmus. Dieser kann auch durch ein Element gebro­chen werden, was wiederum Inter­esse in einem Bild erzeugen kann (siehe nächstes Bild). 
  • Führende Linien: Ein Waldweg oder auch Tram­pel­pfad kann in den meisten Fällen sehr gut als eine führende Linie verwendet werden. Andere Möglich­keiten sind Totholz oder andere Vordergrundelemente.
  • Sepa­ra­tion: Wer darauf achtet, dass die Haupt­ge­gen­spieler eines Bildes möglichst sinn­voll sepa­riert sind, also sich nicht ungünstig über­schneiden, wird in vielen Fällen mit einem besseren Bild nach Hause kommen.
  • Höhe: Im Wald kann alles von einer boden­tiefen Kamera bis Über­kopf­höhe zu einem besseren Bild führen. Wichtig ist, dass man sich die Unter­schiede vor Ort bewusst macht, wenige Zenti­meter können einen große Auswir­kung haben. 

Meine Kamera nimmt Bilder grund­sätz­lich im 3:2 / 2:3 Format auf. Vor Ort expe­ri­men­tiere ich auch nicht damit die Bilder in der Kamera zu beschneiden. Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht ob meine Kamera diese Funk­tion besitzt. Ich möchte immer den gesamten Sensor für die Aufnahme vor Ort nutzen. Was ich mache, wenn ich vermute, dass es ein eher läng­li­ches Format gibt ist, dass ich kurz den Finger über den Kame­ra­bild­schirm lege und abschätze, wie denn der fertige Bild­aus­schnitt sein könnte. 

In manchen Fällen sitze ich auch zu Hause vor Ligh­t­room und denke mir, dass das Bild irgendwie nicht so funk­tio­niert, wie es mir vorge­stellt habe. Das Bild dann zu croppen, auch in anderen Formaten oder womög­lich ganz frei kann einen Bild­aufbau plötz­lich zum “funk­tio­nieren” bringen. Eine häufig unter­schätzte Kompositionstechnik.

Rhythmus des Waldes | Sony a7 IV + Sony FE 4/24–105 mm G

Diese und alle andere Aufnahmen dieses Beitrags kannst du unter “Prints” als Kunst­druck für deine Wand zu Hause direkt bei mir anfragen. 

FAZIT

Die Wald­fo­to­grafie bei nicht vorhan­denen Bedin­gungen für selbige in die Blaue Stunde zu verlegen ist also keine schlechte Idee. Das Licht ist blau, diffus und wirkt geheim­nis­voll, wenn nicht sogar mystisch. Schwie­rig­keiten sind eben zu meis­tern. Foto­gra­fieren auf einem Stativ quasi uner­läss­lich. Wenn man sich, wie eigent­lich immer in der Foto­grafie, auf den Moment einlässt, einmal durch­atmet und sich die Zeit nimmt, die Licht­rich­tung klar zu machen und den Bild­aus­schnitt geschickt zu wählen, dann können groß­ar­tige Bilder entstehen. 

Ich hoffe der Beitrag konnte euch ein wenig inspi­rieren und euch den Mut geben einmal auszu­pro­bieren die Blaue Stunde im Wald zu foto­gra­fieren. Viel Spaß beim nachmachen!

Bilder aus dem VLOG

Der Somme bietet rein theo­re­tisch keine guten Bedin­gungen für die Wald­fo­to­grafie. Im Sommer­ur­laub stoß ich aber auf inter­es­sante kleine Wäld­chen und Bäume. Nebel gibt es in diesen Sommer­wo­chen kaum. Meist ist stabiles Sommer­wetter ohne Wolken und wenn es regnete, dann stürmte es auch gleich so, dass man nicht nach draußen gehen mochte. Aber es gibt wie immer eine Lösung: Die Blaue Stunde. Hier seht ihr alle Bilder, die ich in der Blauen Stunde an diesem Abend aufnehmen konnte.

VLOG zum BLOG

Nach Sonnen­un­ter­gang verän­dert sich das Licht – und genau dann kann die Wald­fo­to­grafie richtig magisch werden. In diesem Video zeige ich dir, wie du das diffuse, reflek­tierte Licht der Blauen Stunde für deine Land­schafts- und Wald­fo­to­grafie nutzen kannst.  Das sanfte, aber dennoch gerich­tete Licht sorgt dafür, dass Bäume auf deinen Fotos plas­ti­scher und drei­di­men­sio­naler wirken. Mit der rich­tigen Bild­kom­po­si­tion und Beach­tung der Licht­rich­tung kannst du so Aufnahmen machen, die bei hartem Sonnen­licht kaum möglich wären.

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