Polfilter in der Waldfotografie
Den VLOG zum BLOG seht ihr unten auf der Seite oder ihr erreicht ihn über diesen Button:
Ausrüstung:
Sony a7IV
Sony FE 2.8/16–35 mm GM
Sony FE 4/24–105 mm G
Wirkung, bzw. Effekt des Polfilters
Um sich der Wirkweise des zirkularen Polfilter klar zu werden, hilft es ein klein wenig, sich mit der Physik von Licht auseinander zu setzen. Ohne zu theoretisch zu werden, also einfach gesagt: Lichtteilchen fliegen von der Lichtquelle, treffen auf einen Gegenstand und werden von diesem reflektiert und treffen auf das Auge, oder eben den Fotosensor der Kamera. Je nach dem, wie viel oder welche Lichtteilchen reflektiert werden, erscheinen Gegenstände heller oder dunkler und natürlich mit ihrer spezifischen Farbe. Dabei fliegen die Lichtteilchen nicht konstant linear gerade aus, sondern schwingen wellenförmig. Diese Schwingung ist nicht immer gleich gerichtet, sondern geht beim einem Teilchen auf und ab, beim anderen vielleicht leicht recht und links, eben in alle Richtungen.
Durch Reflexionen an Oberflächen wie Wasser, Metall, Glas oder auch Laub, wird Licht polarisiert, d.h. es schwingt nun verstärkt in eine Richtung. Diese Reflexionen können dafür sorgen, dass Farben blasser erscheinen. Mit dem zirkularen Polfilter kann ich nun Licht, das in eine bestimmte Richtung schwingt, die mir nicht passt blockieren. Dadurch lasse ich also nur noch eine Schwingungsrichtung zu. Durch korrektes hindrehen der Polarisationsrichtung kann ich in der Natur- und Landschaftsfotografie also Reflexionen verringern und Farben optimieren und Kontraste erhöhen.
Im Wald wird durch das kräftigere Grün, dass man mit dem Polfilter erhalten kann deutlich, wie dieser Filter die Farben kräftiger werden lässt. Im Blau eines Himmels mit weißen Wolken kann man den erhöhten Kontrast durch den Polfilter am besten erkennen. Durch die Erhöhung solcher Kontraste ist der Polfilter auch in der Schwarz-Weiß-Fotografie ein gutes Hilfsmittel. Ungewollte Reflexionen in Schaufenstern lassen sich ebenfalls rausfiltern oder auch die Spiegelungen eines Sees, sollten diese ungewollt sein, lassen sich dadurch minimieren. In der Portraitfotografie hilft er Reflexionen aus Brillengläsern zu entfernen. Die Anwendungsgebiete sind also vielfältig und umfangreich.
Aber auch die Wirkungsstärke variiert. Erstens davon, wie stark ihr ihn “eindreht” und zweitens, wie die Lichtrichtung zur Aufnahmerichtung ist. Am stärksten ist der Effekt, bspw. wenn die Sonne von euch aus gesehen 90° von links oder rechts kommt. Im Gegenlicht ist die Wirkung reduziert und das zusätzliche Glas zwischen Sensor und Lichtquelle kann sogar zu Problemen führen.

Nachteile & Probleme beim Einsatz
Wie ich im Video (unten) zeige, ist selbst im direkten Gegenlicht die Wirkung des Polfilters auf den Blättern des Bärlauchs nicht unerheblich. Aber man holt sich andere Probleme ins Bild. Beim Einsatz von Filtern, sollte man sich generell im Klaren darüber sein, dass man eine zusätzliche Glasebene zwischen Motiv/Lichtquelle und Kamerasensor/Objektiv einbringt. Eine Ebene mehr, in der sich Licht brechen kann, und dadurch Schärfe verringern, Farben verändern, Kontraste schwächen, Licht reflektieren oder chromatische Aberrationen entstehen können. Also entweder vor Ort beide Aufnahmen machen, oder eben sehr genau prüfen, ob sich der Einsatz lohnt und auch nichts im Bild “kaputt macht”.
Dass Filter tolle Tools sind, darin besteht keinen Zweifel, aber ihr solltet euch definitiv dazu überwinden keine billigen Filter zu kaufen. Vor allen Dingen dann nicht, wenn ihr sonst hochwertige Linsen und gute Kameras nutzt. Sonst werdet ihr zweimal kaufen. (Freiwillige Werbung:) Ich selbst nutze die Filter der Marke NiSi(*) und bin sehr zufrieden damit. Auch die Filter von Kase(*) konnte ich bereits einmal testen und stehen meinen Filtern in nichts nach. Die Farbwiedergabe ist perfekt und Effekte, wie diesen im Video konnte ich bisher wirklich nur in den extremsten Lichtsituationen ausmachen. Da wird aber bestimmt kein anderer Filterhersteller besser abschneiden.
Generell rate ich also dazu Filter zu verwenden! Aber eben nur dann, wenn sie etwas zum Endergebnis beitragen können. Der Polfilter ist also definitiv kein Immerdrauf-Filter. Man muss ihn bewusst einsetzen, durchaus den Einsatz auch mal kritisch hinterfragen, dann macht man nichts verkehrt.
Vor dem Kauf solltet ihr euch überlegen, welches vom Filterdurchmesser aus gesehen, euer größtes Objektiv ist, oder auch mal sein wird. Mit günstigen Adapterringen könnt ihr dann die Filter auf alle kleineren Objektive adaptieren. Bei mir sind es die 82 mm meines Sony FE 2.8/16–35 mm GM(*).
Was ihr ebenfalls bedenken solltet ist, dass mit dem Aufschrauben des Polfilters auch ein wenig Licht verloren geht, ihr also ein-zwei Stufen länger belichten, oder die ISO etwas hochnehmen müsst, je nach Situation. Ist die Belichtungszeit unkritisch nehmt diese für die optimale Qualität, ist die Belichtungszeit kritisch (bspw. wegen sich bewegender Blätter), dann schraubt die ISO hoch. Neue Entrauschen-Tools in der Bildbearbeitung helfen, sollte das Rauschen zu aufdringlich nach eurem Geschmack sein.
Aufpassen solltet ihr auch bei blauem Himmel und extrem weitwinkligen Aufnahmen. Hier ist der Winkel zur Sonne je nach Bildecke derart unterschiedlich, dass die Wirkung innerhalb des Bildes stark variiert. Mit ein-zwei Tricks in der Bildbearbeitung lässt sich aber auch dieses Problem lösen.

Diese und alle andere Aufnahmen dieses Beitrags kannst du unter “Prints” als Kunstdruck für deine Wand zu Hause direkt bei mir anfragen.
Wann den Polfilter einsetzen?
Der Polfilter ist also eine “Effektfilter”. Theoretisch muss man ihn gar nicht einsetzen. Es hängt auch ein wenig von der eigenen fotografischen Ausdrucksweise ab und der finalen Bildwirkung, die man sich vorstellt. Da der Effekt, wie im Video ersichtlich selbst, bei diffusem Licht im Wald enorm sein kann, würde ich in feuchten Wäldern immer mal wieder dazu raten es auszuprobieren. Wenn der Effekt stark und gewünscht ist, dann sollte man ihn auch einsetzten. Im Wald teste ich also meist seinen Einsatz. Bei Dunst und Nebel kann der Polfilter auch ein wenig den Nebel verringern. Wenn das ungewünscht ist, ebenfalls weglassen.
Im Gegenlicht ist der Einsatz am kritischsten und im Zweifel würde ich ihn eher weglassen. Wenn Zeit ist vielleicht auch beide Bilder aufnehmen, mit und ohne Filter. Wenn ihr Morgens und Abends fotografiert aber nicht mehr ganz in der Goldenen Stunde, dann kann ein Polfilter, wenn die Bildkomposition ca. 90° zur seitlichen Sonne ausgerichtet ist, gerade im Himmel extrem starken Einfluss haben. Manchmal auch zu stark. Nehmt euch also auch die Zeit das Bild vor Ort schon zu kontrollieren.
Wenn ihr Spiegelungen auf einem See sehen wollt, dann lasst den Filter weg. Wollt ihr aber entspiegeln, weil ein Element eures Vordergrundes, bspw. in den See hineinragt, dann nutzt den Polfilter. Bei schon leicht feuchten Wegen ist der Effekt enorm. Je nach dem was gewünscht ist solltet ihr den Polfilter weglassen oder draufmachen. Spiegelt sich bspw. ein Abendrot auf einem feuchten asphaltierten Weg, nehme ich das gerne im Bild mit auf. Möchte ich aber das dunkle des Asphalts mit im Bild haben, da er nur das langweilige Blau eines Himmels widerspiegelt, dann nehme ich den Polfilter, um ihn zu entspiegeln.

Fazit
Macht euch der Wirkung des Polfilter bewusst und seid kreativ. Speziell im Wald prüfe ich seinen Einsatz immer und entscheide vor Ort, was ich haben möchte. Bei Nebel lasse ich ihn meist sogar weg, bei feuchten Blättern nutze ich ihn meist.
In meinen Augen ist es der Filter, der sich am meisten lohnt und am häufigsten zum Einsatz kommt. Erst danach folgen die ND-Filter für bspw. Langzeitbelichtungen.

Bilder aus dem VLOG
Der Bärlauch blüht in voller Pracht. Aus diesem Grund besuche ich ihn heute noch einmal, auch wenn die Bedingungen nicht ganz so perfekt sind. Trotzdem sind einige wunderschöne Bilder entstanden, vor allem auch mit der Hilfe meines Polfilters. Aber schaut selbst, hier sind alle Bilder aus dem VLOG zum anschauen.
VLOGs zum BLOG
Heute geht’s wieder in den Wald, denn jetzt blüht der Bärlauch in voller Pracht. Die Bedingungen sind nicht ganz so perfekt, wie das letzte mal, dafür habe ich zur Verstärkung den Polfilter mitgebracht. Ob damit auch hervorragende Bilder herauskommen und ob der Polfilter hilft, das seht ihr in dem Video!
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