Unter­wegs im dichten Nebel im Allgäu

Ich schnappe den Ruck­sack und schließe die Tür der Feri­en­woh­nung auf dem Bauernhof leise hinter mir. Draußen ist es noch stock­finster und ich kenne mich komplett nicht aus in der Umge­bung und trotzdem breche ich auf zum Foto­gra­fieren. Endlich mal wieder nach gefühlt ewiger Zeit. Ich weiß, dass rund um den Bauernhof teils unbe­rührte Natur vorhanden ist. Also rein ins Unbe­kannte. Irgendwas zum Foto­gra­fieren findet sich immer. Aber dieses mal weiß ich noch nicht mal in welche Rich­tung ich am Besten gehe, ich muss mich von meiner Intui­tion leiten lassen. Ob dabei was raus­kommt? Mal schauen, was diese Land­schaft hier im Allgäu zu bieten hat. Dieser Morgen wird es zeigen. 

Den VLOG zum BLOG seht ihr unten auf der Seite oder ihr erreicht ihn über diesen Button:

Ausrüs­tung:

Sony a7IV
Sony FE 2.8/16–35 mm GM
Sony FE 4/24–105 mm G
Sony FE 100–400 mm GM
DJI Mini 3 Pro

Geplant, unge­plant … ganz egal

Vor ein paar Tagen erst, entschlossen wir uns noch einmal weg zu fahren. Mit unseren Kindern ein paar Tage auf einem Bauernhof verbringen, wäre doch eine schöne Sache, oder? Als suchten wir nach einem freien Plätz­chen und wurden im Allgäu fündig. Und nun, nur wenige Tage später schleppte ich die Koffer der Familie im Regen hinauf in unsere Wohnung über dem Bauernhof. Schön hier, wenn nur der Regen nicht wäre. Aber das wird schon noch die Tage, denke ich mir. Als ich am Abend unserer Ankunft alles in den Zimmern verstaut hatte, wurde es schon langsam dunkel draußen. Nichts mit mal noch kurz umschauen und die Gegend erkunden.

Ich schaute, was der Wetter­be­richt für den nächsten Morgen ankün­digte. Nebel­schleier. Na immerhin, das hört sich doch gut an. Wenn ich jetzt nur Zeit gehabt hätte, zu schauen, wo denn geeig­nete Motive in der Umge­bung zu finden sind. Dann gibt das eben ein Foto­walk ins Unbe­kannte. Was blieb mir anders übrig. Das ist doch auch mal eine Chall­enge. Biss­chen Loca­ti­ons­cou­ting während ich versuche ein Top-Bild zu bekommen. Mal schauen ob ich Erfolg habe.

Ich hatte schon einige Spots in der näheren Umge­bung ausge­kund­schaftet, so ist das nicht. Aber wenn es jetzt direkt vor der Haustür Nebel hat, warum soll ich da jetzt 20, 30 km fahren, wo das Risiko besteht, dass dort viel­leicht kein Nebel vorhanden ist. Also star­tete ich den Versuch hier im Dunkeln etwas zu finden. Instinktiv lief ich nach rechts, den Weg etwas nach unten. Keine Ahnung ob das eine Sack­gasse ist oder nicht.

Es heißt häufig, dass man in der Land­schafts­fo­to­grafie nur erfolg­reich sein kann, wenn man Fotos plant. Der Bild­aufbau sollte schon im Vorfeld im Kopf sein. Das Licht auf das Motiv vorher bereits berechnet. Apps unter­stützen bei der Planung. Losziehen braucht man nur noch, wenn die Wetter­pro­gnosen passen. Wenn dann der Tag gekommen ist und alles zusam­men­kommt. Raus­gehen, Bild machen, Einpa­cken, Bild­be­ar­bei­tung, Port­folio-Aufnahme fertig. Klingt irgendwie statisch, unemo­tional, oder? Wie das Abar­beiten einiger Akten im Büro. Irgendwie hatte ich schon häufiger das Gefühl, dass dieser Perfek­tio­nismus in der Vorbe­rei­tung dem Moment in der Natur den Zauber nimmt.

Ja, ich scoute, ich plane, ich schaue in den Wetter­be­richt, aber gerade als jemand, der mit Land­schafts­fo­to­grafie nicht sein Lebens­un­ter­halt verdient, sondern neben Beruf und Familie betreibt, da muss ich auch mal nehmen was kommt, wenn ich halt gerade Zeit habe. Ich ziehe häufig los, wenn ich nicht weiß, was mich erwartet. Auf gut Glück. Wenn ein Foto dabei raus­kommt, dass ich mir auch an die Wand hängen würde, dann war der Tag erfolg­reich. Das Leben im Moment, das “Darauf-einlassen”, was mir die Welt bietet, lässt mich auch emotional mit der Natur verbinden. Dann bin ich eben ein Foto­graf, der sich mehr von der Intui­tion leiten lässt, als von Apps, der auf das Glück des Tüch­tigen hofft, als sich auf die unemo­tio­nale Planung bis ins Detail verlässt. 

So gehe ich durch die dunkle Nacht, wohin mich meine Füße und meine Intui­tion auch hinbringen mögen. Ich konzen­triere mich im Dunkeln über­haupt etwas zu erkennen. Dann baue ich mein Stativ am Wegrand auf und mache ein erstes Foto. 30 Sekunden Belich­tungs­zeit sind notwendig, um das nötigste Licht auf den Sensor zu bekommen. So dunkel ist es noch. Also kein Grund zur Eile. Ich genieße die Stille. 

Stille im Allgäu | Sony a7 IV + Sony FE 4/24–105 mm G

Intui­tion & Aufmerksamkeit

Ich bin schon einige Minuten unter­wegs und es beginnt langsam zu Dämmern. Einige Lang­zeit­be­lich­tungen habe ich schon gemacht. Für die Blaue Stunde haben die Motive gut gepasst, die ich in der Dunkel­heit entdeckt hatte. Aber irgendwas sagte mir, dass es auf dem Weg, den ich einge­schlagen hatte nichts inter­es­santes mehr geben sollte, sobald die Sonne etwas stärker werden sollte. Also drehte ich um, um eine andere Rich­tung einzu­schlagen. Später zeigte sich, dass es die rich­tige Entschei­dung war. Auch wenn ein Blick über den Nebel von hier an diesem Morgen nicht möglich werden sollte. 

Ist eine gute Intui­tion notwendig um ein guter Foto­graf zu sein? Bestimmt ist es hilf­reich eine gute Intui­tion zu haben. Eine reiche Erfah­rung hilft aber auch, wenn man Einschätzen kann ob sich an der ein oder anderen Stelle etwas ergeben kann, oder nicht. Ob es sich quasi lohnt zu warten. Wenn du das Gefühl hast, keine gute Intui­tion zu besitzen, soll­test du defi­nitiv beginnen deine Fotos gut zu planen. Ein gute geplantes Foto hilft dir, wenn du vor Ort zu häufig die falschen Entschei­dungen triffst. Es spricht absolut nichts dagegen der “Planer” unter den Land­schafts­fo­to­grafen-Typen zu sein. 

Ich habe für mich schon häufig erlebt, dass auch die am besten durch­ge­planten Fotos nicht so funk­tio­nieren, wie ausge­dacht. Nicht, dass die Sonne plötz­lich an einem anderen Ort am Hori­zont aufgeht, nein. Aber eine aufzie­hende Wolke, die den Sonnen­stern verhin­dert, oder eine Wolken­for­ma­tion, die einen anderen Bild­aufbau förm­lich fordert, oder ähnli­ches. Auch kann eine neu eröff­nete Baustelle vor Ort, dir einen Strich durch die Rech­nung machen. Es gibt so vieles, was zwischen Planung und Foto kommen kann. In dem Fall, ob du eher der Planer oder der Intui­tive Foto­graf bist, ist vor allem deine Aufmerk­sam­keit gefor­dert. Wenn du erkennst, was störend auf dem Bild wirken wird, so dass dein Foto nicht klappen kann, wenn du erkennst, welche Optionen sich noch ergeben, manchmal auch ohne Bezug zu deinem geplanten Bild, dann kannst du trotzdem erfolg­reich sein.

Sanfte Wiesen im Allgäu | Sony a7 IV + Sony FE 4/24–105 mm G

Foto­gra­fieren unbe­kannter Landschaften

Immer wieder komme ich an den Punkt, an dem ich irgendwo in einer mir fremden Land­schaft stehe und foto­gra­fiere. Fast schon utopisch wäre zu denken, dass man jeden Ort immer und überall im Vorfeld gescoutet oder jedes Bild vor Ort geplant hat. Ich lasse mich also schon immer von meiner Intui­tion leiten. Der Emotion gegen­über der Natur und der Land­schaft vor Ort und versuche dabei möglichst Aufmerksam zu bleiben. Für Details und Ausschnitte der Land­schaft, also quasi inti­meren Szenen, die ich mit dem Tele­ob­jektiv aufnehme, mache mir Gedanken, wie die Szene auf einem Weit­winkel-Foto wirken könnte, und ich beachte auch die kleinen Details: Blüten, Pilze, Blätter, Moose, Farne, Struk­turen auf Holz, und, und, und. Wahr­schein­lich über­sieht man hunderte von Möglich­keiten. Wenn man mit Foto­gra­fen­kol­legen gemeinsam unter­wegs ist, komme ich immer wieder ins Schmun­zeln, was sie so sehen und entde­cken und auch sie sind faszi­niert, was ich wiederum erfasst habe. 

Wenn ich also so in Fremden Gefilden unter­wegs bin, dann versuche ich die Bild­kom­po­si­tionen nicht zu kompli­ziert zu gestalten. Einfache führende Linien und S‑Kurven funk­tio­nieren fast immer und erleich­tern einen Bild­aufbau. Versucht im Weit­win­kel­be­reich immer euch Vorder­grund, Mittel­grund und Hinter­grund bewusst zu machen, ohne zu kompli­ziert zu denken. Wenn man einen Ort schon etwas kennt, dann ist es viel eher denkbar, komplexe Kompo­si­tionen zu gestalten, als in völlig fremden Orten. 

Was das betrifft, bin auch ich eher ein doku­men­ta­risch-künst­le­ri­scher Foto­grafen-Typ. Ich halte mich eher selten für eine längere Zeit an einer Kompo­si­tion auf. Ich analy­siere die Szene recht schnell im Kopf und habe dann recht zügig eine Vorstel­lung davon wie, von welcher Posi­tion ich das, was mir die Natur vor Augen hält foto­gra­fiere möchte. Auch die visu­elle Balance ist für mich eher eine intui­tive, also gefühls­mä­ßige Sache. Auch nach vielen Analysen eigener und Bilder bekannter Foto-Künstler scheine ich das über die Jahre verin­ner­licht zu haben. Wenn es passt, gehe ich weiter. Suche eine weitere Perspek­tive oder ein weiteres Motiv. 

Auf zum Hügel | Sony a7 IV + Sony FE 4/24–105 mm G

Gehe raus!

So ist es auch mit anderen “Regeln” in der Foto­grafie. Ich persön­lich spreche ja lieber vom Werzeug­kasten. Hier gehören die tech­ni­schen Fähig­keiten genau so dazu, wie die Fähig­keiten ein Bild­aufbau inter­es­sant gestalten zu können. Mal eignet sich dazu die Drittel-Regel, ein anderes Mal ist es die perfekte Symme­trie. Es ist unab­dingbar Licht zu erkennen und sehen zu können. — Ja, nicht jeder kann das! 😉 Aber was, wenn das Licht so flach ist, das weder eine Rich­tung noch eine beson­dere Farbe vorhanden ist. Kann ich in diesem Moment niemals ein Top-Bild aufnehmen? Ganz gewiss nicht! Es gibt immer ein Motiv oder eine Bild­idee, die dafür perfekt ist. 

Habt ihr die Werk­zeuge verin­ner­licht und jeder­zeit abrufbar, dann zieht ihr ganz intuitiv das rich­tige Tool zur rich­tigen Zeit, ohne dafür zu viel nach­denken zu müssen. Und damit schließe ich den Kreis zu meinen Bedenken am Anfang des Morgens, los zu ziehen, ohne die Land­schaft zu vor ausge­kund­schaftet zu haben. Wenn du ein fähiger Foto­graf bist, der sich mit allen Werk­zeugen beschäf­tigt und sie verin­ner­licht hat, dann kannst du dennoch erfolg­reich sein, wenn du mal nicht alles durch­ge­plant hast. Zu Hause zu bleiben hilft dir nur dabei kein Foto zu machen, aber wenn du raus gehst, dann wirst du ganz gewiss mit etwas nach Hause kommen, dass du vorzeigen kannst. Ganz bestimmt!.

Zwie­licht im Nadel­wald | Sony a7 IV + Sony FE 4/24–105 mm G

Im VLOG unten, gehe ich dieses mal, auf die Situa­tion vor Ort ein, und nicht auf die Gedanken, die ich in diesem BLOG-Beitrag mit euch geteilt habe. Also schaut unbe­dingt ins Video, um zu schauen, wie ich mich durch den Nebel kämpfte und die Bilder, die ihr unten in der Galerie sehen könnt, aufge­nommen habe. 

Mein Lieb­lings­foto des Morgens ist übri­gens das folgende “Einsam im Morgen­nebel”. Es trifft foto­gra­fisch das Gefühl sehr gut, mit dem ich an solchen Morgen­stunden durch die Gegend laufe und die Natur genieße beim Foto­gra­fieren. Mal schauen, ob es nicht in den nächsten Tagen auch gerahmt an meine Wand kommt. 😉

Und mit diesen Aufnahmen im Gepäck, bin ich trotz der Unge­wiss­heit am Anfang mit einigen schönen erlebten Momenten — nassen Socken im Übrigen auch — und abwechs­lungs­reifen Bildern in die Feri­en­woh­nung zurück­ge­kehrt, um mit meiner Familie zu Frühstücken. 

Einsam im Morgen­nebel | Sony a7 IV + Sony FE 4/24–105 mm G

Diese und alle andere Aufnahmen dieses Beitrags kannst du unter “Prints” als Kunst­druck für deine Wand zu Hause direkt bei mir anfragen. 

Bilder aus dem VLOG

Nur eine halbe Stunde Auto­fahrt von meinem Zuhause entfernt liegt dieser Wald, voller Motive und foto­gra­fi­scher Schätze. Ich war das erste mal vor Ort, werde aber im Laufe des Jahres hoffent­lich noch einmal einen Besuch abstatten können. Hier sind alle Bilder aus dem VLOG zum anschauen. 

VLOG zum BLOG

Im heutigen VLOG/BLOG laufe ich durch unbe­kanntes Gefilde und versuche mit etwas Glück einige schöne Bilder zu machen. Ist was dabei, dass Port­folio-reif sein könnte? Schreibt es gerne in die Kommen­tare! Viel Spaß beim Anschauen!

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