Im Tal der 72 Wasserfälle
Ausrüstung:
Sony a7 III
Sony FE 2.8/16–35 mm GM
Sony FE 4/24–105 mm G
Sigma 100–400 mm DG DN OS
DJI Mavic Air 2
Fotografische Schwierigkeiten im engen Tal
Fotografisch war es gar nicht so einfach im Tal von Lauterbrunnen die idealen Zeitpunkte für Fotos zu erwischen. Das Tal selbst verläuft ziemlich exakt in Nord-Süd-Achse. Es ist zudem recht eng und mit den hohen seitlichen Steilwänden, von teilweise 1000 m, hat man am Morgen und Abend sehr lange nur Schatten im Tal. Sobald die Sonne im Tal erscheint, steht sie allerdings schon sehr hoch und das Licht ist recht hart. Durch Recherchen im Internet wusste ich über diese Besonderheiten bescheid, was die Planung allerdings nicht sonderlich vereinfachte.
Um ehrlich zu sein, hätte ich mir teilweise einfach schlechteres Wetter gewünscht, was zwar das Licht uninteressant, aber das Fotografieren vereinfacht hätte.
Unsere Wohnung lag etwas südlich von Lauterbrunnen selbst. Einige Wasserfälle erreichte ich also spielend zu Fuß. Andere Spots wiederum, konnte man nur mit der Bahn erreichen, da der Verkehr mit dem Auto im Tal selbst recht eingeschränkt ist. Dennoch habe ich einige tolle Orte für Fotos besucht und möchte Sie euch in diesem Blog-Beitrag vorstellen, damit ihr sie euch in eure Planung mit aufnehmen könnt.
Lauterbrunnen
Lauterbrunnen selbst ist äußerst touristisch. Bedeutet, an der Hauptstraße entlang drängen sich links und rechts Hotels, Restaurants und Souvenirshops. Läuft man allerdings einen kleinen Fußweg entlang parallel zur Straße, so findet man einen tollen Foto-Spot, von dem aus man die kleine Kirche Lauterbrunnens mit dem Tal und den steil herabfallenden Felswänden inklusive Staubbachfall fotografieren kann.
Läuft man ein wenig weiter durch das Ort, so findet man immer wieder schöne Perspektiven auf den Kirchturm und den Staubbachfall. Um Staubbachfall und Kirchturm in einem Bild aufzunehmen, müsst ihr in diesem Fall Richtung Süden fotografieren. Wartet also nicht, bis in die Mittagsstunden, bis die Sonne direkt von vorne kommt. Seitlich einfallendes Licht am Morgen dürfte wohl am Besten sein. Oder nutzt einen Tag mit schlechterem Wetter. Das sorgt dann auch für eine interessante “moody” Bildstimmung.
Am Abend ist der Staubbachfall beleuchtet. Eine Möglichkeit Lauterbrunnen und seine Lichter, als auch den beleuchteten Staubbachfall zu fotografieren, besteht etwas oberhalb des Ortes. Oberhalb des Alters- und Pflegeheim am Wegrand zu einer Weide, nutzte ich diese schöne Perspektive, um ein Bild vom abendlichen Lauterbrunnen zu machen. Zu Fuß vom Ort in wenigen Minuten zu erreichen, auch wenn es kurzzeitig steil bergauf geht.
Diese und andere Aufnahmen als als Kunstdruck für dein Zuhause kannst du jederzeit unter “Prints” direkt bei mir anfragen. Hergestellt von einem der weltweit führenden Fotolabore in höchster Qualität.
Wie komme ich zum Spot oberhalb Lauterbrunnens?
Parkt am besten an der Schule Lauterbrunnen, dort sollte es genügend freie Parkplätze in den Abendstunden geben. Lauft dann den Berg hinauf, vorbei am Alten- und Pflegeheim, dem Fußweg in Richtung Wengen folgen.
Die Aussicht wird mit jedem Schritt besser. Wenn euch eine Parspektive zusagt, könnt ihr euch eine Komposition suchen.
Staubbachfall / Buchenbachfall
Staubbachfall und Buchenbachfall sind Wasserfälle in unmittelbarer Nähe von Lauterbrunnen. Wenn ihr vom Ort hinein ins Tal lauft, erreicht ihr beide innerhalb weniger Minuten. Von dort gibt es ebenfalls schöne Perspektiven, in denen ihr mal ein Haus oder auch Bäume und andere Vegetation in den Vordergrund nehmen könnt.
Obwohl sehr viele Touristen unterwegs waren, konnte ich immer wieder Mittel und Wege finden, sie aus meinen Fotos herauszuhalten.
Eine weitere Möglichkeit die besteht, ist den Staubbachfall von Wengen aus zu fotografieren. Hierzu benötigt ihr allerdings ein gutes Teleobjektiv, da die Entfernung doch bereits etwas weiter ist. Wie ihr nach Wengen kommt, lest ihr weiter unten.
In Marschrichtung weiter gen Süden aus Lauterbrunnen heraus findet ihr immer wieder kleine fotogene Hütten und Häuser, die aufgrund der steilen Felswände im Hintergrund tolle Fotomotive darstellen. Ich ermutige euch das Tal ein wenig zu entdecken, ihr werdet hunderte von Bildideen in eurem Kopf generieren. Wenn das Licht dann gerade nicht passt, versucht euch vorzustellen, wie es mit anderem Licht aussieht und kommt zur entsprechenden Tageszeit wieder.
Trümmelbachfälle
Ewas weiter außerhalb Lauterbrunnens in selber Richtung erreicht ihr die Trümmelbachfälle. Dank der vielen Autos auf dem großen Parkplatz ist diese Location kaum zu verfehlen. Bemerkenswert, wie sich das Wasser über Jahrtausende immer weiter in den Berg hineingefressen hat, so dass viele Kaskaden der Trümmelbachfälle innerhalb der dunklen Felsspalten liegen.
Fotografisch sind hier fast nur extreme Weitwinkelbrennweiten dienlich. Es sei denn ihr möchtet Details des fließende Wassers fotografieren. Für erste Versuche die Trümmelbachfälle aufzunehmen nutzte ich eine längere Belichtungszeit von 0,5 bis 2 Sekunden. Dadurch erhielt ich recht weich zerfließendes Wasser, was der puren Kraft der Wassermassen in diesem Fall überhaupt nicht Rechnung getragen hätte. Auch kürzere Belichtungszeiten von 1/100 Sek waren noch zu lang, für meinen Geschmack. Ich entschied mich daher schnell um, nutzte hohe ISO-Einstellungen und möglichst kurze Belichtungszeiten, sowie eine offene Blende, um das stürzende Wasser einzufrieren.
Meines Erachtens die ideale Entscheidung. So erkennt der Betrachter des Bildes sofort, dass es sich hier um einen großen, kraftvollen Wasserfall handelt.
Weiße Lütschiene
Wer von den Trümmelbachfälle weiter das Tal hinauf in Richtung Süden läuft, nutzt am besten die gut ausgebauten Wanderwege entlang der weißen Lütschiene. Der Fluß, der auch durch Lauterbrunnen fließt.
Vom Wegrand und Brücken aus, gibt es immer wieder Möglichkeiten schöne Perspektiven auf Fluss und Tal zu erhaschen. Immer wieder besteht auch die Möglichkeit nahe ans Ufer des Flusses zu gelangen, um wunderschöne Aufnahmen der Lütschiene mit ihrem türkisblauen Gletscherwasser zu machen.
Mürrenbachfall
Ein interessanter Wasserfall erwartet euch noch etwas weiter südlich. Der Mürrenbachfall. Ich habe mehrere Perspektiven versucht aufzunehmen. Sicherlich findet ihr noch mehr, wenn ihr auf die Suche geht.
Zugegeben ist er nicht ganz einfach imposant zu fotografieren. Seine enorme höhe ist in einem Bild kaum einzufangen. So nutzte ich einmal das Weitwinkel, um den Flusslauf, den er bildet und etwas Vegetation im Vordergrund zu haben. Ein Bild, dass recht gelungen ist, auch wenn der Mürrenbachfall im Hintergrund etwas klein wirkt.
Von anderer Perspektive aus, nutzte ich eine längere Brennweite, um einen schönen Abschnitt des fallenden Wassers einzufangen. Gerne hätte ich mir zum größenvergleich noch ein kleines Menschlein irgendwo davor gewünscht, aber leider bot sich kein “Model” an. So nahm ich einen etwas höher liegenden Abschnitt in den Fokus, der mir von der Bildgestaltung besser gefiel und nahm in Kauf, dass beide Bilder eventuell nur im Zusammenspiel die Größe dieses Naturspektakels verdeutlichen können.
Wengen
Für mich das Highlight dieser Tage: der Besuch von Wengen. Von Wengen aus hat man einen atemberaubenden Blick in das Tal Lauterbrunnens. Erreichbar ist Wengen über die Bahn von Lauterbrunnen aus und kann nicht mit dem Auto angesteuert werden. Dennoch sollte es auf der Checkliste für einen Besuch stehen.
In einer nicht all zu langen Wanderung erreicht man tolle Aussichtspunkte, wie z.B. den Mönchblick. Von hier aus, kann man den Gipfel des 4107 m hohen Berges Mönch und das Tal um Lauterbrunnen in einem überwältigenden Bild festhalten. Auch wenn fotografisch gesehen, nicht die besten Bedingungen herrschten, beeindrucken die Bilder von hier aus sehr.
Mit dem Teleobjektiv lassen sich von Wengen aus, einzelne Wasserfälle und Steilwände um Lauterbrunnen von oben einfangen, was einem noch eine zusätzliche Perspektive auf diese beeindruckenden Naturschauspiele bietet.
Es hätte durchaus hilfreich sein können, wären wir etwas früher am Morgen vor Ort gewesen. Allerdings hatte die “Sonnenseite” des Tals, durch die bereits weiter im Süden stehende Sonne in den Felsen auch mehr Licht und Schatten, also mehr Struktur zu bieten. Vorstellbar ist auch, dass in der blauen Stunde von hier oben wunderschöne Bilder aufgenommen werden können, sobald die Lichter der Dörfer beginnen zu leuchten.
Denkbar, dass wir ein weiteres Mal hier her kommen, und unseren Zeitplan für den Tag anders gestalten, um andere Lichtverhältnisse vorzufinden. Aber einen Besuch würde ich auf jeden Fall wieder einplanen!
Wie komme ich zum Mönchblick?
Mit dem Auto werdet ihr diesen Spot nicht erreichen. Nehmt die Bahn von Lauterbrunnen aus, nach Wengen.
Möchtet ihr nur zum Mönchblick, dann steigt an der Haltestelle Wengwald aus und wandert ein paar Metern den Gleisen entlang bergab, und vor dem Tunnel, durch den ihr gerade gekommen seid, nach links. In 5 — 10 Minuten erreicht ihr den Spot.
Natürlich ist es auch möglich vom Bahnhof Wengen direkt zu laufen, hier sind es aber 20–30 Minuten zu Fuß.