Aufnahmetechniken
Für perfekt belichtete Himmel
In der Landschaftsfotografie macht der Himmel in vielen Fällen einen großen Teil des Bildes aus. Nicht umsonst warten die Profis oft stundenlang an einer Location, bis sie die gewünschte Dramatik in den Wolken haben. Aber den Himmel immer ideal zu belichten ist nicht ganz einfach. Belichtet man ihn zu dunkel, gehen eventuell Details im Vordergrund verloren, da diese einfach zu dunkel sind oder man fängt sich unnötiges Rauschen ein, wenn man diesen später wieder aufhellt. Belichtet man mit der Kameraautomatik, gehen je nach Lichtsituation, Details in den Highlights verloren, da kleine Bereiche überbelichtet werden, denn die Kamera orientiert sich an einem Mittelwert.
Zum Glück gibt es Abhilfen für dieses Problem. Genauer gesagt gibt es drei Aufnahmetechniken, die ihr bereits im Feld an der Kamera benutzen könnt. Damit habt ihr sicher das perfekte Bild im Kasten.
Grauverlaufsfilter
Der Grauverlaufsfilter, die Lösung für Puristen, ist ein Überbleibsel aus der analogen Fotografie, aber dennoch schwören noch immer viele Fotografen darauf. Über ein Steckfiltersystem wird der Grauverlaufsfilter vor die Linse geschoben und der Übergang vom hellen zum dunkeln Bereich des Filters wird an der Horizontlinie orientiert. Somit kann man den Himmel bereits während der Aufnahme abdunkeln und die Raw-Aufnahme kommt dem Endergebnis bereits ziemlich nahe.
Die Filter gibt es mit weichen und harten Übergängen, die je nach Situation besser geeignet sind. Für Sonnenuntergänge am Meer sogar mit rückwärtigen Verlauf. Der Nachteil ist, dass leider auch Bereiche von Motiven, die nach oben über die Horizontlinie ragen, was Bildkompositorisch oft durchaus Sinn macht, abgedunkelt werden. Diese muss man dann bei Bedarf wieder in der Nachbearbeitung aufhellen. Der Einsatz des Filters ist allerdings unproblematisch, wenn die Horizontlinie recht gerade ist, oder Objekte die in den Himmel ragen so oder so als Silhouette dargestellt werden sollen.
Da ich diesen Effekt recht einfach mit Lightroom erzeugen kann, wesentlich präziser und eine Nachbearbeitung sowieso notwendig ist, spar ich mir Grauverlaufsfilter und habe dadurch auch noch weniger Gepäck (und einen volleren Geldbeutel). Bei schwierigen Lichtverhältnissen helfen mir die beiden nächsten Techniken.
ETTR (Expose to the Right)
Eine Möglichkeit ist die ETTR-Technik. ETTR steht für Expose to the right und bedeutet so viel, wie die Belichtung dahingehend zu korrigieren, dass wir möglichst hell, also auf dem Histogramm gesehen, möglichst weit nach rechts belichten. Wichtig dabei ist, dass wir nicht so weit überbelichten, dass Bildinformationen verloren gehen, also rechts abgeschnitten werden. Wir belichten quasi so hell wie möglich, aber so dunkel wie nötig. Deshalb unbedingt das Histogramm beachten.
Gerade bei Bildern direkt nach Sonnenuntergang wende ich diese Technik gerne an. Auf dem Raw-Bild sieht das erst einmal „falsch“ belichtet aus und so manch einer wird sich fragen, ob wir als Fotograf eigentlich wissen, was wir tun, aber in der Nachbearbeitung wird sich zeigen, dass wir dadurch möglichst viel Bildinformation geschaffen haben. In den Highlights ist nichts abgeschnitten und der dunkle Bildbereich ist möglichst hell fotografiert, so dass wir möglichst viele Informationen haben.
Über den Verschieberegler im nächsten Bild könnt ihr die Roh-Belichtung und die Belichtung nach der Bearbeitung vergleichen:
Sony a7III + Sony FE 2.8/16–25 mm GM @20 mm, f/11, 3/10 s, ISO 100
Belichtungsreihe (Bracketing)
Bei Lichtsituationen mit sehr großen Dynamikumfängen, bspw. in einem Tal bei Sonnenuntergang, nutze ich die Möglichkeit einer Belichtungsreihe. Das Tal liegt eventuell schon komplett im Schatten der Himmel allerdings ist noch sehr hell, da die Sonne noch vor dem Sonnenuntergang am Himmel steht. In diesem Fall nutze ich die Bracketing Funktion meiner Kamera und erstelle eine Bilderreihe von 3 oder 5 Bildern, mit unterschiedlicher Belichtung.
Mit Hilfe von Lightroom erstelle ich in der Nachbearbeitung ein HDR oder aber füge die Bilder über Luminanzmasken auf mehreren Ebenen in Photoshop zusammen. Oftmals reichen mir sogar zwei Belichtungen aus. Eine für den Himmel und eine für den Vordergrund, denn ich möchte keine unnatürliche Belichtung haben, d.h. der Vordergrund soll schon auch dunkler als der Himmel und kein „Einheitsbrei“ aus Mitteltönen.
Dieses Bild der Schindelbergkapelle im Kraichgau ist mittels HDR-Belichtungsreihe entstanden.
Diese und andere Aufnahmen als als Kunstdruck für dein Zuhause kannst du jederzeit unter „Prints“ direkt bei mir anfragen. Hergestellt von einem der weltweit führenden Fotolabore in höchster Qualität.
Wichtig ist, diese extreme Lichtsituation zu erkennen und dann die entsprechende Technik zu nutzen. So jedenfalls bekommt ihr das Optimum aus dem Himmel heraus. Denn, wie ihr wisst, kann der Himmel einen großen Teil eines Bildes in der Landschaftsfotografie ausmachen.