Wald­fo­to­grafie im Regen — Ideal oder Qual?

Was macht man denn so an einem Sonn­tag­morgen um 6 Uhr im Sommer? Richtig, man steht tief im Wald im strö­menden Regen. Anstelle mich noch einmal in meine Bett­decke einzu­drehen, tropft mir der Regen von Kamera und Nase. Aber ich will nicht jammern, dieses Schicksal habe ich mir selbst ausge­sucht. Ist Regen­wetter für die Wald­fo­to­grafie ideal, oder wird der Morgen zur Qual für mich? Lest/Seht es selbst im heutigen VLOG/BLOG

Den VLOG zum BLOG seht ihr unten auf der Seite oder ihr erreicht ihn über diesen Button:

Ausrüs­tung:

Sony a7IV
Sony FE 2.8/16–35 mm GM
Sony FE 4/24–105 mm G
Sony FE 100–400 mm GM
DJI Mini 3 Pro

Nicht ganz so wie geplant

Okay, ich gebe es ja zu, es verlief nicht ganz so wie geplant. Ich hatte mir ein etwas höher gele­genes Wald­stück für diesen Morgen heraus­ge­sucht und gehofft, ich könnte in den Wolken stehen. Häufig ist es an diesem Ort so, dass sich die Wolken hier verhangen und man nicht selten perfekte Bedin­gungen für die Wald­fo­to­grafie antrifft. Aber scheinbar schafften es die Wolken heute immer wieder etwas höher und konnten mir so schön in den Nacken regnen. 

Aber der Regen bildet dennoch eine wunder­schöne Atmo­sphäre und Stim­mung im Wald, die dem Nebel in nichts nach­steht. Im Gegen­teil, sobald es aufhört zu regnen, ist es meist gleich wieder dunstig und neblig, so dass ohne Ende stim­mungs­volle Wald­bilder entstehen können. 

Da ich den Wald, den ich für diesen VLOG besuchte, noch nicht kannte, wollte ich die Zeit, bevor das Licht etwas besser durch­kommen sollte nutzen, um die Loca­tion kennen zu lernen. Heißt ich gehe erstmal das meiste ab und erkunde, was mir so ins Auge fällt. Manche Bilder mache ich direkt. Vor allem dann, wenn sie schon echt was beson­deres sind. Ich verliere mich aber nicht sofort im Klein-Klein. Manche Szenen spei­chere ich mir in mein Hinter­stüb­chen aber für später ab. Bei einer gänz­lich unbe­kannten Loca­tion, kann einem dabei nämlich der beste Shot, leicht durch die Lappen gehen. 

Junger Fingerhut im Nebel­wald | Sony a7 IV + Sony FE 4/24–105 mm G

Tipps für das Foto­gra­fieren im verreg­neten Wald

Habt neben dem Fokus und der Schär­fen­tiefe eures Bildes auch die Belich­tungs­zeit im Auge. Blätter neigen manchmal dazu sich zu bewegen. Gerade beim Über­gang von Nacht zu Tag, oder auch wenn Regen­tropfen auf sie herab­fallen. Möchtet ihr diese Bewe­gungs­un­schärfe vermeiden, müsst ihr wohl oder übel die ISO hoch­schrauben. Fragt euch deshalb was euch mehr wert ist, ein scharfes Foto oder ein biss­chen mehr Rauschen im Bild?

Gerade wenn der Nebel sehr stark ist, müsst ihr in einigen Fällen gar nicht zu arg abblenden, da die Schärfe im Hinter­grund auf Grund des Nebels so oder so nicht zu 100% vorhanden ist. Es reicht also eine etwas gerin­gere Tiefen­schärfe, mit Fokus auf dem Haupt­motiv. So habt ihr eine etwas offe­nere Blende, kürzere Belich­tungs­zeit und ggf. gerin­gere ISO. Prüft aber unbe­dingt jedes Bild an der Kamera, ob euch die Tiefen­schärfe ausreicht, oder nicht.

Die meisten Kameras und Objek­tive halten heut­zu­tage ein wenig Regen­wetter ohne weiteres aus. Wird es doch zu stark, gibt es verschie­dene Möglich­keiten mit dem Regen­wetter umzu­gehen. Ich habe dazu bereits einmal einen Beitrag gemacht. Besorgt euch Regen­cover für euren Ruck­sack und die Kamera, oder nutzt so etwas wie Abdeck­hauben oder auch Regen­schirme, wenn ihr vorhabt im strö­menden Regen zu foto­gra­fieren. Wenn ihr mal kurz ein paar Minuten im Regen seid, sollte der Regen aber nichts ausmachen. 

Vermeidet jeden­falls den Objek­tiv­wechsel, oder schirmt Kamera und Linsen gut gegen die Tropfen ab. Feuch­tig­keit sollte wenn möglich nicht ins innere der Kamera gelangen. 

Wird der Regen zu stark, dann scheut euch nicht abzu­bre­chen oder euch unter­zu­stellen, bis es wieder ein wenig besser wird. 

Medusa | Sony a7 IV + Sony FE 100–400 mm GM

Was suche ich im Wald

Gene­rell bieten große oder charak­ter­volle Bäume bessere Chancen auf eine gute Kompo­si­tion. Auch lich­tere Stellen im Wald können dem Licht etwas Rich­tung geben, die man im Bild nutzen kann. Also immer das Licht und seine Wirkung beobachten. 

Stehen Bäume weiter ausein­ander und hält sich der Boden- und Strauch­be­wuchs etwas in Grenzen, kann man eher mini­ma­lis­ti­schere Aufnahmen erzeugen. Ist der Boden durch­ge­hend bewu­chert, so kann dieser einen schönen Vorder­grund geben. Auch Farne bieten sich für tolle Vorder­gründe an. Wurzel­werk, auch Moos­be­wachsen sind tolle Vordergründe. 

Ist der Boden lang­weilig, oder Chaos pur, nutze ich gerne längere Brenn­weiten und picke mir Details oder inti­mere Szenen aus der Land­schaft heraus. Für all diese Dinge hilft das foto­gra­fi­sche Sehen und dafür müsst ihr üben, üben, üben.

Ruhe­mo­mente der Natur | Sony a7 IV + Sony FE 4/24–105 mm G

Wie gehe ich vor beim Bildaufbau

Habe ich also einen beson­deren Vorder­grund mit einem geeig­neten Gegen­spieler, oder ein beson­deres Motiv entdeckt, geht es darum einen geeig­neten Bild­aufbau hinzu­be­kommen. Hierzu lässt sich, foto­gra­fiert man weit­winklig, super das Handy nutzen, um den besten Kame­ra­stand­punkt auszu­pro­bieren. Hat man ein Klapp­dis­play an der Kamera, dann ist auch das “auspro­bieren” aus der Hand möglich. Gene­rell in den ersten Momenten solltet ihr ohne Stativ auskommen. Kommt es dann zur Aufnahme, weil ihr die beste Bild­kom­po­si­tion gefunden habt, dann nutzt das Stativ für perfekte Bilder.

Achtet bei der finalen Kompo­si­tion auf jedes Detail. Wenn möglich sollte zwischen einzelnen Bäumen eine schöne Sepa­rie­rung vorhanden sein. Der Nebel hilft hier natür­lich und ist nicht nur für die Tiefen­wir­kung im Bild gut. Im Wald können Zenti­meter entschei­dend sein. Lasst euch deshalb Zeit für das Bild und den finalen Shot. Seid perfek­tio­nis­tisch! Das wirkt sich auf euer Endergebnis aus.

Seit euch im klaren, dass ein nied­riger Kame­ra­stand­punkt den Mittel­grund verklei­nert, oder auch andere Elemente verschwinden lassen kann. Ein höherer Stand­punkt ist dann sinn­voll, wenn ihr über den Unter­grund foto­gra­fieren wollt, oder aber auch den Boden­be­wuchs in Szene setzen wollte. 

Foot­print | Sony a7 IV + Sony FE 4/24–105 mm G

Diese und alle andere Aufnahmen dieses Beitrags kannst du unter “Prints” als Kunst­druck für deine Wand zu Hause direkt bei mir anfragen. 

Bilder aus dem VLOG

Nur eine halbe Stunde Auto­fahrt von meinem Zuhause entfernt liegt dieser Wald, voller Motive und foto­gra­fi­scher Schätze. Ich war das erste mal vor Ort, werde aber im Laufe des Jahres hoffent­lich noch einmal einen Besuch abstatten können. Hier sind alle Bilder aus dem VLOG zum anschauen. 

VLOG zum BLOG

Harte Bedin­gungen an diesem Morgen, aber ande­rer­seits kann es für meine Lieb­lings­be­schäf­ti­gung dem Foto­gra­fieren im Wald gar nicht besser sein, denn es schüttet wie aus Eimern. Was man in solch einem Wetter für tolle Aufnahmen im Sommer­wald machen kann, das seht ihr im heutigen VLOG. Viel Spaß beim Anschauen!

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2 Responses

  1. Hallo Simon,

    wie ich im Kommentar zum Video schon schrieb: Ein tolles Video aus einem wunder­schönen Wald.
    Beim schönsten Bild “Ruhe­mo­mente der Natur” habe ich den Eindruck, dass es etwas zu grün­sti­chig ist. Die Blätter sollen grün sein, aber auch der Nebel? Falls meine Vermu­tung zutrifft: Es ist halt ein typi­sches Problem der Waldfotografie.
    Entweder mehr Magenta bei der Bear­bei­tung oder (wenn man einen Satz kleiner Grau- und Weiß­karten hat) zu Beginn ein Foto mit den Karten im Bild und per Pipette den Weiß­ab­gleich vornehmen. Funk­tio­niert nicht immer, aber erspart viel weitere Arbeit wenn es klappt. 

    Gruß Bernd

    1. Hi Bernd,

      vielen Dank für dein Feed­back! Du hast recht, dass viele Kameras (beson­ders meine alte Sony a7III) da wirk­lich Probleme mit dem Weiß­ab­gleich im Wald hatten. Die Sony a7IV macht es zu 99% echt Top.
      In diesem Fall wirkte der Nebel vor Ort, durch den grünen sommer­li­chen Wald, eben­falls schon grün­lich. Man erkennt es sogar im Video etwas und ich war vor Ort schon darüber erstaunt. In der Nach­be­ar­bei­tung habe ich das dann bewusst so gelassen, wie ich es auch vor Ort gesehen habe. Das zarte Grün unter­streicht die Ruhe und Gelas­sen­heit, die das Bild ausstrahlen soll und für das es in der Farb­sym­bolik steht, sogar noch etwas in meinen Augen. Aber ich denke hier kommt auch ein wenig der künst­le­ri­sche Aspekt der Foto­grafie zum Tragen. Vermut­lich würden 10 von 10 Foto­grafen dieses Bild auch ein wenig anders bearbeiten. 

      Viele Grüße,
      Simon

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